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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Dritte Handlung.
ler wären nicht klug/ und alle heuchler wären nicht
heilig?
Col. So wolte ich darzu setzen: alle praler wären
nicht reich.
Phil. Jch habe noch niemals gehört/ daß man des
unkrauts wegen den gantzen weitzen-acker verdammen
soll.
Sal. Zum wenigsten muß dieses gestanden wer-
den: Die kauff leute bringen dem Fürsten geld/ die ge-
lehrten und die geistlichen nehmen es wieder weg.
Col. Es sind schlechte leute welche noch geld zu ge-
ben müssen/ daß sie geduldet werden.
Phil. Und wer weiß woher ein Fürst den grösten
profit hat.
Sal. Ein kauffmann ist wie ein fruchtbarer apffel-
baum/ die andern sind wie die stoltzen linden/ die kön-
nen nichts/ als daß sie denen guten bäumen den safft
entziehen.
Col. Die kauff leute bringen früchte/ welche nie-
mand ohne die klugheit zu seine vortheil geniessen kan.
Phil. Unsre frucht ist unsichtbar/ aber desto gewis-
ser: mancher freuet sich/ der es auf 50 pro cento brin-
gen kan. Wer GOtt zu ehren was anlegt/ der hat
1000 pro cento.
Sal. Unterdessen so lange wir leben/ ist geld die lo-
sung.
Col. Aber die klugheit sucht das commando.
Phil. Und die frömmigkeit macht den ausschlag.
Aquil. Wir haben gnung gehöret. Nun wollen
wir unsere meynung darzu setzen: Ein königreich ist
nicht anders als eine person/ welche niemals gesünder
ist/ als wenn das geld in denen adern/ die klugheit im
kopffe/
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Dritte Handlung.
ler waͤren nicht klug/ und alle heuchler waͤren nicht
heilig?
Col. So wolte ich darzu ſetzen: alle praler waͤren
nicht reich.
Phil. Jch habe noch niemals gehoͤrt/ daß man des
unkrauts wegen den gantzen weitzen-acker verdammen
ſoll.
Sal. Zum wenigſten muß dieſes geſtanden wer-
den: Die kauff leute bringen dem Fuͤrſten geld/ die ge-
lehrten und die geiſtlichen nehmen es wieder weg.
Col. Es ſind ſchlechte leute welche noch geld zu ge-
ben muͤſſen/ daß ſie geduldet werden.
Phil. Und wer weiß woher ein Fuͤrſt den groͤſten
profit hat.
Sal. Ein kauffmann iſt wie ein fruchtbarer apffel-
baum/ die andern ſind wie die ſtoltzen linden/ die koͤn-
nen nichts/ als daß ſie denen guten baͤumen den ſafft
entziehen.
Col. Die kauff leute bringen fruͤchte/ welche nie-
mand ohne die klugheit zu ſeine vortheil genieſſen kan.
Phil. Unſre frucht iſt unſichtbar/ aber deſto gewiſ-
ſer: mancher freuet ſich/ der es auf 50 pro cento brin-
gen kan. Wer GOtt zu ehren was anlegt/ der hat
1000 pro cento.
Sal. Unterdeſſen ſo lange wir leben/ iſt geld die lo-
ſung.
Col. Aber die klugheit ſucht das commando.
Phil. Und die froͤmmigkeit macht den ausſchlag.
Aquil. Wir haben gnung gehoͤret. Nun wollen
wir unſere meynung darzu ſetzen: Ein koͤnigreich iſt
nicht anders als eine perſon/ welche niemals geſuͤnder
iſt/ als wenn das geld in denen adern/ die klugheit im
kopffe/
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[641/0657] Dritte Handlung. ler waͤren nicht klug/ und alle heuchler waͤren nicht heilig? Col. So wolte ich darzu ſetzen: alle praler waͤren nicht reich. Phil. Jch habe noch niemals gehoͤrt/ daß man des unkrauts wegen den gantzen weitzen-acker verdammen ſoll. Sal. Zum wenigſten muß dieſes geſtanden wer- den: Die kauff leute bringen dem Fuͤrſten geld/ die ge- lehrten und die geiſtlichen nehmen es wieder weg. Col. Es ſind ſchlechte leute welche noch geld zu ge- ben muͤſſen/ daß ſie geduldet werden. Phil. Und wer weiß woher ein Fuͤrſt den groͤſten profit hat. Sal. Ein kauffmann iſt wie ein fruchtbarer apffel- baum/ die andern ſind wie die ſtoltzen linden/ die koͤn- nen nichts/ als daß ſie denen guten baͤumen den ſafft entziehen. Col. Die kauff leute bringen fruͤchte/ welche nie- mand ohne die klugheit zu ſeine vortheil genieſſen kan. Phil. Unſre frucht iſt unſichtbar/ aber deſto gewiſ- ſer: mancher freuet ſich/ der es auf 50 pro cento brin- gen kan. Wer GOtt zu ehren was anlegt/ der hat 1000 pro cento. Sal. Unterdeſſen ſo lange wir leben/ iſt geld die lo- ſung. Col. Aber die klugheit ſucht das commando. Phil. Und die froͤmmigkeit macht den ausſchlag. Aquil. Wir haben gnung gehoͤret. Nun wollen wir unſere meynung darzu ſetzen: Ein koͤnigreich iſt nicht anders als eine perſon/ welche niemals geſuͤnder iſt/ als wenn das geld in denen adern/ die klugheit im kopffe/ S ſ

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/657>, abgerufen am 23.11.2024.