Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Fünffte Handlung. einen ehrlichen mann mir der zungen todt zu schlagen. Her. Was haben die andern zu zeugen? Simpl. (kniet) E. Hochfürstl. Durchl. muß ich wehmüthigst klagen/ daß dieser Poncinello mir un- längst die briefe verwechselt/ und ich also an statt der jenigen/ so ich vom Camillo aus Franckreich gebracht/ andere boßhaftige und verrätherische schreiben einge- liefert habe. Uber diß habe ich mit meinem unglück erfahren/ daß dieser Bandit erkaufft worden/ den Ca- millo aus dem weg zu räumen. Her. Wer ist Poncinello? Ponc. (legt sich die länge auff die erde hin) Jch bin der arme erden-kloß. Her. Hastu die briefe verwechselt? Ponc. Wer sich mit narren verwirt/ dem gehts när- risch. Her. So wird unsere frage nicht beantwortet. Ponc. Borgia hat mirs befohlen. Jch dachte/ was solche grosse leute haben wolten/ das wäre recht. Borg. Flavio solte sich der zeugen schämen: Jst nun ein fürstlicher diener gut genung/ das ein Bandit/ ein narr/ und seines widersachers stiefelschmierer wi- der ihn auffgeführet werden sol. Flav. Schau Borgiä/ hier sind die zeichen von den rechtmässigen briefen: Diese beschuldigen dich/ daß du fürstliche schreiben erbrochen hast. Herc. (nimmt sie) Wo kommet diß her. Ponc. Herr/ ich habe sie beym Borgia kriegt/ der sagte ich solte sie verbrennen. Borg. Daß du des todes seyst mit deinen lügen. Ponc. Kinder und narren reden die warheit: Wis- set ihr nicht/ da ihr mir so viel geld gabt? da ich jungfer Fickgen N n
Fuͤnffte Handlung. einen ehrlichen mann mir der zungen todt zu ſchlagen. Her. Was haben die andern zu zeugen? Simpl. (kniet) E. Hochfuͤrſtl. Durchl. muß ich wehmuͤthigſt klagen/ daß dieſer Poncinello mir un- laͤngſt die briefe verwechſelt/ und ich alſo an ſtatt der jenigen/ ſo ich vom Camillo aus Franckreich gebracht/ andere boßhaftige und verꝛaͤtheriſche ſchreiben einge- liefert habe. Uber diß habe ich mit meinem ungluͤck erfahren/ daß dieſer Bandit erkaufft worden/ den Ca- millo aus dem weg zu raͤumen. Her. Wer iſt Poncinello? Ponc. (legt ſich die laͤnge auff die erde hin) Jch bin der arme erden-kloß. Her. Haſtu die briefe verwechſelt? Ponc. Wer ſich mit narꝛen verwirt/ dem gehts naͤr- riſch. Her. So wird unſere frage nicht beantwortet. Ponc. Borgia hat miꝛs befohlen. Jch dachte/ was ſolche groſſe leute haben wolten/ das waͤre recht. Borg. Flavio ſolte ſich der zeugen ſchaͤmen: Jſt nun ein fuͤrſtlicher diener gut genung/ das ein Bandit/ ein naꝛr/ und ſeines widerſachers ſtiefelſchmierer wi- der ihn auffgefuͤhret werden ſol. Flav. Schau Borgiaͤ/ hier ſind die zeichen von den rechtmaͤſſigen briefen: Dieſe beſchuldigen dich/ daß du fuͤrſtliche ſchreiben erbrochen haſt. Herc. (nimmt ſie) Wo kommet diß her. Ponc. Heꝛr/ ich habe ſie beym Borgia kriegt/ der ſagte ich ſolte ſie verbrennen. Borg. Daß du des todes ſeyſt mit deinen luͤgen. Ponc. Kinder und naꝛren reden die warheit: Wiſ- ſet ihr nicht/ da ihr mir ſo viel geld gabt? da ich jungfer Fickgen N n
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp> <p><pb facs="#f0577" n="561"/><fw place="top" type="header">Fuͤnffte Handlung.</fw><lb/> einen ehrlichen mann mir der zungen todt zu ſchlagen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Her.</speaker> <p>Was haben die andern zu zeugen?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Simpl.</speaker> <stage>(kniet)</stage> <p>E. Hochfuͤrſtl. Durchl. muß ich<lb/> wehmuͤthigſt klagen/ daß dieſer Poncinello mir un-<lb/> laͤngſt die briefe verwechſelt/ und ich alſo an ſtatt der<lb/> jenigen/ ſo ich vom Camillo aus Franckreich gebracht/<lb/> andere boßhaftige und verꝛaͤtheriſche ſchreiben einge-<lb/> liefert habe. Uber diß habe ich mit meinem ungluͤck<lb/> erfahren/ daß dieſer Bandit erkaufft worden/ den Ca-<lb/> millo aus dem weg zu raͤumen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Her.</speaker> <p>Wer iſt Poncinello?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Ponc.</speaker> <stage>(legt ſich die laͤnge auff die erde hin)</stage><lb/> <p>Jch bin der arme erden-kloß.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Her.</speaker> <p>Haſtu die briefe verwechſelt?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Ponc.</speaker> <p>Wer ſich mit narꝛen verwirt/ dem gehts naͤr-<lb/> riſch.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Her.</speaker> <p>So wird unſere frage nicht beantwortet.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Ponc.</speaker> <p>Borgia hat miꝛs befohlen. Jch dachte/ was<lb/> ſolche groſſe leute haben wolten/ das waͤre recht.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Borg.</speaker> <p>Flavio ſolte ſich der zeugen ſchaͤmen: Jſt<lb/> nun ein fuͤrſtlicher diener gut genung/ das ein Bandit/<lb/> ein naꝛr/ und ſeines widerſachers ſtiefelſchmierer wi-<lb/> der ihn auffgefuͤhret werden ſol.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Flav.</speaker> <p>Schau Borgiaͤ/ hier ſind die zeichen von den<lb/> rechtmaͤſſigen briefen: Dieſe beſchuldigen dich/ daß du<lb/> fuͤrſtliche ſchreiben erbrochen haſt.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Herc.</speaker> <stage>(nimmt ſie)</stage> <p>Wo kommet diß her.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Ponc.</speaker> <p>Heꝛr/ ich habe ſie beym Borgia kriegt/ der<lb/> ſagte ich ſolte ſie verbrennen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Borg.</speaker> <p>Daß du des todes ſeyſt mit deinen luͤgen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Ponc.</speaker> <p>Kinder und naꝛren reden die warheit: Wiſ-<lb/> ſet ihr nicht/ da ihr mir ſo viel geld gabt? da ich jungfer<lb/> <fw place="bottom" type="sig">N n</fw><fw place="bottom" type="catch">Fickgen</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [561/0577]
Fuͤnffte Handlung.
einen ehrlichen mann mir der zungen todt zu ſchlagen.
Her. Was haben die andern zu zeugen?
Simpl. (kniet) E. Hochfuͤrſtl. Durchl. muß ich
wehmuͤthigſt klagen/ daß dieſer Poncinello mir un-
laͤngſt die briefe verwechſelt/ und ich alſo an ſtatt der
jenigen/ ſo ich vom Camillo aus Franckreich gebracht/
andere boßhaftige und verꝛaͤtheriſche ſchreiben einge-
liefert habe. Uber diß habe ich mit meinem ungluͤck
erfahren/ daß dieſer Bandit erkaufft worden/ den Ca-
millo aus dem weg zu raͤumen.
Her. Wer iſt Poncinello?
Ponc. (legt ſich die laͤnge auff die erde hin)
Jch bin der arme erden-kloß.
Her. Haſtu die briefe verwechſelt?
Ponc. Wer ſich mit narꝛen verwirt/ dem gehts naͤr-
riſch.
Her. So wird unſere frage nicht beantwortet.
Ponc. Borgia hat miꝛs befohlen. Jch dachte/ was
ſolche groſſe leute haben wolten/ das waͤre recht.
Borg. Flavio ſolte ſich der zeugen ſchaͤmen: Jſt
nun ein fuͤrſtlicher diener gut genung/ das ein Bandit/
ein naꝛr/ und ſeines widerſachers ſtiefelſchmierer wi-
der ihn auffgefuͤhret werden ſol.
Flav. Schau Borgiaͤ/ hier ſind die zeichen von den
rechtmaͤſſigen briefen: Dieſe beſchuldigen dich/ daß du
fuͤrſtliche ſchreiben erbrochen haſt.
Herc. (nimmt ſie) Wo kommet diß her.
Ponc. Heꝛr/ ich habe ſie beym Borgia kriegt/ der
ſagte ich ſolte ſie verbrennen.
Borg. Daß du des todes ſeyſt mit deinen luͤgen.
Ponc. Kinder und naꝛren reden die warheit: Wiſ-
ſet ihr nicht/ da ihr mir ſo viel geld gabt? da ich jungfer
Fickgen
N n
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |