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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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sene Antwort von sich hören lassen/ er wolle
lieber verdammt seyn/ als solchen Schimpff
ertragen. Nun darff ich vielweniger auf die
scharffen Edicta trotzen/ welche numehr fast in
allen Ländern und Königreichen wider die
Duellanten promulgirt seyn. Angesehn/
heutiges Tages die beste Freyheit ist/ wider
die Gesetze zu streben. Und über diß alles Für-
sten und Herren selbst/ ob sie schon die Sache
verbieten/ dennoch von einem Edelman am
meisten halten/ der sich brav relolvirt erwie-
sen hat. Es komme nur einer/ und klage über
eine affront, die er sonst mit dem Degen auß-
führen solte/ und sehe darnach/ ob er zu Hofe
werde sonderlich respectirt werden. Nur die-
ses scheinet wider die klare und helle Vernfft
zu lauffen/ daß derjenige/ welcher sich rächen
will/ seinen Gegner so viel in die Hände gibt/
als er selbst kaum hat/ dannenhero es offt ge-
schicht/ daß der Beleidigte mit einer drey- oder
vierfachen Beleidigung wieder zu Haufe
kömmt. Man sehe das gegenwärtige Exem-
pel an/ Mons. Florindo hat ohne Zweifel Ur-
sach genug gegeben/in solchen Streit zu gera-
then: aber wäre der gute Kerl mit seiner klei-
nen Injurie zufrieden gewesen/ so dürffte er
ietzt nicht etliche Wochen in des Barbierers
Gewalt liegen. Bey den alten Teutschen/ wel-

che


ſene Antwort von ſich hoͤren laſſen/ er wolle
lieber verdammt ſeyn/ als ſolchen Schimpff
ertragen. Nun darff ich vielweniger auf die
ſcharffen Edicta trotzen/ welche numehr faſt in
allen Laͤndern und Koͤnigreichen wider die
Duellanten promulgirt ſeyn. Angeſehn/
heutiges Tages die beſte Freyheit iſt/ wider
die Geſetze zu ſtreben. Und uͤber diß alles Fuͤr-
ſten und Herren ſelbſt/ ob ſie ſchon die Sache
verbieten/ dennoch von einem Edelman am
meiſten halten/ der ſich brav relolvirt erwie-
ſen hat. Es komme nur einer/ und klage uͤber
eine affront, die er ſonſt mit dem Degen auß-
fuͤhren ſolte/ und ſehe darnach/ ob er zu Hofe
werde ſonderlich reſpectirt werden. Nur die-
ſes ſcheinet wider die klare und helle Vernfft
zu lauffen/ daß derjenige/ welcher ſich raͤchen
will/ ſeinen Gegner ſo viel in die Haͤnde gibt/
als er ſelbſt kaum hat/ dannenhero es offt ge-
ſchicht/ daß der Beleidigte mit einer drey- oder
vierfachen Beleidigung wieder zu Haufe
koͤmmt. Man ſehe das gegenwaͤrtige Exem-
pel an/ Monſ. Florindo hat ohne Zweifel Ur-
ſach genug gegeben/in ſolchen Streit zu gera-
then: aber waͤre der gute Kerl mit ſeiner klei-
nen Injurie zufrieden geweſen/ ſo duͤrffte er
ietzt nicht etliche Wochen in des Barbierers
Gewalt liegen. Bey den alten Teutſchen/ wel-

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[36/0042] ſene Antwort von ſich hoͤren laſſen/ er wolle lieber verdammt ſeyn/ als ſolchen Schimpff ertragen. Nun darff ich vielweniger auf die ſcharffen Edicta trotzen/ welche numehr faſt in allen Laͤndern und Koͤnigreichen wider die Duellanten promulgirt ſeyn. Angeſehn/ heutiges Tages die beſte Freyheit iſt/ wider die Geſetze zu ſtreben. Und uͤber diß alles Fuͤr- ſten und Herren ſelbſt/ ob ſie ſchon die Sache verbieten/ dennoch von einem Edelman am meiſten halten/ der ſich brav relolvirt erwie- ſen hat. Es komme nur einer/ und klage uͤber eine affront, die er ſonſt mit dem Degen auß- fuͤhren ſolte/ und ſehe darnach/ ob er zu Hofe werde ſonderlich reſpectirt werden. Nur die- ſes ſcheinet wider die klare und helle Vernfft zu lauffen/ daß derjenige/ welcher ſich raͤchen will/ ſeinen Gegner ſo viel in die Haͤnde gibt/ als er ſelbſt kaum hat/ dannenhero es offt ge- ſchicht/ daß der Beleidigte mit einer drey- oder vierfachen Beleidigung wieder zu Haufe koͤmmt. Man ſehe das gegenwaͤrtige Exem- pel an/ Monſ. Florindo hat ohne Zweifel Ur- ſach genug gegeben/in ſolchen Streit zu gera- then: aber waͤre der gute Kerl mit ſeiner klei- nen Injurie zufrieden geweſen/ ſo duͤrffte er ietzt nicht etliche Wochen in des Barbierers Gewalt liegen. Bey den alten Teutſchen/ wel- che

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/42>, abgerufen am 29.03.2024.