Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite


der gute Junge so gedultig war/ bald muste er
die Schienbeine hinstellen/ und sich auß aller
Macht drauff prügeln lassen: Balt muste er
mit den Händen Pfötgen halten: Bald
muste er mit den Backen auffblasen/ und eine
Maulschelle nach der andern einfressen/ und
was der Händel mehr war.

Nachdem nun der arme Tropff wohl
strappezirt war/ fieng der Herr an/ Ach du
Bösewicht/ siehe wie ich mir deinetwegen das
Leben abkürtzen muß/ ist es auch möglich daß
ein Tag vorbey geht/ da ich mich nicht erzür-
nen muß. Wolte ich doch das Leben keinem
Hunde gönnen. Ach Herr Wirth/ ist keine
Citrone da/ die Galle läufft mir in Magen.
Ach der Schelme wird noch zum Mörder an
meinem Leibe/ etc die Compagnie sahe den
Narren an und ließ ihn reden. Doch als ihn
der Wirth in sein Zimmer gebracht/ sagte Eu-
rylas,
nun das Glücke hält sich wohl/ die Nar-
ren präsentiren sich von Tage zu Tage besser. Der
Zwecken-Peter möchte sich nicht erzürnen/
wann ihm die Boßheit so geschwind in die
Caldaunen fährt. So will er erstlich sehen
lassen/ daß er Macht hat so einen elenden Jun-
gen zu prügeln/ und vors andere thut er fein
närrisch/ daß die Leute dencken sollen/ er wird

flugs


der gute Junge ſo gedultig war/ bald muſte er
die Schienbeine hinſtellen/ und ſich auß aller
Macht drauff pruͤgeln laſſen: Balt muſte er
mit den Haͤnden Pfoͤtgen halten: Bald
muſte er mit den Backen auffblaſen/ und eine
Maulſchelle nach der andern einfreſſen/ und
was der Haͤndel mehr war.

Nachdem nun der arme Tropff wohl
ſtrappezirt war/ fieng der Herr an/ Ach du
Boͤſewicht/ ſiehe wie ich mir deinetwegen das
Leben abkuͤrtzen muß/ iſt es auch moͤglich daß
ein Tag vorbey geht/ da ich mich nicht erzuͤr-
nen muß. Wolte ich doch das Leben keinem
Hunde goͤnnen. Ach Herr Wirth/ iſt keine
Citrone da/ die Galle laͤufft mir in Magen.
Ach der Schelme wird noch zum Moͤrder an
meinem Leibe/ ꝛc die Compagnie ſahe den
Narren an und ließ ihn reden. Doch als ihn
der Wirth in ſein Zimmer gebracht/ ſagte Eu-
rylas,
nun das Gluͤcke haͤlt ſich wohl/ die Nar-
rẽ praͤſentiꝛẽ ſich von Tage zu Tage beſſeꝛ. Deꝛ
Zwecken-Peter moͤchte ſich nicht erzuͤrnen/
wann ihm die Boßheit ſo geſchwind in die
Caldaunen faͤhrt. So will er erſtlich ſehen
laſſen/ daß er Macht hat ſo einen elenden Jun-
gen zu pruͤgeln/ und vors andere thut er fein
naͤrriſch/ daß die Leute dencken ſollen/ er wird

flugs
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0265" n="259"/><lb/>
der gute Junge &#x017F;o gedultig war/ bald mu&#x017F;te er<lb/>
die Schienbeine hin&#x017F;tellen/ und &#x017F;ich auß aller<lb/>
Macht drauff pru&#x0364;geln la&#x017F;&#x017F;en: Balt mu&#x017F;te er<lb/>
mit den Ha&#x0364;nden Pfo&#x0364;tgen halten: Bald<lb/>
mu&#x017F;te er mit den Backen auffbla&#x017F;en/ und eine<lb/>
Maul&#x017F;chelle nach der andern einfre&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
was der Ha&#x0364;ndel mehr war.</p><lb/>
        <p>Nachdem nun der arme Tropff wohl<lb/>
&#x017F;trappezirt war/ fieng der Herr an/ Ach du<lb/>
Bo&#x0364;&#x017F;ewicht/ &#x017F;iehe wie ich mir deinetwegen das<lb/>
Leben abku&#x0364;rtzen muß/ i&#x017F;t es auch mo&#x0364;glich daß<lb/>
ein Tag vorbey geht/ da ich mich nicht erzu&#x0364;r-<lb/>
nen muß. Wolte ich doch das Leben keinem<lb/>
Hunde go&#x0364;nnen. Ach Herr Wirth/ i&#x017F;t keine<lb/>
Citrone da/ die Galle la&#x0364;ufft mir in Magen.<lb/>
Ach der Schelme wird noch zum Mo&#x0364;rder an<lb/>
meinem Leibe/ &#xA75B;c die Compagnie &#x017F;ahe den<lb/>
Narren an und ließ ihn reden. Doch als ihn<lb/>
der Wirth in &#x017F;ein Zimmer gebracht/ &#x017F;agte <hi rendition="#aq">Eu-<lb/>
rylas,</hi> nun das Glu&#x0364;cke ha&#x0364;lt &#x017F;ich wohl/ die Nar-<lb/>
re&#x0303; pra&#x0364;&#x017F;enti&#xA75B;e&#x0303; &#x017F;ich von Tage zu Tage be&#x017F;&#x017F;e&#xA75B;. De&#xA75B;<lb/>
Zwecken-Peter mo&#x0364;chte &#x017F;ich nicht erzu&#x0364;rnen/<lb/>
wann ihm die Boßheit &#x017F;o ge&#x017F;chwind in die<lb/>
Caldaunen fa&#x0364;hrt. So will er er&#x017F;tlich &#x017F;ehen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ daß er Macht hat &#x017F;o einen elenden Jun-<lb/>
gen zu pru&#x0364;geln/ und vors andere thut er fein<lb/>
na&#x0364;rri&#x017F;ch/ daß die Leute dencken &#x017F;ollen/ er wird<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">flugs</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0265] der gute Junge ſo gedultig war/ bald muſte er die Schienbeine hinſtellen/ und ſich auß aller Macht drauff pruͤgeln laſſen: Balt muſte er mit den Haͤnden Pfoͤtgen halten: Bald muſte er mit den Backen auffblaſen/ und eine Maulſchelle nach der andern einfreſſen/ und was der Haͤndel mehr war. Nachdem nun der arme Tropff wohl ſtrappezirt war/ fieng der Herr an/ Ach du Boͤſewicht/ ſiehe wie ich mir deinetwegen das Leben abkuͤrtzen muß/ iſt es auch moͤglich daß ein Tag vorbey geht/ da ich mich nicht erzuͤr- nen muß. Wolte ich doch das Leben keinem Hunde goͤnnen. Ach Herr Wirth/ iſt keine Citrone da/ die Galle laͤufft mir in Magen. Ach der Schelme wird noch zum Moͤrder an meinem Leibe/ ꝛc die Compagnie ſahe den Narren an und ließ ihn reden. Doch als ihn der Wirth in ſein Zimmer gebracht/ ſagte Eu- rylas, nun das Gluͤcke haͤlt ſich wohl/ die Nar- rẽ praͤſentiꝛẽ ſich von Tage zu Tage beſſeꝛ. Deꝛ Zwecken-Peter moͤchte ſich nicht erzuͤrnen/ wann ihm die Boßheit ſo geſchwind in die Caldaunen faͤhrt. So will er erſtlich ſehen laſſen/ daß er Macht hat ſo einen elenden Jun- gen zu pruͤgeln/ und vors andere thut er fein naͤrriſch/ daß die Leute dencken ſollen/ er wird flugs

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/265
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/265>, abgerufen am 09.12.2024.