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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Und dieweil der unterricht
Deinem hertzen auch geschicht/
Vergiß mein nicht.

4. Jn dem kühlen rosenthale
War es gestern aufgeblüht/
Doch auf diesem bundten saale
Fand ich nichts was schöner sieht.
Drum so lange lust und licht
Durch die rosen- auen bricht/
Vergiß mein nicht.
5. Andre schöne blumen legen
Jhre frembde zierligkeit
Dieser demuth zwar entgegen/
Doch sie irren trefflich weit.
Meine blum ist abgericht/
Daß sie ohne falschheit spricht/
Vergiß mein nicht.
6. Drum so nimm auch diß geschencke
Mit geneigten händen hin/
Mein Dorindgen und gedencke
Mein im besten/ wo ich bin:
Dann das schöne blümgen spricht/
Wann die hoffnung selbsten bricht/
Vergiß mein nicht.
IV.
An seine Marilis/ als sie sauer sehen wolte.
ACh! mein Marilis/ was hab ich dann gethan/
Weßwegen sihst du mich mit solchen augen an/
Jst dann die gunst schon aus/ und soll der augen schein
Der meine sonne war/ nun mein comete seyn.
2. Was hast du dann darvon/ daß sich das rosenfeld
Der wangen also rauh als wie ein dornbusch stellt?
Und daß der schöne mund/ der sonst so süsse lacht/
Mir alle frölichkeit zu lauter nichte macht.
3. Du
B 4

Und dieweil der unterricht
Deinem hertzen auch geſchicht/
Vergiß mein nicht.

4. Jn dem kuͤhlen roſenthale
War es geſtern aufgebluͤht/
Doch auf dieſem bundten ſaale
Fand ich nichts was ſchoͤner ſieht.
Drum ſo lange luſt und licht
Durch die roſen- auen bricht/
Vergiß mein nicht.
5. Andre ſchoͤne blumen legen
Jhre frembde zierligkeit
Dieſer demuth zwar entgegen/
Doch ſie irren trefflich weit.
Meine blum iſt abgericht/
Daß ſie ohne falſchheit ſpricht/
Vergiß mein nicht.
6. Drum ſo nimm auch diß geſchencke
Mit geneigten haͤnden hin/
Mein Dorindgen und gedencke
Mein im beſten/ wo ich bin:
Dann das ſchoͤne bluͤmgen ſpricht/
Wann die hoffnung ſelbſten bricht/
Vergiß mein nicht.
IV.
An ſeine Marilis/ als ſie ſauer ſehen wolte.
ACh! mein Marilis/ was hab ich dann gethan/
Weßwegen ſihſt du mich mit ſolchen augen an/
Jſt dann die gunſt ſchon aus/ und ſoll der augen ſchein
Der meine ſonne war/ nun mein comete ſeyn.
2. Was haſt du dann darvon/ daß ſich das roſenfeld
Der wangen alſo rauh als wie ein dornbuſch ſtellt?
Und daß der ſchoͤne mund/ der ſonſt ſo ſuͤſſe lacht/
Mir alle froͤlichkeit zu lauter nichte macht.
3. Du
B 4
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[0039] Und dieweil der unterricht Deinem hertzen auch geſchicht/ Vergiß mein nicht. 4. Jn dem kuͤhlen roſenthale War es geſtern aufgebluͤht/ Doch auf dieſem bundten ſaale Fand ich nichts was ſchoͤner ſieht. Drum ſo lange luſt und licht Durch die roſen- auen bricht/ Vergiß mein nicht. 5. Andre ſchoͤne blumen legen Jhre frembde zierligkeit Dieſer demuth zwar entgegen/ Doch ſie irren trefflich weit. Meine blum iſt abgericht/ Daß ſie ohne falſchheit ſpricht/ Vergiß mein nicht. 6. Drum ſo nimm auch diß geſchencke Mit geneigten haͤnden hin/ Mein Dorindgen und gedencke Mein im beſten/ wo ich bin: Dann das ſchoͤne bluͤmgen ſpricht/ Wann die hoffnung ſelbſten bricht/ Vergiß mein nicht. IV. An ſeine Marilis/ als ſie ſauer ſehen wolte. ACh! mein Marilis/ was hab ich dann gethan/ Weßwegen ſihſt du mich mit ſolchen augen an/ Jſt dann die gunſt ſchon aus/ und ſoll der augen ſchein Der meine ſonne war/ nun mein comete ſeyn. 2. Was haſt du dann darvon/ daß ſich das roſenfeld Der wangen alſo rauh als wie ein dornbuſch ſtellt? Und daß der ſchoͤne mund/ der ſonſt ſo ſuͤſſe lacht/ Mir alle froͤlichkeit zu lauter nichte macht. 3. Du B 4

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/39>, abgerufen am 18.12.2024.