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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Des Lust-Spiels
die frau allzeit in den rücken stossen/ wenn er tremuli-
ren solte.

(Claudius kömmt mit einem finstern laterngen)
Doch sieh da/ mein ander ich/ mein hertzens-freund/ der
so gar eines sinnes mit mir ist/ daß er auch meine lieb-
ste haben will/ der stellet sich auch ein/ ich muß ihn vor-
an passiren lassen/ so höre ich kaum/ wie hoch sich seine
künste erstrecken.
(er tritt auf die seite.)
Claud. Gegrüsset seystu/ du dunckele nacht/ und ge-
grüsset seyd ihr/ ihr sterne/ die ihr zeugen seyn wollet/
daß ich mit einem liede eine liebste erwerben kan.
Komm heran du göttin Orpheus/ und stimme mit dei-
ner trompete denselben klang zuvor in meinen gedan-
cken an/ welchen ich durch den mund zu diesen fenstern
soll hinein schicken.

(Er reuspert sich/ endlich singet er nach der
melodey: Jch bin verliebt.)

MEchanie du schönes bild/
Du hast dich allbereit verhüllt/
Jn deinem zarten bette:
Ach wenn ich auch dergleichen ruh/
Auff meinem lager hätte!
Wiewohl du loses diebgen du/
Dein schlaff thut meinem wachen weh/
Mechanie.
2. Mechanie du harter sinn/
Gedencke/ daß ich krafftloß bin/
Wofern ich nicht empfange
Den schatz/ woran ich allbereit
Mit gantzem hertzen hange.
Entferne dich nicht allzuweit/
Mein
Des Luſt-Spiels
die frau allzeit in den ruͤcken ſtoſſen/ wenn er tremuli-
ren ſolte.

(Claudius koͤm̃t mit einem finſtern laterngen)
Doch ſieh da/ mein ander ich/ mein hertzens-freund/ der
ſo gar eines ſinnes mit mir iſt/ daß er auch meine lieb-
ſte haben will/ der ſtellet ſich auch ein/ ich muß ihn vor-
an paſſiren laſſen/ ſo hoͤre ich kaum/ wie hoch ſich ſeine
kuͤnſte erſtrecken.
(er tritt auf die ſeite.)
Claud. Gegruͤſſet ſeyſtu/ du dunckele nacht/ und ge-
gruͤſſet ſeyd ihr/ ihr ſterne/ die ihr zeugen ſeyn wollet/
daß ich mit einem liede eine liebſte erwerben kan.
Komm heran du goͤttin Orpheus/ und ſtimme mit dei-
ner trompete denſelben klang zuvor in meinen gedan-
cken an/ welchen ich durch den mund zu dieſen fenſtern
ſoll hinein ſchicken.

(Er reuſpert ſich/ endlich ſinget er nach der
melodey: Jch bin verliebt.)

MEchanie du ſchoͤnes bild/
Du haſt dich allbereit verhuͤllt/
Jn deinem zarten bette:
Ach wenn ich auch dergleichen ruh/
Auff meinem lager haͤtte!
Wiewohl du loſes diebgen du/
Dein ſchlaff thut meinem wachen weh/
Mechanie.
2. Mechanie du harter ſinn/
Gedencke/ daß ich krafftloß bin/
Wofern ich nicht empfange
Den ſchatz/ woran ich allbereit
Mit gantzem hertzen hange.
Entferne dich nicht allzuweit/
Mein
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[644/0660] Des Luſt-Spiels die frau allzeit in den ruͤcken ſtoſſen/ wenn er tremuli- ren ſolte. (Claudius koͤm̃t mit einem finſtern laterngen) Doch ſieh da/ mein ander ich/ mein hertzens-freund/ der ſo gar eines ſinnes mit mir iſt/ daß er auch meine lieb- ſte haben will/ der ſtellet ſich auch ein/ ich muß ihn vor- an paſſiren laſſen/ ſo hoͤre ich kaum/ wie hoch ſich ſeine kuͤnſte erſtrecken. (er tritt auf die ſeite.) Claud. Gegruͤſſet ſeyſtu/ du dunckele nacht/ und ge- gruͤſſet ſeyd ihr/ ihr ſterne/ die ihr zeugen ſeyn wollet/ daß ich mit einem liede eine liebſte erwerben kan. Komm heran du goͤttin Orpheus/ und ſtimme mit dei- ner trompete denſelben klang zuvor in meinen gedan- cken an/ welchen ich durch den mund zu dieſen fenſtern ſoll hinein ſchicken. (Er reuſpert ſich/ endlich ſinget er nach der melodey: Jch bin verliebt.) MEchanie du ſchoͤnes bild/ Du haſt dich allbereit verhuͤllt/ Jn deinem zarten bette: Ach wenn ich auch dergleichen ruh/ Auff meinem lager haͤtte! Wiewohl du loſes diebgen du/ Dein ſchlaff thut meinem wachen weh/ Mechanie. 2. Mechanie du harter ſinn/ Gedencke/ daß ich krafftloß bin/ Wofern ich nicht empfange Den ſchatz/ woran ich allbereit Mit gantzem hertzen hange. Entferne dich nicht allzuweit/ Mein

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/660>, abgerufen am 24.11.2024.