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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Der betrübten u. getrösteten Galathee
Polyphemus.
Komm mein verliebter geist/ entreiß dich aus der höle
Der eitlen nichtigkeit/ und schwinge dich hinan/
Damit der schöne gruß von jener süssen seele/
Bey dir nach würdigkeit den einzug halten kan.
Laß alle grausamkeit und alle macht dahinden
Die sonst als eine last der glut im wege lag/
Daß ihre liebligkeit ein sanfftes lager finden/
Und das erhaltne wort mich recht bewegen mag.
Doch wo muß mein Mopsus bleiben/
Solt er etwa gar auf schreiben
Meinetwegen warten müssen/
Denn ich möcht es gerne wissen.
Mop. Jtzo fühl ich erst die noth/
Ach wie bitter ist der tod.
Pol. Wer ächtzt so jämmerlich/ wer schwatzet hier von
Mein knecht holla/ (sterben/
Was machstu da?
Jndem ich bey dir bin so darffstu nicht verderben.
Mop. Jch bin schon todt/ zu guter nacht/
Jch hab ein testament gemacht/
Da hab ich euch zu guter letzt
Und meiner mutter kuh zum erben eingesetzt.
Pol. Das zeichen ist mir gut/
Er hat sich so besoffen
Weil er so närrisch thut.
Drum kan ich leichtlich hoffen
Daß solches mir allein
Zu ehren muß geschehen seyn.
Mop. Es ist um mich geschehn/
Wer will ein armes würmgen sehn.
Pol. Steh auff/ und komm ins haus/
Da
Der betruͤbten u. getroͤſteten Galathee
Polyphemus.
Kom̃ mein verliebter geiſt/ entreiß dich aus der hoͤle
Der eitlen nichtigkeit/ und ſchwinge dich hinan/
Damit der ſchoͤne gruß von jener ſuͤſſen ſeele/
Bey dir nach wuͤrdigkeit den einzug halten kan.
Laß alle grauſamkeit und alle macht dahinden
Die ſonſt als eine laſt der glut im wege lag/
Daß ihre liebligkeit ein ſanfftes lager finden/
Und das erhaltne wort mich recht bewegen mag.
Doch wo muß mein Mopſus bleiben/
Solt er etwa gar auf ſchreiben
Meinetwegen warten muͤſſen/
Denn ich moͤcht es gerne wiſſen.
Mop. Jtzo fuͤhl ich erſt die noth/
Ach wie bitter iſt der tod.
Pol. Wer aͤchtzt ſo jaͤmmerlich/ wer ſchwatzet hier von
Mein knecht holla/ (ſterben/
Was machſtu da?
Jndem ich bey dir bin ſo darffſtu nicht verderben.
Mop. Jch bin ſchon todt/ zu guter nacht/
Jch hab ein teſtament gemacht/
Da hab ich euch zu guter letzt
Und meiner mutter kuh zum erben eingeſetzt.
Pol. Das zeichen iſt mir gut/
Er hat ſich ſo beſoffen
Weil er ſo naͤrriſch thut.
Drum kan ich leichtlich hoffen
Daß ſolches mir allein
Zu ehren muß geſchehen ſeyn.
Mop. Es iſt um mich geſchehn/
Wer will ein armes wuͤrmgen ſehn.
Pol. Steh auff/ und komm ins haus/
Da
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[436/0452] Der betruͤbten u. getroͤſteten Galathee Polyphemus. Kom̃ mein verliebter geiſt/ entreiß dich aus der hoͤle Der eitlen nichtigkeit/ und ſchwinge dich hinan/ Damit der ſchoͤne gruß von jener ſuͤſſen ſeele/ Bey dir nach wuͤrdigkeit den einzug halten kan. Laß alle grauſamkeit und alle macht dahinden Die ſonſt als eine laſt der glut im wege lag/ Daß ihre liebligkeit ein ſanfftes lager finden/ Und das erhaltne wort mich recht bewegen mag. Doch wo muß mein Mopſus bleiben/ Solt er etwa gar auf ſchreiben Meinetwegen warten muͤſſen/ Denn ich moͤcht es gerne wiſſen. Mop. Jtzo fuͤhl ich erſt die noth/ Ach wie bitter iſt der tod. Pol. Wer aͤchtzt ſo jaͤmmerlich/ wer ſchwatzet hier von Mein knecht holla/ (ſterben/ Was machſtu da? Jndem ich bey dir bin ſo darffſtu nicht verderben. Mop. Jch bin ſchon todt/ zu guter nacht/ Jch hab ein teſtament gemacht/ Da hab ich euch zu guter letzt Und meiner mutter kuh zum erben eingeſetzt. Pol. Das zeichen iſt mir gut/ Er hat ſich ſo beſoffen Weil er ſo naͤrriſch thut. Drum kan ich leichtlich hoffen Daß ſolches mir allein Zu ehren muß geſchehen ſeyn. Mop. Es iſt um mich geſchehn/ Wer will ein armes wuͤrmgen ſehn. Pol. Steh auff/ und komm ins haus/ Da

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/452>, abgerufen am 18.06.2024.