Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite

solchen possen in diesem hönischen liede/ damit
die guten freunde desto eher fertig wurden/
und waren also die zwey liebsten Theologia
und Jurisprudentia.

Solten etliche lieder in ihrem eigenen ver-
stande directe auf liebes-sachen gehen/ so wird
solches mehrentheils als eine Satyra zu verste-
hen seyn/ darinn die jungen leute mehr abge-
mahnet/ und bey vorstellung unterschiedlicher
thorheiten zu einer andern und hohern liebe
heimlich angewiesen werden.

Doch wieder auff die gelehrten allegorias
zu kommen/ wann sich etwan ein guter freund
mit unzeitigem richten übereilen wolte/ so
wird das beste mittel seyn/ aus einem vorneh-
men mann dergleichen anzuführen/ welcher
erstlich auff einer berühmten Universität Poe-
seos Professor,
hernach ein grosser Theologus
gewesen: dieser hat als Professor anmuthige
sachen heraus gegeben/ und ist oftmahls durch
gelegenheit der gedachten allegorie zu verlieb-
ten und entzuckten gedancken verleitet worden.
Allein daß niemand das äuserliche schatten-
werck mit der sache selbst vermengen solte/ hat
er diese denckwürdige erklärung mit beygese-
tzet: Cave insontes numeros attemeres! Amor
noster castus est, ut ipsa Diva. Quam si suo vis vo-
carinomine, audi Poesin, & illas Humanitatis ar-
tes
, quas colui: Imo Theologiam. Nihil miri, si
sub virgineo induxerim vultu. Fecerunt ante

me
A 5

ſolchen poſſen in dieſem hoͤniſchen liede/ damit
die guten freunde deſto eher fertig wurden/
und waren alſo die zwey liebſten Theologia
und Jurisprudentia.

Solten etliche lieder in ihrem eigenen ver-
ſtande directè auf liebes-ſachen gehen/ ſo wird
ſolches mehrentheils als eine Satyra zu verſte-
hen ſeyn/ darinn die jungen leute mehr abge-
mahnet/ und bey vorſtellung unterſchiedlicher
thorheiten zu einer andern und hohern liebe
heimlich angewieſen werden.

Doch wieder auff die gelehrten allegorias
zu kom̃en/ wann ſich etwan ein guter freund
mit unzeitigem richten uͤbereilen wolte/ ſo
wird das beſte mittel ſeyn/ aus einem vorneh-
men mann dergleichen anzufuͤhren/ welcher
erſtlich auff einer beruͤhmten Univerſitaͤt Poë-
ſeos Profeſſor,
hernach ein groſſer Theologus
geweſen: dieſer hat als Profeſſor anmuthige
ſachen heraus gegeben/ und iſt oftmahls duꝛch
gelegenheit der gedachten allegorie zu verlieb-
ten und entzuckten gedancken verleitet woꝛdẽ.
Allein daß niemand das aͤuſerliche ſchatten-
werck mit der ſache ſelbſt vermengen ſolte/ hat
er dieſe denckwuͤrdige erklaͤrung mit beygeſe-
tzet: Cave inſontes numeros attemeres! Amor
noſter caſtus eſt, ut ipſa Diva. Quam ſi ſuô vis vo-
carinomine, audi Poeſin, & illas Humanitatis ar-
tes
, quas colui: Imo Theologiam. Nihil miri, ſi
ſub virgineo induxerim vultu. Fecerunt ante

me
A 5
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0013"/>
&#x017F;olchen po&#x017F;&#x017F;en in die&#x017F;em ho&#x0364;ni&#x017F;chen liede/ damit<lb/>
die guten freunde de&#x017F;to eher fertig wurden/<lb/>
und waren al&#x017F;o die zwey lieb&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Theologia</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Jurisprudentia.</hi></p><lb/>
        <p>Solten etliche lieder in ihrem eigenen ver-<lb/>
&#x017F;tande <hi rendition="#aq">directè</hi> auf liebes-&#x017F;achen gehen/ &#x017F;o wird<lb/>
&#x017F;olches mehrentheils als eine <hi rendition="#aq">Satyra</hi> zu ver&#x017F;te-<lb/>
hen &#x017F;eyn/ darinn die jungen leute mehr abge-<lb/>
mahnet/ und bey vor&#x017F;tellung unter&#x017F;chiedlicher<lb/>
thorheiten zu einer andern und hohern liebe<lb/>
heimlich angewie&#x017F;en werden.</p><lb/>
        <p>Doch wieder auff die gelehrten <hi rendition="#aq">allegorias</hi><lb/>
zu kom&#x0303;en/ wann &#x017F;ich etwan ein guter freund<lb/>
mit unzeitigem richten u&#x0364;bereilen wolte/ &#x017F;o<lb/>
wird das be&#x017F;te mittel &#x017F;eyn/ aus einem vorneh-<lb/>
men mann dergleichen anzufu&#x0364;hren/ welcher<lb/>
er&#x017F;tlich auff einer beru&#x0364;hmten <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;i</hi>ta&#x0364;t <hi rendition="#aq">Poë-<lb/>
&#x017F;eos Profe&#x017F;&#x017F;or,</hi> hernach ein gro&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Theologus</hi><lb/>
gewe&#x017F;en: die&#x017F;er hat als <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;or</hi> anmuthige<lb/>
&#x017F;achen heraus gegeben/ und i&#x017F;t oftmahls du&#xA75B;ch<lb/>
gelegenheit der gedachten <hi rendition="#aq">allegorie</hi> zu verlieb-<lb/>
ten und entzuckten gedancken verleitet wo&#xA75B;de&#x0303;.<lb/>
Allein daß niemand das a&#x0364;u&#x017F;erliche &#x017F;chatten-<lb/>
werck mit der &#x017F;ache &#x017F;elb&#x017F;t vermengen &#x017F;olte/ hat<lb/>
er die&#x017F;e denckwu&#x0364;rdige erkla&#x0364;rung mit beyge&#x017F;e-<lb/>
tzet: <hi rendition="#aq">Cave in&#x017F;ontes numeros attemeres! Amor<lb/>
no&#x017F;ter ca&#x017F;tus e&#x017F;t, ut ip&#x017F;a Diva. Quam &#x017F;i &#x017F;uô vis vo-<lb/>
carinomine, audi <hi rendition="#i">Poe&#x017F;in, &amp; illas Humanitatis ar-<lb/>
tes</hi>, quas colui: Imo <hi rendition="#i">Theologiam.</hi> Nihil miri, &#x017F;i<lb/>
&#x017F;ub virgineo induxerim vultu. Fecerunt ante</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 5</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">me</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0013] ſolchen poſſen in dieſem hoͤniſchen liede/ damit die guten freunde deſto eher fertig wurden/ und waren alſo die zwey liebſten Theologia und Jurisprudentia. Solten etliche lieder in ihrem eigenen ver- ſtande directè auf liebes-ſachen gehen/ ſo wird ſolches mehrentheils als eine Satyra zu verſte- hen ſeyn/ darinn die jungen leute mehr abge- mahnet/ und bey vorſtellung unterſchiedlicher thorheiten zu einer andern und hohern liebe heimlich angewieſen werden. Doch wieder auff die gelehrten allegorias zu kom̃en/ wann ſich etwan ein guter freund mit unzeitigem richten uͤbereilen wolte/ ſo wird das beſte mittel ſeyn/ aus einem vorneh- men mann dergleichen anzufuͤhren/ welcher erſtlich auff einer beruͤhmten Univerſitaͤt Poë- ſeos Profeſſor, hernach ein groſſer Theologus geweſen: dieſer hat als Profeſſor anmuthige ſachen heraus gegeben/ und iſt oftmahls duꝛch gelegenheit der gedachten allegorie zu verlieb- ten und entzuckten gedancken verleitet woꝛdẽ. Allein daß niemand das aͤuſerliche ſchatten- werck mit der ſache ſelbſt vermengen ſolte/ hat er dieſe denckwuͤrdige erklaͤrung mit beygeſe- tzet: Cave inſontes numeros attemeres! Amor noſter caſtus eſt, ut ipſa Diva. Quam ſi ſuô vis vo- carinomine, audi Poeſin, & illas Humanitatis ar- tes, quas colui: Imo Theologiam. Nihil miri, ſi ſub virgineo induxerim vultu. Fecerunt ante me A 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/13
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/13>, abgerufen am 24.11.2024.