Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite


worten kunte er sich nicht/ und darzu muste
er in furchten stehen/ es möchten noch Be-
renheuter und Ohrfeigen unter einander auf
ihn zufliegen/ wie denn Florindo ein gutes Lüst-
gen gehabt/ wenn Gelanor sein Votum dar-
zu gegeben hätte. Das beste war/ daß er auff-
stund und sich unsichtbar machte. Da erzehl-
te einer seinen gantzen Lebens-Lauff/ wie daß
er von Jugend an nichts anders vorgehabt/
als lächerliche Possen zu machen/ und in
der Compagnie vor einen Jean potage zu
dienen. Er wäre auch dessentwegen in grosse
Verachtung/ offtmahls auch wegen seiner
freyen und ungezäumten Zunge in grosse Un-
gelegenheit gerathen: also daß sein Vater
ihn längst vor verlohren gehalten/ und seine
Hoffnung von ihm abgesetzt/ doch lasse er sich
unbekümmert/ und bleibe bey seiner Natur.
Hierauff sagte Eurylas, ich wüste/ wie dem
Menschen zu rathen wäre/ das Zucht- Haus
möchte ihm zu beschwerlich seyn. Jch kenne ei-
nen Manne der bringet sich mit seinen Sau-
Possen durch die Welt/ und wo er was zu su-
chen hat/ da schicket er etliche Zötgen voran/ die
ihm gleichsam den Weg zur guten expedition
bahnen müssen. Wie wär es/ wenn wir den
Menschen hin recommendirten/ sie würden

treff-


worten kunte er ſich nicht/ und darzu muſte
er in furchten ſtehen/ es moͤchten noch Be-
renheuter und Ohrfeigen unter einander auf
ihn zufliegen/ wie denn Florindo ein gutes Luͤſt-
gen gehabt/ wenn Gelanor ſein Votum dar-
zu gegeben haͤtte. Das beſte war/ daß er auff-
ſtund und ſich unſichtbar machte. Da erzehl-
te einer ſeinen gantzen Lebens-Lauff/ wie daß
er von Jugend an nichts anders vorgehabt/
als laͤcherliche Poſſen zu machen/ und in
der Compagnie vor einen Jean potage zu
dienen. Er waͤre auch deſſentwegen in groſſe
Verachtung/ offtmahls auch wegen ſeiner
freyen und ungezaͤumten Zunge in groſſe Un-
gelegenheit gerathen: alſo daß ſein Vater
ihn laͤngſt vor verlohren gehalten/ und ſeine
Hoffnung von ihm abgeſetzt/ doch laſſe er ſich
unbekuͤmmert/ und bleibe bey ſeiner Natur.
Hierauff ſagte Eurylas, ich wuͤſte/ wie dem
Menſchen zu rathen waͤre/ das Zucht- Haus
moͤchte ihm zu beſchwerlich ſeyn. Jch kenne ei-
nen Manne der bringet ſich mit ſeinen Sau-
Poſſen durch die Welt/ und wo er was zu ſu-
chen hat/ da ſchicket er etliche Zoͤtgen voran/ die
ihm gleichſam den Weg zur guten expedition
bahnen muͤſſen. Wie waͤr es/ wenn wir den
Menſchen hin recommendirten/ ſie wuͤrden

treff-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0316" n="310"/><lb/>
worten kunte er &#x017F;ich nicht/ und darzu mu&#x017F;te<lb/>
er in furchten &#x017F;tehen/ es mo&#x0364;chten noch Be-<lb/>
renheuter und Ohrfeigen unter einander auf<lb/>
ihn zufliegen/ wie denn <hi rendition="#aq">Florindo</hi> ein gutes Lu&#x0364;&#x017F;t-<lb/>
gen gehabt/ wenn <hi rendition="#aq">Gelanor</hi> &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Votum</hi> dar-<lb/>
zu gegeben ha&#x0364;tte. Das be&#x017F;te war/ daß er auff-<lb/>
&#x017F;tund und &#x017F;ich un&#x017F;ichtbar machte. Da erzehl-<lb/>
te einer &#x017F;einen gantzen Lebens-Lauff/ wie daß<lb/>
er von Jugend an nichts anders vorgehabt/<lb/>
als la&#x0364;cherliche Po&#x017F;&#x017F;en zu machen/ und in<lb/>
der <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> vor einen <hi rendition="#aq">Jean potage</hi> zu<lb/>
dienen. Er wa&#x0364;re auch de&#x017F;&#x017F;entwegen in gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Verachtung/ offtmahls auch wegen &#x017F;einer<lb/>
freyen und ungeza&#x0364;umten Zunge in gro&#x017F;&#x017F;e Un-<lb/>
gelegenheit gerathen: al&#x017F;o daß &#x017F;ein Vater<lb/>
ihn la&#x0364;ng&#x017F;t vor verlohren gehalten/ und &#x017F;eine<lb/>
Hoffnung von ihm abge&#x017F;etzt/ doch la&#x017F;&#x017F;e er &#x017F;ich<lb/>
unbeku&#x0364;mmert/ und bleibe bey &#x017F;einer Natur.<lb/>
Hierauff &#x017F;agte <hi rendition="#aq">Eurylas,</hi> ich wu&#x0364;&#x017F;te/ wie dem<lb/>
Men&#x017F;chen zu rathen wa&#x0364;re/ das Zucht- Haus<lb/>
mo&#x0364;chte ihm zu be&#x017F;chwerlich &#x017F;eyn. Jch kenne ei-<lb/>
nen Manne der bringet &#x017F;ich mit &#x017F;einen Sau-<lb/>
Po&#x017F;&#x017F;en durch die Welt/ und wo er was zu &#x017F;u-<lb/>
chen hat/ da &#x017F;chicket er etliche Zo&#x0364;tgen voran/ die<lb/>
ihm gleich&#x017F;am den Weg zur guten <hi rendition="#aq">expedition</hi><lb/>
bahnen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Wie wa&#x0364;r es/ wenn wir den<lb/>
Men&#x017F;chen hin <hi rendition="#aq">recommendir</hi>ten/ &#x017F;ie wu&#x0364;rden<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">treff-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[310/0316] worten kunte er ſich nicht/ und darzu muſte er in furchten ſtehen/ es moͤchten noch Be- renheuter und Ohrfeigen unter einander auf ihn zufliegen/ wie denn Florindo ein gutes Luͤſt- gen gehabt/ wenn Gelanor ſein Votum dar- zu gegeben haͤtte. Das beſte war/ daß er auff- ſtund und ſich unſichtbar machte. Da erzehl- te einer ſeinen gantzen Lebens-Lauff/ wie daß er von Jugend an nichts anders vorgehabt/ als laͤcherliche Poſſen zu machen/ und in der Compagnie vor einen Jean potage zu dienen. Er waͤre auch deſſentwegen in groſſe Verachtung/ offtmahls auch wegen ſeiner freyen und ungezaͤumten Zunge in groſſe Un- gelegenheit gerathen: alſo daß ſein Vater ihn laͤngſt vor verlohren gehalten/ und ſeine Hoffnung von ihm abgeſetzt/ doch laſſe er ſich unbekuͤmmert/ und bleibe bey ſeiner Natur. Hierauff ſagte Eurylas, ich wuͤſte/ wie dem Menſchen zu rathen waͤre/ das Zucht- Haus moͤchte ihm zu beſchwerlich ſeyn. Jch kenne ei- nen Manne der bringet ſich mit ſeinen Sau- Poſſen durch die Welt/ und wo er was zu ſu- chen hat/ da ſchicket er etliche Zoͤtgen voran/ die ihm gleichſam den Weg zur guten expedition bahnen muͤſſen. Wie waͤr es/ wenn wir den Menſchen hin recommendirten/ ſie wuͤrden treff-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/316
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/316>, abgerufen am 18.05.2024.