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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Fünffte Handlung.
käntnüß verwirckter übelthat/ an statt gebührender
rache/ annehmen/ und uns künfftiger gnade und
wohlgewogenheit versichern wird. Der himmel be-
selige den schönen wechsel/ und lasse seine dienst-be-
gierigen freunde niemals in vergebener hoffnung
verbleiben.
Fl. Zu viel/ zu viel/ grosser Rodoman! die ehrerbie-
tung ist mir nechst der liebwerthen stimme/ so tieff
eingeprägt/ daß/ ob ich zwar meine freyheit wieder
gefunden/ ich doch in freywilliger dienstbarkeit des-
selben verbleiben will/ der aus itziger auffwartung
meine vormahlige liebe preisen und ermessen soll.
Drum/ was ist unhöffligkeit/ was ist unrecht/ worzu
nutzen die entschuldigungen/ und was sollen die
thränen abwaschen? Jch weiß von nichts/ und al-
so wird es unvonnöthen seyn/ um einige vergebung
anzuhalten. Jch bitte vielmehr/ mir zu verstat-
ten/ daß ich meine offt versäumte schuldigkeit ins
künfftige mit dero guten belieben einbringen möge.
Cl. Werther Floretto! und also darff ich meine sünd-
hafftigen augen wieder auffheben.
Fl. Werthe Clarisse! sie hat niemals ursache gehabt/
dieselben nieder zu schlagen.
Cl. Aber liebste Belisse! wie werde ich die beleidigung
euer person aussöhnen?
Bel. Liebste Clarisse! was die vergessenheit schon in
ihrer gewalt hat/ soll man durch kein unzeitiges an-
dencken hervor suchen. Wir leben vergnügt/ und
wünschen euch dergleichen glücke. Jm übrigen
wird uns keine zeit noch gelegenheit in unserer
pflicht nachlässig finden.
Rod. Nun der himmel segne eure liebe/
Clar.
Fuͤnffte Handlung.
kaͤntnuͤß verwirckter uͤbelthat/ an ſtatt gebuͤhrender
rache/ annehmen/ und uns kuͤnfftiger gnade und
wohlgewogenheit verſichern wird. Der himmel be-
ſelige den ſchoͤnen wechſel/ und laſſe ſeine dienſt-be-
gierigen freunde niemals in vergebener hoffnung
verbleiben.
Fl. Zu viel/ zu viel/ groſſer Rodoman! die ehrerbie-
tung iſt mir nechſt der liebwerthen ſtimme/ ſo tieff
eingepraͤgt/ daß/ ob ich zwar meine freyheit wieder
gefunden/ ich doch in freywilliger dienſtbarkeit deſ-
ſelben verbleiben will/ der aus itziger auffwartung
meine vormahlige liebe preiſen und ermeſſen ſoll.
Drum/ was iſt unhoͤffligkeit/ was iſt unrecht/ worzu
nutzen die entſchuldigungen/ und was ſollen die
thraͤnen abwaſchen? Jch weiß von nichts/ und al-
ſo wird es unvonnoͤthen ſeyn/ um einige vergebung
anzuhalten. Jch bitte vielmehr/ mir zu verſtat-
ten/ daß ich meine offt verſaͤumte ſchuldigkeit ins
kuͤnfftige mit dero guten belieben einbringen moͤge.
Cl. Werther Floretto! und alſo darff ich meine ſuͤnd-
hafftigen augen wieder auffheben.
Fl. Werthe Clariſſe! ſie hat niemals urſache gehabt/
dieſelben nieder zu ſchlagen.
Cl. Aber liebſte Beliſſe! wie werde ich die beleidigung
euer perſon ausſoͤhnen?
Bel. Liebſte Clariſſe! was die vergeſſenheit ſchon in
ihrer gewalt hat/ ſoll man durch kein unzeitiges an-
dencken hervor ſuchen. Wir leben vergnuͤgt/ und
wuͤnſchen euch dergleichen gluͤcke. Jm uͤbrigen
wird uns keine zeit noch gelegenheit in unſerer
pflicht nachlaͤſſig finden.
Rod. Nun der himmel ſegne eure liebe/
Clar.
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[269/0285] Fuͤnffte Handlung. kaͤntnuͤß verwirckter uͤbelthat/ an ſtatt gebuͤhrender rache/ annehmen/ und uns kuͤnfftiger gnade und wohlgewogenheit verſichern wird. Der himmel be- ſelige den ſchoͤnen wechſel/ und laſſe ſeine dienſt-be- gierigen freunde niemals in vergebener hoffnung verbleiben. Fl. Zu viel/ zu viel/ groſſer Rodoman! die ehrerbie- tung iſt mir nechſt der liebwerthen ſtimme/ ſo tieff eingepraͤgt/ daß/ ob ich zwar meine freyheit wieder gefunden/ ich doch in freywilliger dienſtbarkeit deſ- ſelben verbleiben will/ der aus itziger auffwartung meine vormahlige liebe preiſen und ermeſſen ſoll. Drum/ was iſt unhoͤffligkeit/ was iſt unrecht/ worzu nutzen die entſchuldigungen/ und was ſollen die thraͤnen abwaſchen? Jch weiß von nichts/ und al- ſo wird es unvonnoͤthen ſeyn/ um einige vergebung anzuhalten. Jch bitte vielmehr/ mir zu verſtat- ten/ daß ich meine offt verſaͤumte ſchuldigkeit ins kuͤnfftige mit dero guten belieben einbringen moͤge. Cl. Werther Floretto! und alſo darff ich meine ſuͤnd- hafftigen augen wieder auffheben. Fl. Werthe Clariſſe! ſie hat niemals urſache gehabt/ dieſelben nieder zu ſchlagen. Cl. Aber liebſte Beliſſe! wie werde ich die beleidigung euer perſon ausſoͤhnen? Bel. Liebſte Clariſſe! was die vergeſſenheit ſchon in ihrer gewalt hat/ ſoll man durch kein unzeitiges an- dencken hervor ſuchen. Wir leben vergnuͤgt/ und wuͤnſchen euch dergleichen gluͤcke. Jm uͤbrigen wird uns keine zeit noch gelegenheit in unſerer pflicht nachlaͤſſig finden. Rod. Nun der himmel ſegne eure liebe/ Clar.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/285>, abgerufen am 12.06.2024.