Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Fünfftes Gespräch. Jn specie geschworen/Wo ich ein mädgen finde/ Da will ich lose seyn: Sie fürchten sich der sünde Nur auff den blossen schein. Lis. Die mißgunst ist groß in der welt. Gil. Das kömmt daher/ weil das glück ungleich ausgetheilet ist. Lis. Es muß wol ungleich ausgetheilet werden/ weil die verdienste ungleich sind. Gil. Unterdessen urtheilt ein jedweder über seine meriten gar zu partheyisch: also daß keiner ist/ der sich nicht des höchsten glücks würdig schätze. Lis. Solche leute müssen sich lassen in die schule führen. Gil. Vielleicht hätten wir nicht pferde gnug. Fill. Ach mit eurer grillenfängerey. Wer alle ge- brechen bey den leuten will ausspintesiren/ der muß den tod zu gevattern bitten/ und sich 100 jahr einbin- den lassen/ sonst wird ihm das leben zu kurtz. Gieb lieber was zu singen her. Ros. Einmahl schwatzt er zu viel/ und das ander mahl kan er sich nicht satt singen. Fill. So gehts den leuten die keine masse treffen können. Ros. Mons. Gilanes hat er nichts/ wo der nichts zu singen kriegt/ so kömmt er wieder mit seinen reden auffgezogen. Gil. Jch will etwas suchen. Fill. Hier ist ein hübsches/ gieb es her. Gil. Ach es sind possen. Es brachte mir einer ei- ne hübsche Alemande/ und bat mich/ ich möchte doch sehen/ C c 5
Fuͤnfftes Geſpraͤch. Jn ſpecie geſchworen/Wo ich ein maͤdgen finde/ Da will ich loſe ſeyn: Sie fuͤrchten ſich der ſuͤnde Nur auff den bloſſen ſchein. Liſ. Die mißgunſt iſt groß in der welt. Gil. Das koͤmmt daher/ weil das gluͤck ungleich ausgetheilet iſt. Liſ. Es muß wol ungleich ausgetheilet werden/ weil die verdienſte ungleich ſind. Gil. Unterdeſſen urtheilt ein jedweder uͤber ſeine meriten gar zu partheyiſch: alſo daß keiner iſt/ der ſich nicht des hoͤchſten gluͤcks wuͤrdig ſchaͤtze. Liſ. Solche leute muͤſſen ſich laſſen in die ſchule fuͤhren. Gil. Vielleicht haͤtten wir nicht pferde gnug. Fill. Ach mit eurer grillenfaͤngerey. Wer alle ge- brechen bey den leuten will ausſpinteſiren/ der muß den tod zu gevattern bitten/ und ſich 100 jahr einbin- den laſſen/ ſonſt wird ihm das leben zu kurtz. Gieb lieber was zu ſingen her. Roſ. Einmahl ſchwatzt er zu viel/ und das ander mahl kan er ſich nicht ſatt ſingen. Fill. So gehts den leuten die keine maſſe treffen koͤnnen. Roſ. Monſ. Gilanes hat er nichts/ wo der nichts zu ſingen kriegt/ ſo koͤmmt er wieder mit ſeinen reden auffgezogen. Gil. Jch will etwas ſuchen. Fill. Hier iſt ein huͤbſches/ gieb es her. Gil. Ach es ſind poſſen. Es brachte mir einer ei- ne huͤbſche Alemande/ und bat mich/ ich moͤchte doch ſehen/ C c 5
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Fuͤnfftes Geſpraͤch.
Jn ſpecie geſchworen/
Wo ich ein maͤdgen finde/
Da will ich loſe ſeyn:
Sie fuͤrchten ſich der ſuͤnde
Nur auff den bloſſen ſchein.
Liſ. Die mißgunſt iſt groß in der welt.
Gil. Das koͤmmt daher/ weil das gluͤck ungleich
ausgetheilet iſt.
Liſ. Es muß wol ungleich ausgetheilet werden/
weil die verdienſte ungleich ſind.
Gil. Unterdeſſen urtheilt ein jedweder uͤber ſeine
meriten gar zu partheyiſch: alſo daß keiner iſt/ der ſich
nicht des hoͤchſten gluͤcks wuͤrdig ſchaͤtze.
Liſ. Solche leute muͤſſen ſich laſſen in die ſchule
fuͤhren.
Gil. Vielleicht haͤtten wir nicht pferde gnug.
Fill. Ach mit eurer grillenfaͤngerey. Wer alle ge-
brechen bey den leuten will ausſpinteſiren/ der muß
den tod zu gevattern bitten/ und ſich 100 jahr einbin-
den laſſen/ ſonſt wird ihm das leben zu kurtz. Gieb
lieber was zu ſingen her.
Roſ. Einmahl ſchwatzt er zu viel/ und das ander
mahl kan er ſich nicht ſatt ſingen.
Fill. So gehts den leuten die keine maſſe treffen
koͤnnen.
Roſ. Monſ. Gilanes hat er nichts/ wo der nichts
zu ſingen kriegt/ ſo koͤmmt er wieder mit ſeinen reden
auffgezogen.
Gil. Jch will etwas ſuchen.
Fill. Hier iſt ein huͤbſches/ gieb es her.
Gil. Ach es ſind poſſen. Es brachte mir einer ei-
ne huͤbſche Alemande/ und bat mich/ ich moͤchte doch
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