Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Fünffte Handlung. (Borgia wird weggeführt/ Bastardo geht auch ab.) Cam. So will ich dem Poncinello den kopff ab- schlagen lassen/ und alsobald soll die execution vor sich gehen. (Hercules/ Camillo und Flavio gehn ab.) Claudio mit seiner rotte nimmt den Ponci- nello an. Ponc. Jch will dem Poncinello lassen den kopff abschlagen. Das war tröstlich. So werde ich treflich höflich werden/ und den hut allezeit in händen behal- ten/ weil ich ihn nirgend hinsetzen kan. Claud. Sieh da/ maußkopff! bistu wieder mein ge- fangener? wie heisse ich itzund? Ponc. Ey ich werde so viel wissen/ vergesse ich doch über den narrenpossen bald meinen nahmen. Claud. Sonst darffstu deinen kopff nicht schonen/ dencke immer weil du dencken kanst/ es möchte dir bald verboten werden. Ponc. Ey ihr brüder was vexirt ihr viel/ ihr wer- det mir nichts thun: Eine krähe hackt der andern nicht die augen aus. Claud. Komm du nur mit/ die augen wollen wir dir nicht aushacken. Der hals/ der hals wird dran müssen. Ponc. So muß ich sterben/ und ist kein ander mit- tel da? Claud. Ja/ vor dißmahl soll Poncinello eine span- ne kürtzer werden. Ponc. Nun so lasset mich doch meinen schwanen- gesang thun. Claud. Das sol ein schöner gesang werden. Ponc. N n 3
Fuͤnffte Handlung. (Borgia wird weggefuͤhrt/ Baſtardo geht auch ab.) Cam. So will ich dem Poncinello den kopff ab- ſchlagen laſſen/ und alſobald ſoll die execution vor ſich gehen. (Hercules/ Camillo und Flavio gehn ab.) Claudio mit ſeiner rotte nimmt den Ponci- nello an. Ponc. Jch will dem Poncinello laſſen den kopff abſchlagen. Das war troͤſtlich. So werde ich treflich hoͤflich werden/ und den hut allezeit in haͤnden behal- ten/ weil ich ihn nirgend hinſetzen kan. Claud. Sieh da/ maußkopff! biſtu wieder mein ge- fangener? wie heiſſe ich itzund? Ponc. Ey ich werde ſo viel wiſſen/ vergeſſe ich doch uͤber den narrenpoſſen bald meinen nahmen. Claud. Sonſt darffſtu deinen kopff nicht ſchonen/ dencke immer weil du dencken kanſt/ es moͤchte dir bald verboten werden. Ponc. Ey ihr bruͤder was vexirt ihr viel/ ihr wer- det mir nichts thun: Eine kraͤhe hackt der andern nicht die augen aus. Claud. Komm du nur mit/ die augen wollen wir dir nicht aushacken. Der hals/ der hals wird dran muͤſſen. Ponc. So muß ich ſterben/ und iſt kein ander mit- tel da? Claud. Ja/ vor dißmahl ſoll Poncinello eine ſpan- ne kuͤrtzer werden. Ponc. Nun ſo laſſet mich doch meinen ſchwanen- geſang thun. Claud. Das ſol ein ſchoͤner geſang werden. Ponc. N n 3
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Fuͤnffte Handlung.
(Borgia wird weggefuͤhrt/ Baſtardo
geht auch ab.)
Cam. So will ich dem Poncinello den kopff ab-
ſchlagen laſſen/ und alſobald ſoll die execution vor ſich
gehen.
(Hercules/ Camillo und Flavio gehn ab.)
Claudio mit ſeiner rotte nimmt den Ponci-
nello an.
Ponc. Jch will dem Poncinello laſſen den kopff
abſchlagen. Das war troͤſtlich. So werde ich treflich
hoͤflich werden/ und den hut allezeit in haͤnden behal-
ten/ weil ich ihn nirgend hinſetzen kan.
Claud. Sieh da/ maußkopff! biſtu wieder mein ge-
fangener? wie heiſſe ich itzund?
Ponc. Ey ich werde ſo viel wiſſen/ vergeſſe ich doch
uͤber den narrenpoſſen bald meinen nahmen.
Claud. Sonſt darffſtu deinen kopff nicht ſchonen/
dencke immer weil du dencken kanſt/ es moͤchte dir bald
verboten werden.
Ponc. Ey ihr bruͤder was vexirt ihr viel/ ihr wer-
det mir nichts thun: Eine kraͤhe hackt der andern nicht
die augen aus.
Claud. Komm du nur mit/ die augen wollen wir
dir nicht aushacken. Der hals/ der hals wird dran
muͤſſen.
Ponc. So muß ich ſterben/ und iſt kein ander mit-
tel da?
Claud. Ja/ vor dißmahl ſoll Poncinello eine ſpan-
ne kuͤrtzer werden.
Ponc. Nun ſo laſſet mich doch meinen ſchwanen-
geſang thun.
Claud. Das ſol ein ſchoͤner geſang werden.
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/581>, abgerufen am 18.06.2024. |