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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Der beschützten Unschuld
Ponc. Wie sollen sie stehen/ schlecht genung/ wenn
ich mich nicht mit betteln behülffe/ so hätte ich unter-
weilen nichts zu fressen.
Simpl. Wer hat denn solche händel gemacht?
Pon. Jch weiß nicht. Flavio ist ein rechter vogel/
der wil die Leonore einem andern verheyrathen/ drum
muß Camillo vor nieder geschlagen werden/ versteht
ihr mich?
Simpl. Man sieht wie es geht.
Pon. Mein rath wäre/ euer herr sähe sich in Franck-
reich oder anderswo nach gelegenheit umb/ wo er in
das land wieder kömmt/ so ist er des lebens nicht sicher.
Simpl. Was fang ich nun an/ hier hab ich briefe
an den fürsten/ und an andere mehr.
Ponc. Jch wolte sie wieder zurück nehmen. Es ist
fürwar kein kinderspiel/ es steht leib und leben darauf.
Simpl. Es mag gerathen wie es will/ ich habe ein
gut gewissen/ sterbe ich/ so sterbe ich: was mir mein
Herr befohlen hat/ das will ich thun.
Ponc. Ey das wäre mir gleichwol leid/ wenn ich so
einen guten Patron verlieren solte. Hört/ kommt
hier mit herein/ und lasst euch eine ehre anthun/ unter-
dessen will ich sehn wie es läufft.
Simpl. Meinetwegen/ ich bin ohne diß von der
reise müde und durstig.
(sie gehen hinein.)
Poncinello kömmt mit Borgia heraus.
Borg. Was ist denn da?
Ponc. Ey was wird da seyn/ es ist alles verschoren
und verlohren.
Borg. Warumb aber?
Ponc. Darum/ daß wir verrathen seyn.
Borg. Du narr halt mich nicht auff.
Ponc.
Der beſchuͤtzten Unſchuld
Ponc. Wie ſollen ſie ſtehen/ ſchlecht genung/ wenn
ich mich nicht mit betteln behuͤlffe/ ſo haͤtte ich unter-
weilen nichts zu freſſen.
Simpl. Wer hat denn ſolche haͤndel gemacht?
Pon. Jch weiß nicht. Flavio iſt ein rechter vogel/
der wil die Leonore einem andern verheyrathen/ drum
muß Camillo vor nieder geſchlagen werden/ verſteht
ihr mich?
Simpl. Man ſieht wie es geht.
Pon. Mein rath waͤꝛe/ euer herꝛ ſaͤhe ſich in Franck-
reich oder anderswo nach gelegenheit umb/ wo er in
das land wieder koͤmmt/ ſo iſt er des lebens nicht ſicher.
Simpl. Was fang ich nun an/ hier hab ich briefe
an den fuͤrſten/ und an andere mehr.
Ponc. Jch wolte ſie wieder zuruͤck nehmen. Es iſt
fuͤrwar kein kinderſpiel/ es ſteht leib und leben darauf.
Simpl. Es mag gerathen wie es will/ ich habe ein
gut gewiſſen/ ſterbe ich/ ſo ſterbe ich: was mir mein
Herꝛ befohlen hat/ das will ich thun.
Ponc. Ey das waͤre mir gleichwol leid/ wenn ich ſo
einen guten Patron verlieren ſolte. Hoͤrt/ kommt
hier mit herein/ und laſſt euch eine ehre anthun/ unter-
deſſen will ich ſehn wie es laͤufft.
Simpl. Meinetwegen/ ich bin ohne diß von der
reiſe muͤde und durſtig.
(ſie gehen hinein.)
Poncinello koͤmmt mit Borgia heraus.
Borg. Was iſt denn da?
Ponc. Ey was wird da ſeyn/ es iſt alles verſchoren
und verlohren.
Borg. Warumb aber?
Ponc. Darum/ daß wir verrathen ſeyn.
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Ponc.
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[512/0528] Der beſchuͤtzten Unſchuld Ponc. Wie ſollen ſie ſtehen/ ſchlecht genung/ wenn ich mich nicht mit betteln behuͤlffe/ ſo haͤtte ich unter- weilen nichts zu freſſen. Simpl. Wer hat denn ſolche haͤndel gemacht? Pon. Jch weiß nicht. Flavio iſt ein rechter vogel/ der wil die Leonore einem andern verheyrathen/ drum muß Camillo vor nieder geſchlagen werden/ verſteht ihr mich? Simpl. Man ſieht wie es geht. Pon. Mein rath waͤꝛe/ euer herꝛ ſaͤhe ſich in Franck- reich oder anderswo nach gelegenheit umb/ wo er in das land wieder koͤmmt/ ſo iſt er des lebens nicht ſicher. Simpl. Was fang ich nun an/ hier hab ich briefe an den fuͤrſten/ und an andere mehr. Ponc. Jch wolte ſie wieder zuruͤck nehmen. Es iſt fuͤrwar kein kinderſpiel/ es ſteht leib und leben darauf. Simpl. Es mag gerathen wie es will/ ich habe ein gut gewiſſen/ ſterbe ich/ ſo ſterbe ich: was mir mein Herꝛ befohlen hat/ das will ich thun. Ponc. Ey das waͤre mir gleichwol leid/ wenn ich ſo einen guten Patron verlieren ſolte. Hoͤrt/ kommt hier mit herein/ und laſſt euch eine ehre anthun/ unter- deſſen will ich ſehn wie es laͤufft. Simpl. Meinetwegen/ ich bin ohne diß von der reiſe muͤde und durſtig. (ſie gehen hinein.) Poncinello koͤmmt mit Borgia heraus. Borg. Was iſt denn da? Ponc. Ey was wird da ſeyn/ es iſt alles verſchoren und verlohren. Borg. Warumb aber? Ponc. Darum/ daß wir verrathen ſeyn. Borg. Du narr halt mich nicht auff. Ponc.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/528>, abgerufen am 11.06.2024.