Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünffte Handlung.
Leon. Jch gedachte mich der plagen
Jn dem kloster zu entschlagen:
Doch Camillo lockt mich an/
Daß ich mein vergnügtes leben/
Aller liebes-lust ergeben/
Und mich völlig trösten kan.
Cam. Ach wie haben meine feinde/
Ja wol auch die besten freunde/
Meiner unschuld zugesetzt:
Doch den himmel ließ ich walten/
Dieser hat mich wol erhalten/
Und hier steh ich unverletzt.
Leon. Jch gedenck an meine sünde/
Daß der eyfer zu geschwinde
Meinen sinn bezwungen hat/
Doch mit diesen liebes-küssen
Wil ich alle tage büssen/
Vor die schnöde missethat.
Cam. Jch gedencke nicht zurücke/
Selig/ wer dem guten glücke
Gleich so wol im schosse sitzt/
Alle feindschafft ist vergangen/
Jch empfinde mein verlangen/

Und die Unschuld wird beschützt.
(Sie gehen ab.)


Lust-
O o
Fuͤnffte Handlung.
Leon. Jch gedachte mich der plagen
Jn dem kloſter zu entſchlagen:
Doch Camillo lockt mich an/
Daß ich mein vergnuͤgtes leben/
Aller liebes-luſt ergeben/
Und mich voͤllig troͤſten kan.
Cam. Ach wie haben meine feinde/
Ja wol auch die beſten freunde/
Meiner unſchuld zugeſetzt:
Doch den himmel ließ ich walten/
Dieſer hat mich wol erhalten/
Und hier ſteh ich unverletzt.
Leon. Jch gedenck an meine ſuͤnde/
Daß der eyfer zu geſchwinde
Meinen ſinn bezwungen hat/
Doch mit dieſen liebes-kuͤſſen
Wil ich alle tage buͤſſen/
Vor die ſchnoͤde miſſethat.
Cam. Jch gedencke nicht zuruͤcke/
Selig/ wer dem guten gluͤcke
Gleich ſo wol im ſchoſſe ſitzt/
Alle feindſchafft iſt vergangen/
Jch empfinde mein verlangen/

Und die Unſchuld wird beſchuͤtzt.
(Sie gehen ab.)


Luſt-
O o
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0593" n="577"/>
          <fw place="top" type="header">Fu&#x0364;nffte Handlung.</fw><lb/>
          <sp>
            <speaker>Leon.</speaker>
            <p> <hi rendition="#fr">Jch gedachte mich der plagen<lb/>
Jn dem klo&#x017F;ter zu ent&#x017F;chlagen:<lb/>
Doch Camillo lockt mich an/<lb/>
Daß ich mein vergnu&#x0364;gtes leben/<lb/>
Aller liebes-lu&#x017F;t ergeben/<lb/>
Und mich vo&#x0364;llig tro&#x0364;&#x017F;ten kan.</hi> </p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Cam.</speaker>
            <p> <hi rendition="#fr">Ach wie haben meine feinde/<lb/>
Ja wol auch die be&#x017F;ten freunde/<lb/>
Meiner un&#x017F;chuld zuge&#x017F;etzt:<lb/>
Doch den himmel ließ ich walten/<lb/>
Die&#x017F;er hat mich wol erhalten/<lb/>
Und hier &#x017F;teh ich unverletzt.</hi> </p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Leon.</speaker>
            <p> <hi rendition="#fr">Jch gedenck an meine &#x017F;u&#x0364;nde/<lb/>
Daß der eyfer zu ge&#x017F;chwinde<lb/>
Meinen &#x017F;inn bezwungen hat/<lb/>
Doch mit die&#x017F;en liebes-ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Wil ich alle tage bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
Vor die &#x017F;chno&#x0364;de mi&#x017F;&#x017F;ethat.</hi> </p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Cam.</speaker>
            <p><hi rendition="#fr">Jch gedencke nicht zuru&#x0364;cke/<lb/>
Selig/ wer dem guten glu&#x0364;cke<lb/>
Gleich &#x017F;o wol im &#x017F;cho&#x017F;&#x017F;e &#x017F;itzt/<lb/>
Alle feind&#x017F;chafft i&#x017F;t vergangen/<lb/>
Jch empfinde mein verlangen/</hi><lb/>
Und die Un&#x017F;chuld wird be&#x017F;chu&#x0364;tzt.</p>
          </sp><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c">(Sie gehen ab.)</hi> </stage>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">O o</fw>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Lu&#x017F;t-</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[577/0593] Fuͤnffte Handlung. Leon. Jch gedachte mich der plagen Jn dem kloſter zu entſchlagen: Doch Camillo lockt mich an/ Daß ich mein vergnuͤgtes leben/ Aller liebes-luſt ergeben/ Und mich voͤllig troͤſten kan. Cam. Ach wie haben meine feinde/ Ja wol auch die beſten freunde/ Meiner unſchuld zugeſetzt: Doch den himmel ließ ich walten/ Dieſer hat mich wol erhalten/ Und hier ſteh ich unverletzt. Leon. Jch gedenck an meine ſuͤnde/ Daß der eyfer zu geſchwinde Meinen ſinn bezwungen hat/ Doch mit dieſen liebes-kuͤſſen Wil ich alle tage buͤſſen/ Vor die ſchnoͤde miſſethat. Cam. Jch gedencke nicht zuruͤcke/ Selig/ wer dem guten gluͤcke Gleich ſo wol im ſchoſſe ſitzt/ Alle feindſchafft iſt vergangen/ Jch empfinde mein verlangen/ Und die Unſchuld wird beſchuͤtzt. (Sie gehen ab.) Luſt- O o

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/593
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/593>, abgerufen am 23.11.2024.