Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
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Scharwentzel bekneipen/ daß er wuͤſte/ wo ſie
laͤgen/ und dergleichen. Bey Tiſche fragte
Gelanor den Wirth/ wer dann der junge
Menſch waͤre/ der ſich gegenuͤber auffhielte/
da bekam er die Nachricht/ es waͤre ein Buͤr-
gerskind/ ſein Vater haͤtte dieſen eintzigen
Sohn/ und wolte ihn kuͤnfftig zum Studiren
halten/ daß er in zwey jahren koͤnte Doctor
werden/ er wuͤſte nur nicht/ welche Facultaͤt
ihm und ſeiner Liebſten am beſten anſtehen
wuͤrde. Unterdeſſen muͤſte er ſich in Politi-
ſchen und hoͤflichen Sachen uͤben/ daß er nicht
ſo Schulfuͤchſiſch uͤber den Buͤckern würde.
So ſo/ ſagte Gelanor, wird mir nun auß dem
Traume geholffen. Jch meynte der Kerl waͤre
ein Narr/ daß er die lange Weile auf der Gaſſe
vertroͤdeln muͤſte: ſo ſehe ich wohl der Vater
iſt noch ein aͤrger Narr. So wird er einen
Doctorem utriusque Juris bekommen/ qui
tantum ſciverit in uno, quantum in altero.
Die Leute meynen gewiß/ ſo leicht als man die
Kinder deponirt, ſo leicht ſind ſie auch zum
Doctor gemacht/ und ſey es nur darumb zu
thun/ daß man ein gedruckt teſtimonium dar-
uͤber habe. Die Bauren judiciren ſonſt
von den Zeitungen/ wann ſie gedruckt ſeyn/ ſo
muͤſte alles wahr ſeyn. Nun ſcheint es/ als wol-
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