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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Und da ich endlich keine diebe
Zu meinem schaden fürchten kan.
Ein ander suche was er will/
Von meinem mädgen halt ich viel.

IX.
Dorindgen muß sich einer zauberey beschuldigen lassen.
DOrindgen darff ichs sagen/
Und darff ich ohne scheu
Dich öffentlich verklagen/
Mit deiner zauberey?
Ach du verwandelst meinen sinn/
Daß ch mir selbst nicht ähnlich bin.
2. Sonst ist mein junges hertz/
Bey allen mädgen kalt/
Und gibt der liebes-kertz
Gar schlechten auffenthalt/
Doch du verwandelst meinen sinn/
Daß ich bey dir verliebet bin.
3. Verlier ich ja bey andern
Manchmal ein gutes wort/
So bin ich nun von Flandern/
Und geh bey zeiten fort/
Doch du verwandelst meinen sinn
Daß ich bey dir beständig bin.
4. Jch habe meine brüder
Ohn allen schein geliebt/
Sie haben mich auch wieder
Mit willen nicht betrübt/
Doch du verwandelst meinen sinn/
Daß ich den freunden untreu bin.
5. Jch bin zur lust gebohren/
Die hängt mir allzeit an/
Und gibt mir nicht verlohren
So lang ich lispeln kan:
Doch

Und da ich endlich keine diebe
Zu meinem ſchaden fuͤrchten kan.
Ein ander ſuche was er will/
Von meinem maͤdgen halt ich viel.

IX.
Dorindgen muß ſich einer zauberey beſchuldigen laſſen.
DOrindgen darff ichs ſagen/
Und darff ich ohne ſcheu
Dich oͤffentlich verklagen/
Mit deiner zauberey?
Ach du verwandelſt meinen ſinn/
Daß ch mir ſelbſt nicht aͤhnlich bin.
2. Sonſt iſt mein junges hertz/
Bey allen maͤdgen kalt/
Und gibt der liebes-kertz
Gar ſchlechten auffenthalt/
Doch du verwandelſt meinen ſinn/
Daß ich bey dir verliebet bin.
3. Verlier ich ja bey andern
Manchmal ein gutes wort/
So bin ich nun von Flandern/
Und geh bey zeiten fort/
Doch du verwandelſt meinen ſinn
Daß ich bey dir beſtaͤndig bin.
4. Jch habe meine bruͤder
Ohn allen ſchein geliebt/
Sie haben mich auch wieder
Mit willen nicht betruͤbt/
Doch du verwandelſt meinen ſinn/
Daß ich den freunden untreu bin.
5. Jch bin zur luſt gebohren/
Die haͤngt mir allzeit an/
Und gibt mir nicht verlohren
So lang ich liſpeln kan:
Doch
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[0046] Und da ich endlich keine diebe Zu meinem ſchaden fuͤrchten kan. Ein ander ſuche was er will/ Von meinem maͤdgen halt ich viel. IX. Dorindgen muß ſich einer zauberey beſchuldigen laſſen. DOrindgen darff ichs ſagen/ Und darff ich ohne ſcheu Dich oͤffentlich verklagen/ Mit deiner zauberey? Ach du verwandelſt meinen ſinn/ Daß ch mir ſelbſt nicht aͤhnlich bin. 2. Sonſt iſt mein junges hertz/ Bey allen maͤdgen kalt/ Und gibt der liebes-kertz Gar ſchlechten auffenthalt/ Doch du verwandelſt meinen ſinn/ Daß ich bey dir verliebet bin. 3. Verlier ich ja bey andern Manchmal ein gutes wort/ So bin ich nun von Flandern/ Und geh bey zeiten fort/ Doch du verwandelſt meinen ſinn Daß ich bey dir beſtaͤndig bin. 4. Jch habe meine bruͤder Ohn allen ſchein geliebt/ Sie haben mich auch wieder Mit willen nicht betruͤbt/ Doch du verwandelſt meinen ſinn/ Daß ich den freunden untreu bin. 5. Jch bin zur luſt gebohren/ Die haͤngt mir allzeit an/ Und gibt mir nicht verlohren So lang ich liſpeln kan: Doch

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/46>, abgerufen am 21.11.2024.