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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Vierdtes Gespräch.
Mel. Da müssen sie gedencken/ Fillidor meynt es
so böse nicht.
Liß. Er ist wie die ziegen/ er hat das fett seiner gu-
ten meynung gar einwerts gekehrt.
Fill. Und sie ist wie ein bock/ sie lässet die hörner ih-
rer tapfferkeit vor allen leuten sehn.
Gil. Wo sie lange mit einander disputiren/ so ver-
kehren sie die gantze welt.
Ros. Er ist ursache dran/ daß er nicht etwas dar-
zwischen singet.
Gil. Jch kan nicht singen wann ich keinen gehülf-
fen habe.
Ros. Er lasse sehn/ ich will ihm helffen/ aber es darf
kein garstiges seyn.
Gil. Ach ein schönes/ schön zu lesen/ schön zu hören
und zu riechen.
Ros. Er lobe es nicht zu sehr/ sonst scheint es/ als
wären ihm die nachtbarn nicht wohl gerathen.
Gil. Was aber lobens werth ist/ das werde ich
nicht tadeln.
Ros. Jch wolte es glauben/ wann ich wüste wie
man ein lied riechen könte.
Gil. Es liegt an einer kleinen erzehlung. Denn
siht sie/ es waren etliche jungfern beysammen/ und wie
sie ein spiel nach dem andern vornahmen/ so ward ei-
nes angefangen/ das heist etwan: Der krug kömmt etc.
Sie versteht es besser/ als ich es sagen kan. Nnn legt
ein mädgen dem andern unter den dreyen liebsten mei-
ne person auch vor/ und fragt/ was sie mit mir thun
wolte? Da sagt sie: ich solte ihr eine pomerantze und
ein sträußgen verehren. Solches erfuhr ich den an-
dern tag/ und indem ich des angenehmen kindes eigene
erklä-
A a 3
Vierdtes Geſpraͤch.
Mel. Da muͤſſen ſie gedencken/ Fillidor meynt es
ſo boͤſe nicht.
Liß. Er iſt wie die ziegen/ er hat das fett ſeiner gu-
ten meynung gar einwerts gekehrt.
Fill. Und ſie iſt wie ein bock/ ſie laͤſſet die hoͤrner ih-
rer tapfferkeit vor allen leuten ſehn.
Gil. Wo ſie lange mit einander diſputiren/ ſo ver-
kehren ſie die gantze welt.
Roſ. Er iſt urſache dran/ daß er nicht etwas dar-
zwiſchen ſinget.
Gil. Jch kan nicht ſingen wann ich keinen gehuͤlf-
fen habe.
Roſ. Er laſſe ſehn/ ich will ihm helffen/ aber es darf
kein garſtiges ſeyn.
Gil. Ach ein ſchoͤnes/ ſchoͤn zu leſen/ ſchoͤn zu hoͤren
und zu riechen.
Roſ. Er lobe es nicht zu ſehr/ ſonſt ſcheint es/ als
waͤren ihm die nachtbarn nicht wohl gerathen.
Gil. Was aber lobens werth iſt/ das werde ich
nicht tadeln.
Roſ. Jch wolte es glauben/ wann ich wuͤſte wie
man ein lied riechen koͤnte.
Gil. Es liegt an einer kleinen erzehlung. Denn
ſiht ſie/ es waren etliche jungfern beyſammen/ und wie
ſie ein ſpiel nach dem andern vornahmen/ ſo ward ei-
nes angefangen/ das heiſt etwan: Der krug koͤmmt ꝛc.
Sie verſteht es beſſer/ als ich es ſagen kan. Nnn legt
ein maͤdgen dem andern unter den dreyen liebſten mei-
ne perſon auch vor/ und fragt/ was ſie mit mir thun
wolte? Da ſagt ſie: ich ſolte ihr eine pomerantze und
ein ſtraͤußgen verehren. Solches erfuhr ich den an-
dern tag/ und indem ich des angenehmen kindes eigene
erklaͤ-
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[373/0389] Vierdtes Geſpraͤch. Mel. Da muͤſſen ſie gedencken/ Fillidor meynt es ſo boͤſe nicht. Liß. Er iſt wie die ziegen/ er hat das fett ſeiner gu- ten meynung gar einwerts gekehrt. Fill. Und ſie iſt wie ein bock/ ſie laͤſſet die hoͤrner ih- rer tapfferkeit vor allen leuten ſehn. Gil. Wo ſie lange mit einander diſputiren/ ſo ver- kehren ſie die gantze welt. Roſ. Er iſt urſache dran/ daß er nicht etwas dar- zwiſchen ſinget. Gil. Jch kan nicht ſingen wann ich keinen gehuͤlf- fen habe. Roſ. Er laſſe ſehn/ ich will ihm helffen/ aber es darf kein garſtiges ſeyn. Gil. Ach ein ſchoͤnes/ ſchoͤn zu leſen/ ſchoͤn zu hoͤren und zu riechen. Roſ. Er lobe es nicht zu ſehr/ ſonſt ſcheint es/ als waͤren ihm die nachtbarn nicht wohl gerathen. Gil. Was aber lobens werth iſt/ das werde ich nicht tadeln. Roſ. Jch wolte es glauben/ wann ich wuͤſte wie man ein lied riechen koͤnte. Gil. Es liegt an einer kleinen erzehlung. Denn ſiht ſie/ es waren etliche jungfern beyſammen/ und wie ſie ein ſpiel nach dem andern vornahmen/ ſo ward ei- nes angefangen/ das heiſt etwan: Der krug koͤmmt ꝛc. Sie verſteht es beſſer/ als ich es ſagen kan. Nnn legt ein maͤdgen dem andern unter den dreyen liebſten mei- ne perſon auch vor/ und fragt/ was ſie mit mir thun wolte? Da ſagt ſie: ich ſolte ihr eine pomerantze und ein ſtraͤußgen verehren. Solches erfuhr ich den an- dern tag/ und indem ich des angenehmen kindes eigene erklaͤ- A a 3

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/389>, abgerufen am 22.07.2024.