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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Uberflüssiger gedancken
Nur schrifftlich bringen muß.

8. Was hab ich nicht vor freude/
Mein kind bey dir gehabt/
Seyt deiner augen-weide/
Mich und mein hertz gelabt/
Seyt ich in meinem sinn/
Dein steter diener bin.
9. Doch nun ist es geschehen/
Wer weiß wann ich dich kan
Mit freuden wieder sehen/
Drum nimm den abschied an/
Den ich dir itzt gebracht/
Zu tausend guter nacht.
10. Gedencke mein im besten/
Jch sey auch wo ich sey/
Und dencke meiner festen/
Und unverwandten treu/
Jtzt ist der schluß gemacht/
Jch sage gute nacht.
X.
Daphnis beklagt sich/ die Fillis habe in einer gegenwart
den Strefon geküst.
ACh mein leben tödtet mich!
Fillis will nichts von mir wissen/
Und hingegen lässt sie sich/
Weil ich da bin/ andre küssen:
Wann der stoltze Strefon will
Sich zu ihren lippen legen/
Kommt sie selbst ihm halb entgegen/
Und befördert ihm das spiel.
2. Doch ich armer Daphnis muß
Böses sehn/ und gutes dencken/
Denn

Uberfluͤſſiger gedancken
Nur ſchrifftlich bringen muß.

8. Was hab ich nicht vor freude/
Mein kind bey dir gehabt/
Seyt deiner augen-weide/
Mich und mein hertz gelabt/
Seyt ich in meinem ſinn/
Dein ſteter diener bin.
9. Doch nun iſt es geſchehen/
Wer weiß wann ich dich kan
Mit freuden wieder ſehen/
Drum nimm den abſchied an/
Den ich dir itzt gebracht/
Zu tauſend guter nacht.
10. Gedencke mein im beſten/
Jch ſey auch wo ich ſey/
Und dencke meiner feſten/
Und unverwandten treu/
Jtzt iſt der ſchluß gemacht/
Jch ſage gute nacht.
X.
Daphnis beklagt ſich/ die Fillis habe in einer gegenwart
den Strefon gekuͤſt.
ACh mein leben toͤdtet mich!
Fillis will nichts von mir wiſſen/
Und hingegen laͤſſt ſie ſich/
Weil ich da bin/ andre kuͤſſen:
Wann der ſtoltze Strefon will
Sich zu ihren lippen legen/
Kommt ſie ſelbſt ihm halb entgegen/
Und befoͤrdert ihm das ſpiel.
2. Doch ich armer Daphnis muß
Boͤſes ſehn/ und gutes dencken/
Denn
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[92/0108] Uberfluͤſſiger gedancken Nur ſchrifftlich bringen muß. 8. Was hab ich nicht vor freude/ Mein kind bey dir gehabt/ Seyt deiner augen-weide/ Mich und mein hertz gelabt/ Seyt ich in meinem ſinn/ Dein ſteter diener bin. 9. Doch nun iſt es geſchehen/ Wer weiß wann ich dich kan Mit freuden wieder ſehen/ Drum nimm den abſchied an/ Den ich dir itzt gebracht/ Zu tauſend guter nacht. 10. Gedencke mein im beſten/ Jch ſey auch wo ich ſey/ Und dencke meiner feſten/ Und unverwandten treu/ Jtzt iſt der ſchluß gemacht/ Jch ſage gute nacht. X. Daphnis beklagt ſich/ die Fillis habe in einer gegenwart den Strefon gekuͤſt. ACh mein leben toͤdtet mich! Fillis will nichts von mir wiſſen/ Und hingegen laͤſſt ſie ſich/ Weil ich da bin/ andre kuͤſſen: Wann der ſtoltze Strefon will Sich zu ihren lippen legen/ Kommt ſie ſelbſt ihm halb entgegen/ Und befoͤrdert ihm das ſpiel. 2. Doch ich armer Daphnis muß Boͤſes ſehn/ und gutes dencken/ Denn

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/108>, abgerufen am 18.06.2024.