Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Vierdte Handlung. dieses die letzte gute nacht.(Belisse weinet.) (Pickelhäring kommt.) Jch halte/ der hencker schlägt sich gar mit meinem vater/ da geh ich nur/ und will ein zährgen brandtewein auffs hertze neh- men/ so führet ihn das unglück auch weg/ ich halte/ er meynt/ es sind narrenpossen/ als wann man den bauren die schoten hütet/ vater! vater! vater! wo steckt ihr? Eph. Nun schrey doch fein laut/ man weiß sonst nicht daß du da bist. Pick. Es ist auch wahr/ wann jemand unterdessen den armen sünder gestohlen hätte. Eph. Er ist uns gewiß gnug/ er dient weder zu sieden noch zu braten/ wer wolt ihn stehlen? Pick. Vater! ich weiß wol worzu er dient/ seht ihr nicht den jungen häscher da? Eph. Ja/ lerne du mich häscher kennen/ es ist unsre Jungfer. Pick. Es mag unsre Jungfer oder ihre mutter seyn/ wer in unser gehäge fällt/ der hats zu verantworten. Hört junges müensch/ wie lang ists/ daß ihr ein hä- scher seyd? Bel. Sieh da/ grobian/ redest du auch mit vornehmen leuten? Pick. Wann ich an eurer stelle wär/ ich würffe mit lo- sen worten um mich. Bel. Geh du bauer/ und schütte die unhöfligkeit bey deines gleichen aus. Pick. Jungfer/ sind diß die tittel alle? Bel. Haben dann alle drescher feyerabend gemacht/ daß mir der flegel hier im wege liegt? Pick. Q 3
Vierdte Handlung. dieſes die letzte gute nacht.(Beliſſe weinet.) (Pickelhaͤring kommt.) Jch halte/ der hencker ſchlaͤgt ſich gar mit meinem vater/ da geh ich nur/ und will ein zaͤhrgen brandtewein auffs hertze neh- men/ ſo fuͤhret ihn das ungluͤck auch weg/ ich halte/ er meynt/ es ſind narrenpoſſen/ als wann man den bauren die ſchoten huͤtet/ vater! vater! vater! wo ſteckt ihr? Eph. Nun ſchrey doch fein laut/ man weiß ſonſt nicht daß du da biſt. Pick. Es iſt auch wahr/ wann jemand unterdeſſen den armen ſuͤnder geſtohlen haͤtte. Eph. Er iſt uns gewiß gnug/ er dient weder zu ſieden noch zu braten/ wer wolt ihn ſtehlen? Pick. Vater! ich weiß wol worzu er dient/ ſeht ihr nicht den jungen haͤſcher da? Eph. Ja/ lerne du mich haͤſcher kennen/ es iſt unſre Jungfer. Pick. Es mag unſre Jungfer oder ihre mutter ſeyn/ wer in unſer gehaͤge faͤllt/ der hats zu verantworten. Hoͤrt junges muͤenſch/ wie lang iſts/ daß ihr ein haͤ- ſcher ſeyd? Bel. Sieh da/ grobian/ redeſt du auch mit vornehmen leuten? Pick. Wann ich an eurer ſtelle waͤr/ ich wuͤrffe mit lo- ſen worten um mich. Bel. Geh du bauer/ und ſchuͤtte die unhoͤfligkeit bey deines gleichen aus. Pick. Jungfer/ ſind diß die tittel alle? Bel. Haben dann alle dreſcher feyerabend gemacht/ daß mir der flegel hier im wege liegt? Pick. Q 3
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Vierdte Handlung.
dieſes die letzte gute nacht.
(Beliſſe weinet.)
(Pickelhaͤring kommt.) Jch halte/ der hencker
ſchlaͤgt ſich gar mit meinem vater/ da geh ich nur/
und will ein zaͤhrgen brandtewein auffs hertze neh-
men/ ſo fuͤhret ihn das ungluͤck auch weg/ ich halte/
er meynt/ es ſind narrenpoſſen/ als wann man den
bauren die ſchoten huͤtet/ vater! vater! vater! wo
ſteckt ihr?
Eph. Nun ſchrey doch fein laut/ man weiß ſonſt nicht
daß du da biſt.
Pick. Es iſt auch wahr/ wann jemand unterdeſſen den
armen ſuͤnder geſtohlen haͤtte.
Eph. Er iſt uns gewiß gnug/ er dient weder zu ſieden
noch zu braten/ wer wolt ihn ſtehlen?
Pick. Vater! ich weiß wol worzu er dient/ ſeht ihr
nicht den jungen haͤſcher da?
Eph. Ja/ lerne du mich haͤſcher kennen/ es iſt unſre
Jungfer.
Pick. Es mag unſre Jungfer oder ihre mutter ſeyn/
wer in unſer gehaͤge faͤllt/ der hats zu verantworten.
Hoͤrt junges muͤenſch/ wie lang iſts/ daß ihr ein haͤ-
ſcher ſeyd?
Bel. Sieh da/ grobian/ redeſt du auch mit vornehmen
leuten?
Pick. Wann ich an eurer ſtelle waͤr/ ich wuͤrffe mit lo-
ſen worten um mich.
Bel. Geh du bauer/ und ſchuͤtte die unhoͤfligkeit bey
deines gleichen aus.
Pick. Jungfer/ ſind diß die tittel alle?
Bel. Haben dann alle dreſcher feyerabend gemacht/
daß mir der flegel hier im wege liegt?
Pick.
Q 3
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