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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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ster sagte/ er wisse wohl/ daß solches die allge-
meine Entschuldigung wäre/ aber wenn gleich-
wol einer darüber zum Teufel führe/ was
würde ihm solche hergebrachte Gewonheit
helffen. Gelanor ließ sich hierauff in die recht-
Christlichen Worte heraus: Freylich ist man-
cher in dieser Gefahr umkommen/ und sieht
dannenhero ein Edelmann/ was ihm für Netz
und Stricke gestellet werden/ darunter ein ge-
meiner Mann leicht hinkrichen kan. Doch
der Gott/ der uns zu solchen Leuten gemacht
hat/ kan auch alle Gefahr abwenden/ wol dem/
der sich mehr auf ein fleißig Gebet/ als auf eine
lange Spanische Klinge verläst. Und hätte
ich an des obgedachten Officirers Stelle die
Frage sollen beantworten/ ob ich lieber zeitlich
oder ewig wolte ein etc, seyn/ so hätte ich gesagt.
ich wolte Gott bitten/ daß er mich vor beyden
behüten/ und mir dort das ewige Leben/ hier
aber einen ehrlichen Namen/ als das beste
Kleinod/ geben wolle. Kaum waren die Wor-
te geredet/ als ein Diener gelauffen kam/ mit
Vermeldung/ der im Duell beschädigte Mensch
gehöre einem Graffen zu/ welcher diesen
Schimpff nicht leiden wolle/ auch die Obrig-
keit schon ersucht habe/ sie mit allen Helffers-
Helffern in Arrest zu nehmen; was solte Flo-
rindo
machen/ er erschrack/ und hätte seinen

Hoff-


ſter ſagte/ er wiſſe wohl/ daß ſolches die allge-
meine Entſchuldigung waͤre/ aber weñ gleich-
wol einer daruͤber zum Teufel fuͤhre/ was
wuͤrde ihm ſolche hergebrachte Gewonheit
helffen. Gelanor ließ ſich hierauff in die recht-
Chriſtlichen Worte heraus: Freylich iſt man-
cher in dieſer Gefahr umkommen/ und ſieht
dannenhero ein Edelmann/ was ihm fuͤr Netz
und Stricke geſtellet werden/ darunter ein ge-
meiner Mann leicht hinkrichen kan. Doch
der Gott/ der uns zu ſolchen Leuten gemacht
hat/ kan auch alle Gefahr abwenden/ wol dem/
der ſich mehr auf ein fleißig Gebet/ als auf eine
lange Spaniſche Klinge verlaͤſt. Und haͤtte
ich an des obgedachten Officirers Stelle die
Frage ſollen beantworten/ ob ich lieber zeitlich
oder ewig wolte ein ꝛc, ſeyn/ ſo haͤtte ich geſagt.
ich wolte Gott bitten/ daß er mich vor beyden
behuͤten/ und mir dort das ewige Leben/ hier
aber einen ehrlichen Namen/ als das beſte
Kleinod/ geben wolle. Kaum waren die Wor-
te geredet/ als ein Diener gelauffen kam/ mit
Vermeldung/ der im Duell beſchaͤdigte Mẽſch
gehoͤre einem Graffen zu/ welcher dieſen
Schimpff nicht leiden wolle/ auch die Obrig-
keit ſchon erſucht habe/ ſie mit allen Helffers-
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rindo
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[38/0044] ſter ſagte/ er wiſſe wohl/ daß ſolches die allge- meine Entſchuldigung waͤre/ aber weñ gleich- wol einer daruͤber zum Teufel fuͤhre/ was wuͤrde ihm ſolche hergebrachte Gewonheit helffen. Gelanor ließ ſich hierauff in die recht- Chriſtlichen Worte heraus: Freylich iſt man- cher in dieſer Gefahr umkommen/ und ſieht dannenhero ein Edelmann/ was ihm fuͤr Netz und Stricke geſtellet werden/ darunter ein ge- meiner Mann leicht hinkrichen kan. Doch der Gott/ der uns zu ſolchen Leuten gemacht hat/ kan auch alle Gefahr abwenden/ wol dem/ der ſich mehr auf ein fleißig Gebet/ als auf eine lange Spaniſche Klinge verlaͤſt. Und haͤtte ich an des obgedachten Officirers Stelle die Frage ſollen beantworten/ ob ich lieber zeitlich oder ewig wolte ein ꝛc, ſeyn/ ſo haͤtte ich geſagt. ich wolte Gott bitten/ daß er mich vor beyden behuͤten/ und mir dort das ewige Leben/ hier aber einen ehrlichen Namen/ als das beſte Kleinod/ geben wolle. Kaum waren die Wor- te geredet/ als ein Diener gelauffen kam/ mit Vermeldung/ der im Duell beſchaͤdigte Mẽſch gehoͤre einem Graffen zu/ welcher dieſen Schimpff nicht leiden wolle/ auch die Obrig- keit ſchon erſucht habe/ ſie mit allen Helffers- Helffern in Arreſt zu nehmen; was ſolte Flo- rindo machen/ er erſchrack/ und haͤtte ſeinen Hoff-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/44>, abgerufen am 28.03.2024.