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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Erstes Gespräch.
Fill. Man wird ja an dem ausgange etwas gespü-
ret haben.
Gil. Er verderbte es hernach bey seinem Herrn/
daß er fort muste. Damit war es bey mir auch ver-
derbt/ daß ich mich seiner nicht mehr annahm.
Mel. Du hast es gemacht wie die mahler/ die hal-
ten die pinsel in ehren/ so lange sie zu gebrauchen sind;
wann sie stumpff werden/ werffen sie solche zum fenster
hinaus.
Gil. Man siehet wie es geht.
Fill. Aber wer ist dann das Marilißgen?
Gil. Sie ist Gleichviels tochter/ Mons. Toutuns
stieff-schwester.
Fill. Jch kenne die ehrlichen leute nicht.
Mel. Verstehst du den possen nicht? so fraget man
die bauren aus. Laß dir es gleichviel seyn wer sie ist.
Fill. Jch muß gestehen ich war gefangen. Doch
den schimpff laß ich mit einen feinen liedgen wieder
gut machen.
Gil. Bistu so leicht zu der güte zu behandeln/ so will
ich ein feines suchen. Hier hab ich eines da ein bräu-
tigam von seiner liebsten scheiden muste. Es ist nach
einer Frantzöschen melodey gesetzt/ und wer solche
nicht weiß/ dem kömmt es nicht halb so annehmlichen
vor.
Fill. Laß nur hören/ vielleicht ist sie mir bekant.
Gil. Das Frantzösche fängt sich also an:
Vous m' avez pris Divine par vos charmes.
ASträa bistu wol mit mir zu frieden
Daß ich zurücke reisen kan/
Nachdem ich dir mein hertz allhier beschieden
Und die versicherung gethan/
Daß
Erſtes Geſpraͤch.
Fill. Man wird ja an dem ausgange etwas geſpuͤ-
ret haben.
Gil. Er verderbte es hernach bey ſeinem Herrn/
daß er fort muſte. Damit war es bey mir auch ver-
derbt/ daß ich mich ſeiner nicht mehr annahm.
Mel. Du haſt es gemacht wie die mahler/ die hal-
ten die pinſel in ehren/ ſo lange ſie zu gebrauchen ſind;
wann ſie ſtumpff werden/ werffen ſie ſolche zum fenſter
hinaus.
Gil. Man ſiehet wie es geht.
Fill. Aber wer iſt dann das Marilißgen?
Gil. Sie iſt Gleichviels tochter/ Monſ. Toutuns
ſtieff-ſchweſter.
Fill. Jch kenne die ehrlichen leute nicht.
Mel. Verſtehſt du den poſſen nicht? ſo fraget man
die bauren aus. Laß dir es gleichviel ſeyn wer ſie iſt.
Fill. Jch muß geſtehen ich war gefangen. Doch
den ſchimpff laß ich mit einen feinen liedgen wieder
gut machen.
Gil. Biſtu ſo leicht zu der guͤte zu behandeln/ ſo will
ich ein feines ſuchen. Hier hab ich eines da ein braͤu-
tigam von ſeiner liebſten ſcheiden muſte. Es iſt nach
einer Frantzoͤſchen melodey geſetzt/ und wer ſolche
nicht weiß/ dem koͤmmt es nicht halb ſo annehmlichen
vor.
Fill. Laß nur hoͤren/ vielleicht iſt ſie mir bekant.
Gil. Das Frantzoͤſche faͤngt ſich alſo an:
Vous m’ avez pris Divine par vos charmes.
AStraͤa biſtu wol mit mir zu frieden
Daß ich zuruͤcke reiſen kan/
Nachdem ich dir mein hertz allhier beſchieden
Und die verſicherung gethan/
Daß
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[303/0319] Erſtes Geſpraͤch. Fill. Man wird ja an dem ausgange etwas geſpuͤ- ret haben. Gil. Er verderbte es hernach bey ſeinem Herrn/ daß er fort muſte. Damit war es bey mir auch ver- derbt/ daß ich mich ſeiner nicht mehr annahm. Mel. Du haſt es gemacht wie die mahler/ die hal- ten die pinſel in ehren/ ſo lange ſie zu gebrauchen ſind; wann ſie ſtumpff werden/ werffen ſie ſolche zum fenſter hinaus. Gil. Man ſiehet wie es geht. Fill. Aber wer iſt dann das Marilißgen? Gil. Sie iſt Gleichviels tochter/ Monſ. Toutuns ſtieff-ſchweſter. Fill. Jch kenne die ehrlichen leute nicht. Mel. Verſtehſt du den poſſen nicht? ſo fraget man die bauren aus. Laß dir es gleichviel ſeyn wer ſie iſt. Fill. Jch muß geſtehen ich war gefangen. Doch den ſchimpff laß ich mit einen feinen liedgen wieder gut machen. Gil. Biſtu ſo leicht zu der guͤte zu behandeln/ ſo will ich ein feines ſuchen. Hier hab ich eines da ein braͤu- tigam von ſeiner liebſten ſcheiden muſte. Es iſt nach einer Frantzoͤſchen melodey geſetzt/ und wer ſolche nicht weiß/ dem koͤmmt es nicht halb ſo annehmlichen vor. Fill. Laß nur hoͤren/ vielleicht iſt ſie mir bekant. Gil. Das Frantzoͤſche faͤngt ſich alſo an: Vous m’ avez pris Divine par vos charmes. AStraͤa biſtu wol mit mir zu frieden Daß ich zuruͤcke reiſen kan/ Nachdem ich dir mein hertz allhier beſchieden Und die verſicherung gethan/ Daß

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/319>, abgerufen am 22.07.2024.