Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Der triumphirenden keuschheit freude und seine verlangte Belisse zum letzten mahl. Bel. Die sterne gehen unter/ und kommen wieder/ und die tugend/ wann sie versteckt ist/ kan nicht ewig ver- borgen bleiben. Fl. Jch wolte mich wol trösten/ ich bin auch in meinem gewissen freudig gnug/ aber indem ich sehe/ daß ich die hoffnung eurer besitzung verlassen muß/ ach so will mir das hertz zu wachs werden. Bel. Verlast euch auff den gütigen himmel/ eure un- schuld wird euch noch an das licht bringen. Flor. Freylich müssen wir das beste hoffen! aber auff allen fall/ liebste Belisse/ gute nacht. Bel. Floretto/ gebt euch zufrieden. Flor. Jch wils thun/ doch/ wo ich sterbe/ so denckt/ wer ich gewesen bin/ wie mich das glücke/ als einen leich- ten ball zu lauter unglücks-spielen herum geworffen hat/ und hiermit zu tausend gutet nacht. Bel. Wo Floretto stirbt/ kan Belisse nicht leben blei- ben/ dann es kan noch viel versucht werden. Flor. Alsdann soll unsre zusammenkunfft desto fröli- cher seyn; doch itzo kan ich nichts thun/ als daß ich betrübten abschied nehme. Allerliebste Belisse! lebet wohl/ und wo ich als ein unschuldiges opffer vor der Clarissen sünde büssen muß/ so lasst mich doch den trost mit in das grab nehmen/ daß ich von dero jenigen beklaget werde/ die in besitzung meines hertzens die erste und die letzte gewesen ist. Lasset euch mein keusches und heiliges feuer auch in der asche gefallen/ damit ich durch das selige andencken eures hertzlichen mitleidens meine seele in der ab- scheulichen todes-noth besänfftige. Nun wir se- hen einander schwerlich wieder/ drum sey auch dieses
Der triumphirenden keuſchheit freude und ſeine verlangte Beliſſe zum letzten mahl. Bel. Die ſterne gehen unter/ und kommen wieder/ und die tugend/ wann ſie verſteckt iſt/ kan nicht ewig ver- borgen bleiben. Fl. Jch wolte mich wol troͤſten/ ich bin auch in meinem gewiſſen freudig gnug/ aber indem ich ſehe/ daß ich die hoffnung eurer beſitzung verlaſſen muß/ ach ſo will mir das hertz zu wachs werden. Bel. Verlaſt euch auff den guͤtigen himmel/ eure un- ſchuld wird euch noch an das licht bringen. Flor. Freylich muͤſſen wir das beſte hoffen! aber auff allen fall/ liebſte Beliſſe/ gute nacht. Bel. Floretto/ gebt euch zufrieden. Flor. Jch wils thun/ doch/ wo ich ſterbe/ ſo denckt/ wer ich geweſen bin/ wie mich das gluͤcke/ als einen leich- ten ball zu lauter ungluͤcks-ſpielen herum geworffen hat/ und hiermit zu tauſend gutet nacht. Bel. Wo Floretto ſtirbt/ kan Beliſſe nicht leben blei- ben/ dann es kan noch viel verſucht werden. Flor. Alsdann ſoll unſre zuſammenkunfft deſto froͤli- cher ſeyn; doch itzo kan ich nichts thun/ als daß ich betruͤbten abſchied nehme. Allerliebſte Beliſſe! lebet wohl/ und wo ich als ein unſchuldiges opffer vor der Clariſſen ſuͤnde buͤſſen muß/ ſo laſſt mich doch den troſt mit in das grab nehmen/ daß ich von dero jenigen beklaget werde/ die in beſitzung meines hertzens die erſte und die letzte geweſen iſt. Laſſet euch mein keuſches und heiliges feuer auch in der aſche gefallen/ damit ich durch das ſelige andencken eures hertzlichen mitleidens meine ſeele in der ab- ſcheulichen todes-noth beſaͤnfftige. Nun wir ſe- hen einander ſchwerlich wieder/ drum ſey auch dieſes
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Der triumphirenden keuſchheit
freude und ſeine verlangte Beliſſe zum letzten mahl.
Bel. Die ſterne gehen unter/ und kommen wieder/ und
die tugend/ wann ſie verſteckt iſt/ kan nicht ewig ver-
borgen bleiben.
Fl. Jch wolte mich wol troͤſten/ ich bin auch in meinem
gewiſſen freudig gnug/ aber indem ich ſehe/ daß ich
die hoffnung eurer beſitzung verlaſſen muß/ ach ſo
will mir das hertz zu wachs werden.
Bel. Verlaſt euch auff den guͤtigen himmel/ eure un-
ſchuld wird euch noch an das licht bringen.
Flor. Freylich muͤſſen wir das beſte hoffen! aber auff
allen fall/ liebſte Beliſſe/ gute nacht.
Bel. Floretto/ gebt euch zufrieden.
Flor. Jch wils thun/ doch/ wo ich ſterbe/ ſo denckt/ wer
ich geweſen bin/ wie mich das gluͤcke/ als einen leich-
ten ball zu lauter ungluͤcks-ſpielen herum geworffen
hat/ und hiermit zu tauſend gutet nacht.
Bel. Wo Floretto ſtirbt/ kan Beliſſe nicht leben blei-
ben/ dann es kan noch viel verſucht werden.
Flor. Alsdann ſoll unſre zuſammenkunfft deſto froͤli-
cher ſeyn; doch itzo kan ich nichts thun/ als daß ich
betruͤbten abſchied nehme. Allerliebſte Beliſſe!
lebet wohl/ und wo ich als ein unſchuldiges opffer
vor der Clariſſen ſuͤnde buͤſſen muß/ ſo laſſt mich
doch den troſt mit in das grab nehmen/ daß ich von
dero jenigen beklaget werde/ die in beſitzung meines
hertzens die erſte und die letzte geweſen iſt. Laſſet
euch mein keuſches und heiliges feuer auch in der
aſche gefallen/ damit ich durch das ſelige andencken
eures hertzlichen mitleidens meine ſeele in der ab-
ſcheulichen todes-noth beſaͤnfftige. Nun wir ſe-
hen einander ſchwerlich wieder/ drum ſey auch
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/260>, abgerufen am 16.07.2024. |