Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Lust-Spiels
lyrus ihn aufmuntern wil/ so offt läufft er
anders wohin.)
Phil. Du gibst mir anlaß/ daß ich meinen stock wie-
der suchen muß.
Vulg. Was geht denn vor/ daß ich meine gedan-
cken soll verstören lassen.
Phil. Du solst in die stadt gehn.
Vulg. Wenn es nicht | mehr ist als diß/ so will ich
stracks gehn.
(er geht)
Phil. Du narr/ wo wilst du hin?
Vulg. Jch will in die stadt gehn.
Phil. Was wilst du da machen?
Vulg. Das weiß ich nicht: So viel als mir befoh-
len wird/ so viel thue ich.
Phil. Du solst den befehl zuvor gantz anhören.
Vulg. Ach sagt es geschwind/ sonst setze ich mich
wieder in meine verliebte positur.
Phil. Jch will der jungfer in die stadt nachziehen/
drum geh und höre bey dem herrn vater/ ob ich mich
dürffte kühnlich vor ihm sehen lassen.
Vulg. Ach glückselig ist der augenblick/ da ihr sol-
che köstliche gedancken zu erst bekommen habt! Jch wil
nicht gehn/ ich will fliegen/ und heisst mich einen pickel-
hering/ wo ich nicht gute post zurück bringe.
Phil. Jch rathe dirs/ verderbe die sache nicht.
Vulg. Ach Herr! ich bin in die zofe so sehr verscha-
merirt/ daß ich in zwey tagen darvon gelauffen wäre/
wenn ihr nicht in die stadt kommen wäret. Doch le-
bet unterdessen wohl!
(Geht ab.)
Ja/ das heisst vexirt/ wer die colica so sehr im leibe
fühlt als ich: Jch habe das artige kammer-kätzgen/
welches der jungfer nachtrat/ nur einmahl angesehn/
so
Des Luſt-Spiels
lyrus ihn aufmuntern wil/ ſo offt laͤufft er
anders wohin.)
Phil. Du gibſt mir anlaß/ daß ich meinen ſtock wie-
der ſuchen muß.
Vulg. Was geht denn vor/ daß ich meine gedan-
cken ſoll verſtoͤren laſſen.
Phil. Du ſolſt in die ſtadt gehn.
Vulg. Wenn es nicht | mehr iſt als diß/ ſo will ich
ſtracks gehn.
(er geht)
Phil. Du narr/ wo wilſt du hin?
Vulg. Jch will in die ſtadt gehn.
Phil. Was wilſt du da machen?
Vulg. Das weiß ich nicht: So viel als mir befoh-
len wird/ ſo viel thue ich.
Phil. Du ſolſt den befehl zuvor gantz anhoͤren.
Vulg. Ach ſagt es geſchwind/ ſonſt ſetze ich mich
wieder in meine verliebte poſitur.
Phil. Jch will der jungfer in die ſtadt nachziehen/
drum geh und hoͤre bey dem herrn vater/ ob ich mich
duͤrffte kuͤhnlich vor ihm ſehen laſſen.
Vulg. Ach gluͤckſelig iſt der augenblick/ da ihr ſol-
che koͤſtliche gedancken zu erſt bekommen habt! Jch wil
nicht gehn/ ich will fliegen/ und heiſſt mich einen pickel-
hering/ wo ich nicht gute poſt zuruͤck bringe.
Phil. Jch rathe dirs/ verderbe die ſache nicht.
Vulg. Ach Herꝛ! ich bin in die zofe ſo ſehr verſcha-
merirt/ daß ich in zwey tagen darvon gelauffen waͤre/
wenn ihr nicht in die ſtadt kommen waͤret. Doch le-
bet unterdeſſen wohl!
(Geht ab.)
Ja/ das heiſſt vexirt/ wer die colica ſo ſehr im leibe
fuͤhlt als ich: Jch habe das artige kammer-kaͤtzgen/
welches der jungfer nachtrat/ nur einmahl angeſehn/
ſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <stage><pb facs="#f0616" n="600"/><fw place="top" type="header">Des Lu&#x017F;t-Spiels</fw><lb/>
lyrus ihn aufmuntern wil/ &#x017F;o offt la&#x0364;ufft er<lb/>
anders wohin.)</stage><lb/>
          <sp>
            <speaker>Phil.</speaker>
            <p>Du gib&#x017F;t mir anlaß/ daß ich meinen &#x017F;tock wie-<lb/>
der &#x017F;uchen muß.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Was geht denn vor/ daß ich meine gedan-<lb/>
cken &#x017F;oll ver&#x017F;to&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Phil.</speaker>
            <p>Du &#x017F;ol&#x017F;t in die &#x017F;tadt gehn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Wenn es nicht | mehr i&#x017F;t als diß/ &#x017F;o will ich<lb/>
&#x017F;tracks gehn.</p>
          </sp>
          <stage>(er geht)</stage><lb/>
          <sp>
            <speaker>Phil.</speaker>
            <p>Du narr/ wo wil&#x017F;t du hin?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Jch will in die &#x017F;tadt gehn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Phil.</speaker>
            <p>Was wil&#x017F;t du da machen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Das weiß ich nicht: So viel als mir befoh-<lb/>
len wird/ &#x017F;o viel thue ich.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Phil.</speaker>
            <p>Du &#x017F;ol&#x017F;t den befehl zuvor gantz anho&#x0364;ren.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Ach &#x017F;agt es ge&#x017F;chwind/ &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;etze ich mich<lb/>
wieder in meine verliebte po&#x017F;itur.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Phil.</speaker>
            <p>Jch will der jungfer in die &#x017F;tadt nachziehen/<lb/>
drum geh und ho&#x0364;re bey dem herrn vater/ ob ich mich<lb/>
du&#x0364;rffte ku&#x0364;hnlich vor ihm &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Ach glu&#x0364;ck&#x017F;elig i&#x017F;t der augenblick/ da ihr &#x017F;ol-<lb/>
che ko&#x0364;&#x017F;tliche gedancken zu er&#x017F;t bekommen habt! Jch wil<lb/>
nicht gehn/ ich will fliegen/ und hei&#x017F;&#x017F;t mich einen pickel-<lb/>
hering/ wo ich nicht gute po&#x017F;t zuru&#x0364;ck bringe.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Phil.</speaker>
            <p>Jch rathe dirs/ verderbe die &#x017F;ache nicht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Ach Her&#xA75B;! ich bin in die zofe &#x017F;o &#x017F;ehr ver&#x017F;cha-<lb/>
merirt/ daß ich in zwey tagen darvon gelauffen wa&#x0364;re/<lb/>
wenn ihr nicht in die &#x017F;tadt kommen wa&#x0364;ret. Doch le-<lb/>
bet unterde&#x017F;&#x017F;en wohl!</p>
            <stage>(Geht ab.)</stage><lb/>
            <p>Ja/ das hei&#x017F;&#x017F;t vexirt/ wer die colica &#x017F;o &#x017F;ehr im leibe<lb/>
fu&#x0364;hlt als ich: Jch habe das artige kammer-ka&#x0364;tzgen/<lb/>
welches der jungfer nachtrat/ nur einmahl ange&#x017F;ehn/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[600/0616] Des Luſt-Spiels lyrus ihn aufmuntern wil/ ſo offt laͤufft er anders wohin.) Phil. Du gibſt mir anlaß/ daß ich meinen ſtock wie- der ſuchen muß. Vulg. Was geht denn vor/ daß ich meine gedan- cken ſoll verſtoͤren laſſen. Phil. Du ſolſt in die ſtadt gehn. Vulg. Wenn es nicht | mehr iſt als diß/ ſo will ich ſtracks gehn. (er geht) Phil. Du narr/ wo wilſt du hin? Vulg. Jch will in die ſtadt gehn. Phil. Was wilſt du da machen? Vulg. Das weiß ich nicht: So viel als mir befoh- len wird/ ſo viel thue ich. Phil. Du ſolſt den befehl zuvor gantz anhoͤren. Vulg. Ach ſagt es geſchwind/ ſonſt ſetze ich mich wieder in meine verliebte poſitur. Phil. Jch will der jungfer in die ſtadt nachziehen/ drum geh und hoͤre bey dem herrn vater/ ob ich mich duͤrffte kuͤhnlich vor ihm ſehen laſſen. Vulg. Ach gluͤckſelig iſt der augenblick/ da ihr ſol- che koͤſtliche gedancken zu erſt bekommen habt! Jch wil nicht gehn/ ich will fliegen/ und heiſſt mich einen pickel- hering/ wo ich nicht gute poſt zuruͤck bringe. Phil. Jch rathe dirs/ verderbe die ſache nicht. Vulg. Ach Herꝛ! ich bin in die zofe ſo ſehr verſcha- merirt/ daß ich in zwey tagen darvon gelauffen waͤre/ wenn ihr nicht in die ſtadt kommen waͤret. Doch le- bet unterdeſſen wohl! (Geht ab.) Ja/ das heiſſt vexirt/ wer die colica ſo ſehr im leibe fuͤhlt als ich: Jch habe das artige kammer-kaͤtzgen/ welches der jungfer nachtrat/ nur einmahl angeſehn/ ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/616
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/616>, abgerufen am 25.11.2024.