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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Vierdte Handlung.
Just. Die freyheit soll die wenigste vergeltung seyn.
Flor. Ein armer sclave kan nicht mehr begehren.
Just. Ein könig kan aber mehr schencken. Amyntas
soll ich bittselig seyn/ so gönn er mir die ehre/ und be-
gleite mich biß in mein losament/ vielleicht gibt uns
des Floretto gegenwart mehr anlaß von dieser mu-
sicalischen cur zu reden.
Am. Jch thue es nicht gerne/ meinem herrn beschwer-
lich zu seyn/ doch in dergleichen fällen bin ich lieber
unhöflich als ungehorsam.
Just. Keines von den beyden. (Sie complemen-
tiren und gehen ab.)
Ephialtes/ Pickelhäring.
Pick. O vater! wer sich nur solte zu tode sauffen/ daß
man der marter loß käme.
Eph. Du lieber sohn/ du hast ja sonst einen anschlä-
gischen kopff/ ist dann kein rath mehr da?
Pick. Mein rath-hauß ist eingefallen/ ich wüste itzt
keinen jungen ein schnipgen abzugewinnen/ geschwei-
ge/ daß ich solte solche reichshändel vornehmen.
Eph. Pickelhäring/ auf die seite/ die frau ist da.
Clar. Jch bin in meinen rachgierigen gedancken noch
nicht eins/ und wann ich mir die grausamste marter
vor augen stelle/ scheint es doch/ als wann sie mei-
nem gemüthe kaum die helffte könne gnug thun.
Floretto muß zwar gewiß sterben/ aber durch wel-
che thüre seine vermaledeyte seele den ausgang fin-
den wird/ das steht noch bey meiner erfindung. Jtzt
wolt ich gleichsam als zum vorgericht sehen/ wie sich
der eigensinnige ertz-tölpel unter den geisseln ver-
halten wird: das sey ihm geschworen/ so lang als
ein weiß plätzgen an seinem leibe seyn wird/ sollen
die
Vierdte Handlung.
Juſt. Die freyheit ſoll die wenigſte vergeltung ſeyn.
Flor. Ein armer ſclave kan nicht mehr begehren.
Juſt. Ein koͤnig kan aber mehr ſchencken. Amyntas
ſoll ich bittſelig ſeyn/ ſo goͤnn er mir die ehre/ und be-
gleite mich biß in mein loſament/ vielleicht gibt uns
des Floretto gegenwart mehr anlaß von dieſer mu-
ſicaliſchen cur zu reden.
Am. Jch thue es nicht gerne/ meinem herrn beſchwer-
lich zu ſeyn/ doch in dergleichen faͤllen bin ich lieber
unhoͤflich als ungehorſam.
Juſt. Keines von den beyden. (Sie complemen-
tiren und gehen ab.)
Ephialtes/ Pickelhaͤring.
Pick. O vater! wer ſich nur ſolte zu tode ſauffen/ daß
man der marter loß kaͤme.
Eph. Du lieber ſohn/ du haſt ja ſonſt einen anſchlaͤ-
giſchen kopff/ iſt dann kein rath mehr da?
Pick. Mein rath-hauß iſt eingefallen/ ich wuͤſte itzt
keinen jungen ein ſchnipgen abzugewiñen/ geſchwei-
ge/ daß ich ſolte ſolche reichshaͤndel vornehmen.
Eph. Pickelhaͤring/ auf die ſeite/ die frau iſt da.
Clar. Jch bin in meinen rachgierigen gedancken noch
nicht eins/ und wann ich mir die grauſamſte marter
vor augen ſtelle/ ſcheint es doch/ als wann ſie mei-
nem gemuͤthe kaum die helffte koͤnne gnug thun.
Floretto muß zwar gewiß ſterben/ aber durch wel-
che thuͤre ſeine vermaledeyte ſeele den ausgang fin-
den wird/ das ſteht noch bey meiner erfindung. Jtzt
wolt ich gleichſam als zum vorgericht ſehen/ wie ſich
der eigenſinnige ertz-toͤlpel unter den geiſſeln ver-
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[255/0271] Vierdte Handlung. Juſt. Die freyheit ſoll die wenigſte vergeltung ſeyn. Flor. Ein armer ſclave kan nicht mehr begehren. Juſt. Ein koͤnig kan aber mehr ſchencken. Amyntas ſoll ich bittſelig ſeyn/ ſo goͤnn er mir die ehre/ und be- gleite mich biß in mein loſament/ vielleicht gibt uns des Floretto gegenwart mehr anlaß von dieſer mu- ſicaliſchen cur zu reden. Am. Jch thue es nicht gerne/ meinem herrn beſchwer- lich zu ſeyn/ doch in dergleichen faͤllen bin ich lieber unhoͤflich als ungehorſam. Juſt. Keines von den beyden. (Sie complemen- tiren und gehen ab.) Ephialtes/ Pickelhaͤring. Pick. O vater! wer ſich nur ſolte zu tode ſauffen/ daß man der marter loß kaͤme. Eph. Du lieber ſohn/ du haſt ja ſonſt einen anſchlaͤ- giſchen kopff/ iſt dann kein rath mehr da? Pick. Mein rath-hauß iſt eingefallen/ ich wuͤſte itzt keinen jungen ein ſchnipgen abzugewiñen/ geſchwei- ge/ daß ich ſolte ſolche reichshaͤndel vornehmen. Eph. Pickelhaͤring/ auf die ſeite/ die frau iſt da. Clar. Jch bin in meinen rachgierigen gedancken noch nicht eins/ und wann ich mir die grauſamſte marter vor augen ſtelle/ ſcheint es doch/ als wann ſie mei- nem gemuͤthe kaum die helffte koͤnne gnug thun. Floretto muß zwar gewiß ſterben/ aber durch wel- che thuͤre ſeine vermaledeyte ſeele den ausgang fin- den wird/ das ſteht noch bey meiner erfindung. Jtzt wolt ich gleichſam als zum vorgericht ſehen/ wie ſich der eigenſinnige ertz-toͤlpel unter den geiſſeln ver- halten wird: das ſey ihm geſchworen/ ſo lang als ein weiß plaͤtzgen an ſeinem leibe ſeyn wird/ ſollen die

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/271>, abgerufen am 11.06.2024.