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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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fünfftes dutzent.
Denn es will kein feuchter kuß/
Meine dürre lippen träncken;
Mein verhängnis tröstet wohl/
Daphnis sey du nur gedultig/
Fillis bleibt dir etwas schuldig/
Das dir endlich werden soll.

3. Unterdessen steckt mein sinn/
Zwischen eyfer/ scham und liebe/
Daß/ indem ich lustig bin/
Jch mich ebenfalls betrübe.
Stell ich meine freundschafft ein/
Oder bleib ich ihr ergeben?
Soll ich auff ihr falsches leben
Günstig oder böse seyn?
4. Weicht ihr augen/ kehrt euch weg/
Wolt ihr meine treu verfluchen/
Oder einen frembden fleck
Auff dem falschen mündgen suchen?
Schlisst die schwachen lieder zu/
Denn ich brauch euch nur zur straffe/
Gebt mir lieber als im schlaffe/
Finstre doch gewisse ruh.
5. Aber bleibt nur immer da/
Soll ich mich nur ärger straffen/
Jhre zier beliebt mir ja/
Drum so dörfft ihr auch nicht schlaffen/
Sonst verdoppelt ihr die noth/
Cilt und öffnet eure lieder
Und erblickt die schöne wieder/
Denn wo nicht/ so bin ich tod/
6. Jst es ja so weit geschehn/
Ach so wil ich ihr gesichte/
Lieber

fuͤnfftes dutzent.
Denn es will kein feuchter kuß/
Meine duͤrre lippen traͤncken;
Mein verhaͤngnis troͤſtet wohl/
Daphnis ſey du nur gedultig/
Fillis bleibt dir etwas ſchuldig/
Das dir endlich werden ſoll.

3. Unterdeſſen ſteckt mein ſinn/
Zwiſchen eyfer/ ſcham und liebe/
Daß/ indem ich luſtig bin/
Jch mich ebenfalls betruͤbe.
Stell ich meine freundſchafft ein/
Oder bleib ich ihr ergeben?
Soll ich auff ihr falſches leben
Guͤnſtig oder boͤſe ſeyn?
4. Weicht ihr augen/ kehrt euch weg/
Wolt ihr meine treu verfluchen/
Oder einen frembden fleck
Auff dem falſchen muͤndgen ſuchen?
Schliſſt die ſchwachen lieder zu/
Denn ich brauch euch nur zur ſtraffe/
Gebt mir lieber als im ſchlaffe/
Finſtre doch gewiſſe ruh.
5. Aber bleibt nur immer da/
Soll ich mich nur aͤrger ſtraffen/
Jhre zier beliebt mir ja/
Drum ſo doͤrfft ihr auch nicht ſchlaffen/
Sonſt verdoppelt ihr die noth/
Cilt und oͤffnet eure lieder
Und erblickt die ſchoͤne wieder/
Denn wo nicht/ ſo bin ich tod/
6. Jſt es ja ſo weit geſchehn/
Ach ſo wil ich ihr geſichte/
Lieber
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[93/0109] fuͤnfftes dutzent. Denn es will kein feuchter kuß/ Meine duͤrre lippen traͤncken; Mein verhaͤngnis troͤſtet wohl/ Daphnis ſey du nur gedultig/ Fillis bleibt dir etwas ſchuldig/ Das dir endlich werden ſoll. 3. Unterdeſſen ſteckt mein ſinn/ Zwiſchen eyfer/ ſcham und liebe/ Daß/ indem ich luſtig bin/ Jch mich ebenfalls betruͤbe. Stell ich meine freundſchafft ein/ Oder bleib ich ihr ergeben? Soll ich auff ihr falſches leben Guͤnſtig oder boͤſe ſeyn? 4. Weicht ihr augen/ kehrt euch weg/ Wolt ihr meine treu verfluchen/ Oder einen frembden fleck Auff dem falſchen muͤndgen ſuchen? Schliſſt die ſchwachen lieder zu/ Denn ich brauch euch nur zur ſtraffe/ Gebt mir lieber als im ſchlaffe/ Finſtre doch gewiſſe ruh. 5. Aber bleibt nur immer da/ Soll ich mich nur aͤrger ſtraffen/ Jhre zier beliebt mir ja/ Drum ſo doͤrfft ihr auch nicht ſchlaffen/ Sonſt verdoppelt ihr die noth/ Cilt und oͤffnet eure lieder Und erblickt die ſchoͤne wieder/ Denn wo nicht/ ſo bin ich tod/ 6. Jſt es ja ſo weit geſchehn/ Ach ſo wil ich ihr geſichte/ Lieber

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/109>, abgerufen am 26.06.2024.