Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Uberflüssiger gedancken Die folgt der lieben mutter nicht.8. Die nimt sechs thaler zum gewinn/ Der schleppen doch die mäuse Holtz-äpffel sonst wohin/ Die bleibt bey ihrer alten weise/ Die ist ein halbes schwein/ Die säufft so gerne brantewein. 9. Und die hat einen holen zahn/ Drum stinckts ihr aus dem loche/ Die schielt den liebsten an Und gucket in die andre woche/ Die ist ohns henckers danck Wohl gar am lieben dinge kranck. 10. Derhalben ist manch armes kind Jm hertzen wohl geplaget/ Daß/ wann sie sich besinnt/ Aus schmertzen und verzweifflung saget/ Mein leben wird mir schwer/ Ach wer ein junggeselle wär. IV. Als das Mädgen sich zu keinen Liebes Hän- deln verstehen wolte. LJebstes kind/ ich bin nicht blöde/ Stelle dich nur gegen mir Jmmer noch einmahl so spröde/ Jch verbleibe doch bey dir/ Und empfinde meine lust Bey der unverliebten brust. 2. Spotte meiner treuen liebe/ Lache meine reden aus/ Schertze wann ich mich betrübe/ Und verschließ mir gar das haus/ Jch
Uberfluͤſſiger gedancken Die folgt der lieben mutter nicht.8. Die nimt ſechs thaler zum gewinn/ Der ſchleppen doch die maͤuſe Holtz-aͤpffel ſonſt wohin/ Die bleibt bey ihrer alten weiſe/ Die iſt ein halbes ſchwein/ Die ſaͤufft ſo gerne brantewein. 9. Und die hat einen holen zahn/ Drum ſtinckts ihr aus dem loche/ Die ſchielt den liebſten an Und gucket in die andre woche/ Die iſt ohns henckers danck Wohl gar am lieben dinge kranck. 10. Derhalben iſt manch armes kind Jm hertzen wohl geplaget/ Daß/ wann ſie ſich beſinnt/ Aus ſchmertzen und verzweifflung ſaget/ Mein leben wird mir ſchwer/ Ach wer ein junggeſelle waͤr. IV. Als das Maͤdgen ſich zu keinen Liebes Haͤn- deln verſtehen wolte. LJebſtes kind/ ich bin nicht bloͤde/ Stelle dich nur gegen mir Jmmer noch einmahl ſo ſproͤde/ Jch verbleibe doch bey dir/ Und empfinde meine luſt Bey der unverliebten bruſt. 2. Spotte meiner treuen liebe/ Lache meine reden aus/ Schertze wann ich mich betruͤbe/ Und verſchließ mir gar das haus/ Jch
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Uberfluͤſſiger gedancken
Die folgt der lieben mutter nicht.
8. Die nimt ſechs thaler zum gewinn/
Der ſchleppen doch die maͤuſe
Holtz-aͤpffel ſonſt wohin/
Die bleibt bey ihrer alten weiſe/
Die iſt ein halbes ſchwein/
Die ſaͤufft ſo gerne brantewein.
9. Und die hat einen holen zahn/
Drum ſtinckts ihr aus dem loche/
Die ſchielt den liebſten an
Und gucket in die andre woche/
Die iſt ohns henckers danck
Wohl gar am lieben dinge kranck.
10. Derhalben iſt manch armes kind
Jm hertzen wohl geplaget/
Daß/ wann ſie ſich beſinnt/
Aus ſchmertzen und verzweifflung ſaget/
Mein leben wird mir ſchwer/
Ach wer ein junggeſelle waͤr.
IV.
Als das Maͤdgen ſich zu keinen Liebes Haͤn-
deln verſtehen wolte.
LJebſtes kind/ ich bin nicht bloͤde/
Stelle dich nur gegen mir
Jmmer noch einmahl ſo ſproͤde/
Jch verbleibe doch bey dir/
Und empfinde meine luſt
Bey der unverliebten bruſt.
2. Spotte meiner treuen liebe/
Lache meine reden aus/
Schertze wann ich mich betruͤbe/
Und verſchließ mir gar das haus/
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/162>, abgerufen am 17.07.2024. |