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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Dritte Handlung.
kanst/ als was du siehest/ solst du mich eher sehen/
als du mich begehret hast/ und was der unberedte
mund nicht hat vollbringen können/ soll dieser schnee-
weisse leib durch seine stumme wohlredenheit bey
dir verrichten. Schickt euch ihr verliebten glied-
massen zu aller ersinnlichen annehmligkeit/ ihr ver-
liebten minen/ ihr entzuckten verstellungen/ spielt
euer krafft zusammen/ und begeistert mein vorneh-
men durch eine liebselige empfindligkeit. Ach Flo-
retto/ wo verzeuchst du?
Flor. Jhr Gnaden haben meiner begehrt?
Cl. Ja/ und zwar aus unterschiedenen ursachen.
Flor. E. Gnaden unpäßligkeit hab ich mit betrübtem
gemüthe vernommen.
Cl. Jch weiß itzund von keiner unpäßligkeit/ aber was
macht deine liebste Belisse?
Flor. Wann jemand mehr zugegen wär/ meynt ich
nicht/ daß diese reden mich angehen solten.
Clar. Gar zu viel gehen sie dich an/ ich weiß euren
heimlichen verstand gar wohl.
Flor. Belisse erkennet ihren stand/ und ich meine nie-
drigkeit/ im übrigen kan ich allen unbilligen ver-
leumbdern das maul nicht stopffen.
Clar. Doch/ es muß gewaltig süsse schmäcken/ wann
ihr eure liebes-händel in verstohlner liebligkeit ein-
erndten könnet.
Flor. Gnädigste gebieterin/ ich bin der sachen ein kind.
Clar. Muß dieses nicht lustig zugehen/ wenn die ro-
senrothen wangen sich in ein subtiles gelächter ein-
lassen/ und die corallen-lippen mit tausend verzu-
ckerten hertzens-küssen gleichsam schwanger gehen/
wenn alle fünff finger sich in das zarte lilien-feld
ver-
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Dritte Handlung.
kanſt/ als was du ſieheſt/ ſolſt du mich eher ſehen/
als du mich begehret haſt/ und was der unberedte
mund nicht hat vollbringen koͤñen/ ſoll dieſer ſchnee-
weiſſe leib durch ſeine ſtumme wohlredenheit bey
dir verrichten. Schickt euch ihr verliebten glied-
maſſen zu aller erſinnlichen annehmligkeit/ ihr ver-
liebten minen/ ihr entzuckten verſtellungen/ ſpielt
euer krafft zuſammen/ und begeiſtert mein vorneh-
men durch eine liebſelige empfindligkeit. Ach Flo-
retto/ wo verzeuchſt du?
Flor. Jhr Gnaden haben meiner begehrt?
Cl. Ja/ und zwar aus unterſchiedenen urſachen.
Flor. E. Gnaden unpaͤßligkeit hab ich mit betruͤbtem
gemuͤthe vernommen.
Cl. Jch weiß itzund von keiner unpaͤßligkeit/ aber was
macht deine liebſte Beliſſe?
Flor. Wann jemand mehr zugegen waͤr/ meynt ich
nicht/ daß dieſe reden mich angehen ſolten.
Clar. Gar zu viel gehen ſie dich an/ ich weiß euren
heimlichen verſtand gar wohl.
Flor. Beliſſe erkennet ihren ſtand/ und ich meine nie-
drigkeit/ im uͤbrigen kan ich allen unbilligen ver-
leumbdern das maul nicht ſtopffen.
Clar. Doch/ es muß gewaltig ſuͤſſe ſchmaͤcken/ wann
ihr eure liebes-haͤndel in verſtohlner liebligkeit ein-
erndten koͤnnet.
Flor. Gnaͤdigſte gebieterin/ ich bin der ſachen ein kind.
Clar. Muß dieſes nicht luſtig zugehen/ wenn die ro-
ſenrothen wangen ſich in ein ſubtiles gelaͤchter ein-
laſſen/ und die corallen-lippen mit tauſend verzu-
ckerten hertzens-kuͤſſen gleichſam ſchwanger gehen/
wenn alle fuͤnff finger ſich in das zarte lilien-feld
ver-
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[231/0247] Dritte Handlung. kanſt/ als was du ſieheſt/ ſolſt du mich eher ſehen/ als du mich begehret haſt/ und was der unberedte mund nicht hat vollbringen koͤñen/ ſoll dieſer ſchnee- weiſſe leib durch ſeine ſtumme wohlredenheit bey dir verrichten. Schickt euch ihr verliebten glied- maſſen zu aller erſinnlichen annehmligkeit/ ihr ver- liebten minen/ ihr entzuckten verſtellungen/ ſpielt euer krafft zuſammen/ und begeiſtert mein vorneh- men durch eine liebſelige empfindligkeit. Ach Flo- retto/ wo verzeuchſt du? Flor. Jhr Gnaden haben meiner begehrt? Cl. Ja/ und zwar aus unterſchiedenen urſachen. Flor. E. Gnaden unpaͤßligkeit hab ich mit betruͤbtem gemuͤthe vernommen. Cl. Jch weiß itzund von keiner unpaͤßligkeit/ aber was macht deine liebſte Beliſſe? Flor. Wann jemand mehr zugegen waͤr/ meynt ich nicht/ daß dieſe reden mich angehen ſolten. Clar. Gar zu viel gehen ſie dich an/ ich weiß euren heimlichen verſtand gar wohl. Flor. Beliſſe erkennet ihren ſtand/ und ich meine nie- drigkeit/ im uͤbrigen kan ich allen unbilligen ver- leumbdern das maul nicht ſtopffen. Clar. Doch/ es muß gewaltig ſuͤſſe ſchmaͤcken/ wann ihr eure liebes-haͤndel in verſtohlner liebligkeit ein- erndten koͤnnet. Flor. Gnaͤdigſte gebieterin/ ich bin der ſachen ein kind. Clar. Muß dieſes nicht luſtig zugehen/ wenn die ro- ſenrothen wangen ſich in ein ſubtiles gelaͤchter ein- laſſen/ und die corallen-lippen mit tauſend verzu- ckerten hertzens-kuͤſſen gleichſam ſchwanger gehen/ wenn alle fuͤnff finger ſich in das zarte lilien-feld ver- P 4

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/247>, abgerufen am 24.11.2024.