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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Der triumphirenden keuschheit
(Läufft davon.)
Rod. Es muß etwas wichtiges unter der hand seyn/
dessen ihre majestät mich berichten wollen. Aber
ach/ du grausammer befehl/ der du mich auß den ar-
men meiner hertzallerliebsten herauß zeuchst/ muß
ich dann mitten in der ernndte von meinersüssen ar-
beit auffhören.
Clar. Geht und verrichtet des königs befehl/ dann
der über unser leben zu gebieten hat/ kan uns auch
mit gutem recht in der lebens befriedigungverstören.
Rod. So lebe dann wohl/ meine seele!
Clar. Jch folge dir/ mein liebster!
Rod. Der himmel behüte mein liebgen.
Clar. Und die götter erfreuen mein ander ich.
(Rodoman geht ab.)
Clar. Unverständiger Rodoman! so must du unwis-
send deines leibeigenen knechtes stelle vertretten/
und die jenigen liebkosungen/ die ich seiner ge-
wünschten gegenliebe zu ertheilen gedencke/ jetzund
an seiner stadt einnehnen? Deine höflichkeit war es
nicht/ die mich aus mir selber brachte/ deine worte
entzuckten mich nicht. Derselbige/ den ich mit ge-
schlossenen augen durch das scharffe perspectiv mei-
ner gedancken sahe/ derselbige war der zweck und
das einige ziel meiner dunckelen und zweyfältigen
redens-art. Ach du wunderschöner Floretto!
wenn werden die brennenden seuftzer deiner gegen-
liebe aufblasen/ und wenn wird die vielfältige thrä-
nen-fluth dein steinernes hertz erweichen können.
Floretto! mein allerliebster Floretto!

geht
Der triumphirenden keuſchheit
(Laͤufft davon.)
Rod. Es muß etwas wichtiges unter der hand ſeyn/
deſſen ihre majeſtaͤt mich berichten wollen. Aber
ach/ du grauſammer befehl/ der du mich auß den ar-
men meiner hertzallerliebſten herauß zeuchſt/ muß
ich dann mitten in der ernndte von meinerſuͤſſen ar-
beit auffhoͤren.
Clar. Geht und verrichtet des koͤnigs befehl/ dann
der uͤber unſer leben zu gebieten hat/ kan uns auch
mit gutem recht in der lebens befꝛiedigungverſtoͤrẽ.
Rod. So lebe dann wohl/ meine ſeele!
Clar. Jch folge dir/ mein liebſter!
Rod. Der himmel behuͤte mein liebgen.
Clar. Und die goͤtter erfreuen mein ander ich.
(Rodoman geht ab.)
Clar. Unverſtaͤndiger Rodoman! ſo muſt du unwiſ-
ſend deines leibeigenen knechtes ſtelle vertretten/
und die jenigen liebkoſungen/ die ich ſeiner ge-
wuͤnſchten gegenliebe zu ertheilen gedencke/ jetzund
an ſeiner ſtadt einnehnen? Deine hoͤflichkeit war es
nicht/ die mich aus mir ſelber brachte/ deine worte
entzuckten mich nicht. Derſelbige/ den ich mit ge-
ſchloſſenen augen durch das ſcharffe perſpectiv mei-
ner gedancken ſahe/ derſelbige war der zweck und
das einige ziel meiner dunckelen und zweyfaͤltigen
redens-art. Ach du wunderſchoͤner Floretto!
wenn werden die brennenden ſeuftzer deiner gegen-
liebe aufblaſen/ und wenn wird die vielfaͤltige thraͤ-
nen-fluth dein ſteinernes hertz erweichen koͤnnen.
Floretto! mein allerliebſter Floretto!

geht
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[202/0218] Der triumphirenden keuſchheit (Laͤufft davon.) Rod. Es muß etwas wichtiges unter der hand ſeyn/ deſſen ihre majeſtaͤt mich berichten wollen. Aber ach/ du grauſammer befehl/ der du mich auß den ar- men meiner hertzallerliebſten herauß zeuchſt/ muß ich dann mitten in der ernndte von meinerſuͤſſen ar- beit auffhoͤren. Clar. Geht und verrichtet des koͤnigs befehl/ dann der uͤber unſer leben zu gebieten hat/ kan uns auch mit gutem recht in der lebens befꝛiedigungverſtoͤrẽ. Rod. So lebe dann wohl/ meine ſeele! Clar. Jch folge dir/ mein liebſter! Rod. Der himmel behuͤte mein liebgen. Clar. Und die goͤtter erfreuen mein ander ich. (Rodoman geht ab.) Clar. Unverſtaͤndiger Rodoman! ſo muſt du unwiſ- ſend deines leibeigenen knechtes ſtelle vertretten/ und die jenigen liebkoſungen/ die ich ſeiner ge- wuͤnſchten gegenliebe zu ertheilen gedencke/ jetzund an ſeiner ſtadt einnehnen? Deine hoͤflichkeit war es nicht/ die mich aus mir ſelber brachte/ deine worte entzuckten mich nicht. Derſelbige/ den ich mit ge- ſchloſſenen augen durch das ſcharffe perſpectiv mei- ner gedancken ſahe/ derſelbige war der zweck und das einige ziel meiner dunckelen und zweyfaͤltigen redens-art. Ach du wunderſchoͤner Floretto! wenn werden die brennenden ſeuftzer deiner gegen- liebe aufblaſen/ und wenn wird die vielfaͤltige thraͤ- nen-fluth dein ſteinernes hertz erweichen koͤnnen. Floretto! mein allerliebſter Floretto! geht

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/218>, abgerufen am 18.05.2024.