Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Dritte Handlung. erschreckt. Rod. Wer sind sie dann? Flor. Jch will die gespenste bald wegbannen/ was seyd ihr vor lands-leute? (reist ihnen die kleider vom leibe.) Pick. Wer will mich nun in meiner eigenen gestalt se- hen? Flor. O himmel! was seh ich/ Pickelhäring und sein vater/ ihr alter ziegenbock/ was fährt euch vor eine freude in die achsel? Rod. Jhr schaum von allen leichtfertigen menschen/ gebt rechenschafft/ wer hat den tumult angefangen? Eph. Herr/ mein sohn - - - Pick. Herr/ mein vater - - - Eph. Nein/ mein sohn - - - Pick. Nein/ mein vater - - - Rod. Schweiget ihr hunde/ Floretto laß ihnen das bette im hunde-loch auffschlagen/ biß sie den rausch ausschlaffen/ du aber bleib in deinem losament biß auf weitern bescheid. Flor. (Schlägt zu.) Fort/ fort/ ihr lumpen-gesinde. (geht mit ihnen ab.) Rod. Allerliebste Clarisse! so kan ich nicht so glückse- lig seyn/ die ursach eurer traurigkeit zu erfahren? Clar. Eine schöne glückseligkeit/ die aus erkäntniß meiner traurigkeit entspringen soll. Rod. Ein artzt ist glückselig/ wann er des patienten kranckheit versteht. Clar. Ein patient ist unglückselig/ wann er seyn an- liegen nicht aussprechen kan. Rod. Aber der patient ist wunderlich/ der keinen man- gel hat. Cl. Mein P 3
Dritte Handlung. erſchreckt. Rod. Wer ſind ſie dann? Flor. Jch will die geſpenſte bald wegbannen/ was ſeyd ihr vor lands-leute? (reiſt ihnen die kleider vom leibe.) Pick. Wer will mich nun in meiner eigenen geſtalt ſe- hen? Flor. O himmel! was ſeh ich/ Pickelhaͤring und ſein vater/ ihr alter ziegenbock/ was faͤhrt euch vor eine freude in die achſel? Rod. Jhr ſchaum von allen leichtfertigen menſchen/ gebt rechenſchafft/ wer hat den tumult angefangen? Eph. Herr/ mein ſohn ‒ ‒ ‒ Pick. Herr/ mein vater ‒ ‒ ‒ Eph. Nein/ mein ſohn ‒ ‒ ‒ Pick. Nein/ mein vater ‒ ‒ ‒ Rod. Schweiget ihr hunde/ Floretto laß ihnen das bette im hunde-loch auffſchlagen/ biß ſie den rauſch ausſchlaffen/ du aber bleib in deinem loſament biß auf weitern beſcheid. Flor. (Schlaͤgt zu.) Fort/ fort/ ihr lumpen-geſinde. (geht mit ihnen ab.) Rod. Allerliebſte Clariſſe! ſo kan ich nicht ſo gluͤckſe- lig ſeyn/ die urſach eurer traurigkeit zu erfahren? Clar. Eine ſchoͤne gluͤckſeligkeit/ die aus erkaͤntniß meiner traurigkeit entſpringen ſoll. Rod. Ein artzt iſt gluͤckſelig/ wann er des patienten kranckheit verſteht. Clar. Ein patient iſt ungluͤckſelig/ wann er ſeyn an- liegen nicht ausſprechen kan. Rod. Aber der patient iſt wundeꝛlich/ der keinen man- gel hat. Cl. Mein P 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <sp who="#CL"> <p><pb facs="#f0245" n="229"/><fw place="top" type="header">Dritte Handlung.</fw><lb/> erſchreckt.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker>Rod.</speaker> <p>Wer ſind ſie dann?</p> </sp><lb/> <sp who="#FL"> <speaker>Flor.</speaker> <p>Jch will die geſpenſte bald wegbannen/ was ſeyd<lb/> ihr vor lands-leute?</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(reiſt ihnen die kleider vom leibe.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#PIC"> <speaker>Pick.</speaker> <p>Wer will mich nun in meiner eigenen geſtalt ſe-<lb/> hen?</p> </sp><lb/> <sp who="#FL"> <speaker>Flor.</speaker> <p>O himmel! was ſeh ich/ Pickelhaͤring und ſein<lb/> vater/ ihr alter ziegenbock/ was faͤhrt euch vor eine<lb/> freude in die achſel?</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker>Rod.</speaker> <p>Jhr ſchaum von allen leichtfertigen menſchen/<lb/> gebt rechenſchafft/ wer hat den tumult angefangen?</p> </sp><lb/> <sp who="#EPH"> <speaker>Eph.</speaker> <p>Herr/ mein ſohn ‒ ‒ ‒</p> </sp><lb/> <sp who="#PIC"> <speaker>Pick.</speaker> <p>Herr/ mein vater ‒ ‒ ‒</p> </sp><lb/> <sp who="#EPH"> <speaker>Eph.</speaker> <p>Nein/ mein ſohn ‒ ‒ ‒</p> </sp><lb/> <sp who="#PIC"> <speaker>Pick.</speaker> <p>Nein/ mein vater ‒ ‒ ‒</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker>Rod.</speaker> <p>Schweiget ihr hunde/ Floretto laß ihnen das<lb/> bette im hunde-loch auffſchlagen/ biß ſie den rauſch<lb/> ausſchlaffen/ du aber bleib in deinem loſament biß<lb/> auf weitern beſcheid.</p> </sp><lb/> <sp who="#FL"> <speaker>Flor.</speaker> <stage>(Schlaͤgt zu.)</stage> <p>Fort/ fort/ ihr lumpen-geſinde.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(geht mit ihnen ab.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker>Rod.</speaker> <p>Allerliebſte Clariſſe! ſo kan ich nicht ſo gluͤckſe-<lb/> lig ſeyn/ die urſach eurer traurigkeit zu erfahren?</p> </sp><lb/> <sp who="#CL"> <speaker>Clar.</speaker> <p>Eine ſchoͤne gluͤckſeligkeit/ die aus erkaͤntniß<lb/> meiner traurigkeit entſpringen ſoll.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker>Rod.</speaker> <p>Ein artzt iſt gluͤckſelig/ wann er des patienten<lb/> kranckheit verſteht.</p> </sp><lb/> <sp who="#CL"> <speaker>Clar.</speaker> <p>Ein patient iſt ungluͤckſelig/ wann er ſeyn an-<lb/> liegen nicht ausſprechen kan.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker>Rod.</speaker> <p>Aber der patient iſt wundeꝛlich/ der keinen man-<lb/> gel hat.</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="sig">P 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">Cl. Mein</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0245]
Dritte Handlung.
erſchreckt.
Rod. Wer ſind ſie dann?
Flor. Jch will die geſpenſte bald wegbannen/ was ſeyd
ihr vor lands-leute?
(reiſt ihnen die kleider vom leibe.)
Pick. Wer will mich nun in meiner eigenen geſtalt ſe-
hen?
Flor. O himmel! was ſeh ich/ Pickelhaͤring und ſein
vater/ ihr alter ziegenbock/ was faͤhrt euch vor eine
freude in die achſel?
Rod. Jhr ſchaum von allen leichtfertigen menſchen/
gebt rechenſchafft/ wer hat den tumult angefangen?
Eph. Herr/ mein ſohn ‒ ‒ ‒
Pick. Herr/ mein vater ‒ ‒ ‒
Eph. Nein/ mein ſohn ‒ ‒ ‒
Pick. Nein/ mein vater ‒ ‒ ‒
Rod. Schweiget ihr hunde/ Floretto laß ihnen das
bette im hunde-loch auffſchlagen/ biß ſie den rauſch
ausſchlaffen/ du aber bleib in deinem loſament biß
auf weitern beſcheid.
Flor. (Schlaͤgt zu.) Fort/ fort/ ihr lumpen-geſinde.
(geht mit ihnen ab.)
Rod. Allerliebſte Clariſſe! ſo kan ich nicht ſo gluͤckſe-
lig ſeyn/ die urſach eurer traurigkeit zu erfahren?
Clar. Eine ſchoͤne gluͤckſeligkeit/ die aus erkaͤntniß
meiner traurigkeit entſpringen ſoll.
Rod. Ein artzt iſt gluͤckſelig/ wann er des patienten
kranckheit verſteht.
Clar. Ein patient iſt ungluͤckſelig/ wann er ſeyn an-
liegen nicht ausſprechen kan.
Rod. Aber der patient iſt wundeꝛlich/ der keinen man-
gel hat.
Cl. Mein
P 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/245 |
Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/245>, abgerufen am 16.02.2025. |