Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Der triumphirenden keuschheit verscharren/ ach wer wolte so beredt seyn/ die ver-gnügung vorzustellen. Ein schertz treibet den an- dern/ ein kuß verhindert den andern/ ein blick ver- zehrt den andern/ ein griffgen - - - ach ich mag nicht weiter reden/ ich werde selbst verliebt davon. Da Floretto/ nimm den fliegen-wedel/ und gib ach- tung/ indem ich dem süssen schlaffe nachhänge/ daß mich keine fliege verunruhige. Flor. An meiner auffachtsamkeit will ich nichts er- mangeln lassen. (Sie legt sich/ unterdessen wird gesungen.) ACh Floretto! laß dein glücke Dir nicht aus den händen gehn/ Lerne doch in diesem stücke Deine wolfahrt recht verstehn/ Weil die schönste von der welt: Gleichsam dir zu fusse fält. Schau doch her/ sie legt sich nieder/ Brauche der gelegenheit/ Diese stunde kommt nicht wieder/ Wo man ihre gunst verstreut/ Jtzund hast du noch die wahl/ Fürchte dich ein ander mahl. Brich die rosen von den wangen/ Welche dir zu ehren blühn/ Welche dich und dein verlangen/ Als magneten an sich ziehn/ Nimm das wollen-weiche pfand Jhrer finger in die hand. Schau die alabaster-ballen An der unbefleckten brust/ Wie
Der triumphirenden keuſchheit verſcharren/ ach wer wolte ſo beredt ſeyn/ die ver-gnuͤgung vorzuſtellen. Ein ſchertz treibet den an- dern/ ein kuß verhindert den andern/ ein blick ver- zehrt den andern/ ein griffgen ‒ ‒ ‒ ach ich mag nicht weiter reden/ ich werde ſelbſt verliebt davon. Da Floretto/ nimm den fliegen-wedel/ und gib ach- tung/ indem ich dem ſuͤſſen ſchlaffe nachhaͤnge/ daß mich keine fliege verunruhige. Flor. An meiner auffachtſamkeit will ich nichts er- mangeln laſſen. (Sie legt ſich/ unterdeſſen wird geſungen.) ACh Floretto! laß dein gluͤcke Dir nicht aus den haͤnden gehn/ Lerne doch in dieſem ſtuͤcke Deine wolfahrt recht verſtehn/ Weil die ſchoͤnſte von der welt: Gleichſam dir zu fuſſe faͤlt. Schau doch her/ ſie legt ſich nieder/ Brauche der gelegenheit/ Dieſe ſtunde kommt nicht wieder/ Wo man ihre gunſt verſtreut/ Jtzund haſt du noch die wahl/ Fuͤrchte dich ein ander mahl. Brich die roſen von den wangen/ Welche dir zu ehren bluͤhn/ Welche dich und dein verlangen/ Als magneten an ſich ziehn/ Nimm das wollen-weiche pfand Jhrer finger in die hand. Schau die alabaſter-ballen An der unbefleckten bruſt/ Wie
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Der triumphirenden keuſchheit
verſcharren/ ach wer wolte ſo beredt ſeyn/ die ver-
gnuͤgung vorzuſtellen. Ein ſchertz treibet den an-
dern/ ein kuß verhindert den andern/ ein blick ver-
zehrt den andern/ ein griffgen ‒ ‒ ‒ ach ich mag
nicht weiter reden/ ich werde ſelbſt verliebt davon.
Da Floretto/ nimm den fliegen-wedel/ und gib ach-
tung/ indem ich dem ſuͤſſen ſchlaffe nachhaͤnge/ daß
mich keine fliege verunruhige.
Flor. An meiner auffachtſamkeit will ich nichts er-
mangeln laſſen.
(Sie legt ſich/ unterdeſſen wird geſungen.)
ACh Floretto! laß dein gluͤcke
Dir nicht aus den haͤnden gehn/
Lerne doch in dieſem ſtuͤcke
Deine wolfahrt recht verſtehn/
Weil die ſchoͤnſte von der welt:
Gleichſam dir zu fuſſe faͤlt.
Schau doch her/ ſie legt ſich nieder/
Brauche der gelegenheit/
Dieſe ſtunde kommt nicht wieder/
Wo man ihre gunſt verſtreut/
Jtzund haſt du noch die wahl/
Fuͤrchte dich ein ander mahl.
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Welche dir zu ehren bluͤhn/
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