Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite


sammen auf einem Platz vor dem Thore re-
venge
suchten. Was wolte der Hoffmeister
thun/ der Karren war in den Koth gestossen/
und ohne Müh konte man nicht zurücke. Der-
halben blieb er bey der Resolution, und hatte
Florindo das Glück/ daß er im dritten Gange
dem unbekanten Eisenfresser eines in den Arm
versetzte. Darauff ward die Sache vertra-
gen/und ob zwar der Beschädigte sich vorbe-
hielt weitere satisfaction zu suchen/ gab ihm
doch Gelanor höfflich zu verstehen/ er würde
nicht begehren/ daß sie als reisende Personen
seinetwegen etliche Wochen verziehen solten:
sie würden inzwischen niemahls vor ihm er-
schrecken/ und allezeit parat seyn ihm auffzu-
warten/ hiermit verfügte sich ein ieder nach
Hause/ und gieng Florindo mit seiner Gesell-
schafft wieder in deß gedachten Priesters Lo-
sament. Nun hatte der Priester von dem
gantzem Handel schon Nachricht bekommen/
und als sie zu der Mahlzeit eilten/ und den
Wirth gern bey sich haben wolten/ hatte er gu-
te Gelegenheit davon zu reden. Florindo zwar
ließ sich/ als ein tapfferer Cavallier herauß/
er sey noch sein Tage vor keinem erschrocken/
wolle auch ins künfftige in kein Mäuseloch
kriechen. Galanor gieng etwas gelinder/ und
vermeinte es wäre eine schlechte Ehre nach

Streit


ſammen auf einem Platz vor dem Thore re-
venge
ſuchten. Was wolte der Hoffmeiſter
thun/ der Karren war in den Koth geſtoſſen/
und ohne Muͤh konte man nicht zuruͤcke. Der-
halben blieb er bey der Reſolution, und hatte
Florindo das Gluͤck/ daß er im dritten Gange
dem unbekanten Eiſenfreſſer eines in den Arm
verſetzte. Darauff ward die Sache vertra-
gen/und ob zwar der Beſchaͤdigte ſich vorbe-
hielt weitere ſatisfaction zu ſuchen/ gab ihm
doch Gelanor hoͤfflich zu verſtehen/ er wuͤrde
nicht begehren/ daß ſie als reiſende Perſonen
ſeinetwegen etliche Wochen verziehen ſolten:
ſie wuͤrden inzwiſchen niemahls vor ihm er-
ſchrecken/ und allezeit parat ſeyn ihm auffzu-
warten/ hiermit verfuͤgte ſich ein ieder nach
Hauſe/ und gieng Florindo mit ſeiner Geſell-
ſchafft wieder in deß gedachten Prieſters Lo-
ſament. Nun hatte der Prieſter von dem
gantzem Handel ſchon Nachricht bekommen/
und als ſie zu der Mahlzeit eilten/ und den
Wirth gern bey ſich haben wolten/ hatte er gu-
te Gelegenheit davon zu reden. Florindo zwar
ließ ſich/ als ein tapfferer Cavallier herauß/
er ſey noch ſein Tage vor keinem erſchrocken/
wolle auch ins kuͤnfftige in kein Maͤuſeloch
kriechen. Galanor gieng etwas gelinder/ und
vermeinte es waͤre eine ſchlechte Ehre nach

Streit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0040" n="34"/><lb/>
&#x017F;ammen auf einem Platz vor dem Thore <hi rendition="#aq">re-<lb/>
venge</hi> &#x017F;uchten. Was wolte der Hoffmei&#x017F;ter<lb/>
thun/ der Karren war in den Koth ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
und ohne Mu&#x0364;h konte man nicht zuru&#x0364;cke. Der-<lb/>
halben blieb er bey der <hi rendition="#aq">Re&#x017F;olution,</hi> und hatte<lb/><hi rendition="#aq">Florindo</hi> das Glu&#x0364;ck/ daß er im dritten Gange<lb/>
dem unbekanten Ei&#x017F;enfre&#x017F;&#x017F;er eines in den Arm<lb/>
ver&#x017F;etzte. Darauff ward die Sache vertra-<lb/>
gen/und ob zwar der Be&#x017F;cha&#x0364;digte &#x017F;ich vorbe-<lb/>
hielt weitere <hi rendition="#aq">&#x017F;atisfaction</hi> zu &#x017F;uchen/ gab ihm<lb/>
doch <hi rendition="#aq">Gelanor</hi> ho&#x0364;fflich zu ver&#x017F;tehen/ er wu&#x0364;rde<lb/>
nicht begehren/ daß &#x017F;ie als rei&#x017F;ende Per&#x017F;onen<lb/>
&#x017F;einetwegen etliche Wochen verziehen &#x017F;olten:<lb/>
&#x017F;ie wu&#x0364;rden inzwi&#x017F;chen niemahls vor ihm er-<lb/>
&#x017F;chrecken/ und allezeit <hi rendition="#aq">parat</hi> &#x017F;eyn ihm auffzu-<lb/>
warten/ hiermit verfu&#x0364;gte &#x017F;ich ein ieder nach<lb/>
Hau&#x017F;e/ und gieng <hi rendition="#aq">Florindo</hi> mit &#x017F;einer Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chafft wieder in deß gedachten Prie&#x017F;ters Lo-<lb/>
&#x017F;ament. Nun hatte der Prie&#x017F;ter von dem<lb/>
gantzem Handel &#x017F;chon Nachricht bekommen/<lb/>
und als &#x017F;ie zu der Mahlzeit eilten/ und den<lb/>
Wirth gern bey &#x017F;ich haben wolten/ hatte er gu-<lb/>
te Gelegenheit davon zu reden. <hi rendition="#aq">Florindo</hi> zwar<lb/>
ließ &#x017F;ich/ als ein tapfferer <hi rendition="#aq">Cavallier</hi> herauß/<lb/>
er &#x017F;ey noch &#x017F;ein Tage vor keinem er&#x017F;chrocken/<lb/>
wolle auch ins ku&#x0364;nfftige in kein Ma&#x0364;u&#x017F;eloch<lb/>
kriechen. <hi rendition="#aq">Galanor</hi> gieng etwas gelinder/ und<lb/>
vermeinte es wa&#x0364;re eine &#x017F;chlechte Ehre nach<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Streit</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0040] ſammen auf einem Platz vor dem Thore re- venge ſuchten. Was wolte der Hoffmeiſter thun/ der Karren war in den Koth geſtoſſen/ und ohne Muͤh konte man nicht zuruͤcke. Der- halben blieb er bey der Reſolution, und hatte Florindo das Gluͤck/ daß er im dritten Gange dem unbekanten Eiſenfreſſer eines in den Arm verſetzte. Darauff ward die Sache vertra- gen/und ob zwar der Beſchaͤdigte ſich vorbe- hielt weitere ſatisfaction zu ſuchen/ gab ihm doch Gelanor hoͤfflich zu verſtehen/ er wuͤrde nicht begehren/ daß ſie als reiſende Perſonen ſeinetwegen etliche Wochen verziehen ſolten: ſie wuͤrden inzwiſchen niemahls vor ihm er- ſchrecken/ und allezeit parat ſeyn ihm auffzu- warten/ hiermit verfuͤgte ſich ein ieder nach Hauſe/ und gieng Florindo mit ſeiner Geſell- ſchafft wieder in deß gedachten Prieſters Lo- ſament. Nun hatte der Prieſter von dem gantzem Handel ſchon Nachricht bekommen/ und als ſie zu der Mahlzeit eilten/ und den Wirth gern bey ſich haben wolten/ hatte er gu- te Gelegenheit davon zu reden. Florindo zwar ließ ſich/ als ein tapfferer Cavallier herauß/ er ſey noch ſein Tage vor keinem erſchrocken/ wolle auch ins kuͤnfftige in kein Maͤuſeloch kriechen. Galanor gieng etwas gelinder/ und vermeinte es waͤre eine ſchlechte Ehre nach Streit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/40
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/40>, abgerufen am 22.11.2024.