Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.CAP. XLI. DEn folgenden Tag kamen unterschiede- darff.
CAP. XLI. DEn folgenden Tag kamen unterſchiede- darff.
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CAP. XLI.
DEn folgenden Tag kamen unterſchiede-
ne junge Weibergen/ und beſuchten die
Wirthin/ welche allem aͤuſſerlichen Anſehen
nach/ bald wolte zu Winckel kriechen. Nun
hatte Gelanor mit den ſeinigen das Zimmer
neben ihrer Stube eingenommen/ alſo daß
man alles vernehmen konte/ was daruͤber
geredet ward. Solcher Beqvemligkeit be-
diente ſich Florindo, und hoͤrete die anmu-
thigen Geſpraͤche mit ſonderbahrer Freu-
den an. Die Wirthin fragte eine/ Schweſter-
gen/ geheſtu nicht zur Hochzeit? da antworte-
te dieſe ach was ſolte ich zur Hochzeit ma-
chen/ iſt es doch eine Schande/ wie man hin-
unter geſtoſſen wird. Es hat meinen Mann
wol tauſend mal getauret/ daß er nicht iſt
Doctor oder zum wenigſten Magiſter wor-
den. Da hat er das ſeinige verreiſet/ und hat
wohl mehr geſehen als einander. Aber es
gehet hier zu Lande nicht nach Geſchick-
ligkeit. Sonſt wolten ich und mein Mann
wohl uͤber die Taffel kommen. Eine andere
ſagte. Eben darumb habe ichs meinem Man-
ne gar fein abgewehnet/ daß er an keinen vor-
nehmen Ort zur Leiche oder zur Hochzeit gehen
darff.
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/352>, abgerufen am 16.02.2025. |