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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Uberflüssiger' gedancken
Dann ihr angenehmer mund
Hat mein hertze so verwundt.
(osc.)
Ros. Nadeln her ein säckgen voll
Wo ich immer stechen soll!
Daß ihr doch so lose seyd/
Denckt die mutter ist nicht weit.
Flor. Liebgen ach was wehrt sie sich/
Sie gedencke doch an mich/
Es ist ja nicht stets ein tag/
Daß ich sie umbfangen mag.
Ros. Nun es steh euch alles frey:
Nur gedencket diß darbey/
Daß ihr ja nicht stärcker schreit/
Dann die mutter ist nicht weit.
Flor. Denn befehl nehm ich in acht/
Dann was mich glückselig macht
Kan ich ohn ein eintzig wort
Mir erwerben fort und fort.
Ros. Schweig mein kind/ und küsse mich/
Oder sonsten küß ich dich.
Ach du loser hertzens-dieb/
Hast du mich rechtschaffen lieb?
Flor. Freylich bin ich recht verliebt/
Und was sie zu kosten gibt/
Das versichert meine brunst
Einer rechten gegen-gunst.
Ros. Hört/ dort kömmt die mutter raus/
Geht doch unbeschwert hinaus/
Ach nehmt euch ja wohl in acht/
Liebstges hertzgen gute nacht.
Flor. Nun mein liebstes tausend-kind
Sie
Uberfluͤſſiger’ gedancken
Dann ihr angenehmer mund
Hat mein hertze ſo verwundt.
(oſc.)
Roſ. Nadeln her ein ſaͤckgen voll
Wo ich immer ſtechen ſoll!
Daß ihr doch ſo loſe ſeyd/
Denckt die mutter iſt nicht weit.
Flor. Liebgen ach was wehrt ſie ſich/
Sie gedencke doch an mich/
Es iſt ja nicht ſtets ein tag/
Daß ich ſie umbfangen mag.
Roſ. Nun es ſteh euch alles frey:
Nur gedencket diß darbey/
Daß ihr ja nicht ſtaͤrcker ſchreit/
Dann die mutter iſt nicht weit.
Flor. Denn befehl nehm ich in acht/
Dann was mich gluͤckſelig macht
Kan ich ohn ein eintzig wort
Mir erwerben fort und fort.
Roſ. Schweig mein kind/ und kuͤſſe mich/
Oder ſonſten kuͤß ich dich.
Ach du loſer hertzens-dieb/
Haſt du mich rechtſchaffen lieb?
Flor. Freylich bin ich recht verliebt/
Und was ſie zu koſten gibt/
Das verſichert meine brunſt
Einer rechten gegen-gunſt.
Roſ. Hoͤrt/ dort koͤmmt die mutter raus/
Geht doch unbeſchwert hinaus/
Ach nehmt euch ja wohl in acht/
Liebſtges hertzgen gute nacht.
Flor. Nun mein liebſtes tauſend-kind
Sie
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[100/0116] Uberfluͤſſiger’ gedancken Dann ihr angenehmer mund Hat mein hertze ſo verwundt. (oſc.) Roſ. Nadeln her ein ſaͤckgen voll Wo ich immer ſtechen ſoll! Daß ihr doch ſo loſe ſeyd/ Denckt die mutter iſt nicht weit. Flor. Liebgen ach was wehrt ſie ſich/ Sie gedencke doch an mich/ Es iſt ja nicht ſtets ein tag/ Daß ich ſie umbfangen mag. Roſ. Nun es ſteh euch alles frey: Nur gedencket diß darbey/ Daß ihr ja nicht ſtaͤrcker ſchreit/ Dann die mutter iſt nicht weit. Flor. Denn befehl nehm ich in acht/ Dann was mich gluͤckſelig macht Kan ich ohn ein eintzig wort Mir erwerben fort und fort. Roſ. Schweig mein kind/ und kuͤſſe mich/ Oder ſonſten kuͤß ich dich. Ach du loſer hertzens-dieb/ Haſt du mich rechtſchaffen lieb? Flor. Freylich bin ich recht verliebt/ Und was ſie zu koſten gibt/ Das verſichert meine brunſt Einer rechten gegen-gunſt. Roſ. Hoͤrt/ dort koͤmmt die mutter raus/ Geht doch unbeſchwert hinaus/ Ach nehmt euch ja wohl in acht/ Liebſtges hertzgen gute nacht. Flor. Nun mein liebſtes tauſend-kind Sie

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/116>, abgerufen am 16.07.2024.