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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Die gilt mir in den höchsten leide
Das beste labsal vor die müh:
Da schick ich meine sorgen hin
Wann ich im tiefsten kummer bin.

6. Da mag ich ungehindert schreiben/
Was andre mit beschweren thun:
Jch darff in meiner stuben bleiben/
Ja auch wohl gar im bette ruhn/
So fällt mir doch in solcher ruh/
Das allerschönste liedgen zu.
7. Begehrt ein Buhler meine lieder/
Jch fühle keinen schmertz davon:
Er geht die gassen auff und nieder/
Und hat nur qvaal und noth zu lohn:
Hingegen ich leb unbetrübt/
Und bin nur ins papier verliebt.
8. Wohlan ihr zucker-süssen stunden
Jhr habt mich offtermahls erqvickt:
Derhalben bin ich euch verbunden/
Und werde gleichsam gantz entzückt/
So bald mein geist auff dieses gut
Noch einen blick zurücke thut.

Hiermit befehle ich mich dem geneigten Leser in seine
gunst/ und gebe einem jedweden frey zu urtheilen
wie er will.

D. C.
Der

Die gilt mir in den hoͤchſten leide
Das beſte labſal vor die muͤh:
Da ſchick ich meine ſorgen hin
Wann ich im tiefſten kummer bin.

6. Da mag ich ungehindert ſchreiben/
Was andre mit beſchweren thun:
Jch darff in meiner ſtuben bleiben/
Ja auch wohl gar im bette ruhn/
So faͤllt mir doch in ſolcher ruh/
Das allerſchoͤnſte liedgen zu.
7. Begehrt ein Buhler meine lieder/
Jch fuͤhle keinen ſchmertz davon:
Er geht die gaſſen auff und nieder/
Und hat nur qvaal und noth zu lohn:
Hingegen ich leb unbetruͤbt/
Und bin nur ins papier verliebt.
8. Wohlan ihr zucker-ſuͤſſen ſtunden
Jhr habt mich offtermahls erqvickt:
Derhalben bin ich euch verbunden/
Und werde gleichſam gantz entzuͤckt/
So bald mein geiſt auff dieſes gut
Noch einen blick zuruͤcke thut.

Hiermit befehle ich mich dem geneigten Leſer in ſeine
gunſt/ und gebe einem jedweden frey zu urtheilen
wie er will.

D. C.
Der
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[288/0304] Die gilt mir in den hoͤchſten leide Das beſte labſal vor die muͤh: Da ſchick ich meine ſorgen hin Wann ich im tiefſten kummer bin. 6. Da mag ich ungehindert ſchreiben/ Was andre mit beſchweren thun: Jch darff in meiner ſtuben bleiben/ Ja auch wohl gar im bette ruhn/ So faͤllt mir doch in ſolcher ruh/ Das allerſchoͤnſte liedgen zu. 7. Begehrt ein Buhler meine lieder/ Jch fuͤhle keinen ſchmertz davon: Er geht die gaſſen auff und nieder/ Und hat nur qvaal und noth zu lohn: Hingegen ich leb unbetruͤbt/ Und bin nur ins papier verliebt. 8. Wohlan ihr zucker-ſuͤſſen ſtunden Jhr habt mich offtermahls erqvickt: Derhalben bin ich euch verbunden/ Und werde gleichſam gantz entzuͤckt/ So bald mein geiſt auff dieſes gut Noch einen blick zuruͤcke thut. Hiermit befehle ich mich dem geneigten Leſer in ſeine gunſt/ und gebe einem jedweden frey zu urtheilen wie er will. D. C. Der

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/304>, abgerufen am 10.06.2024.