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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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diß/ als sein bestes Kleinod annehmen/ daß sein
Leben nicht ewig in dem Angstwesen stecken
muß. Und also will ich auch den kühlen Sand/
die sauffte Schlaffstätte mit diesen Zeilen kent-
lich machen:

Lebe wol/ du liebe Seele/
Lebe nun und ewig wohl/
Biß des blassen Leibes Höle
Deinem Sitze folgen soll.
Du bist selig/ wo dein Gott
Ohne Seuffzen Angst und Spott
Seine liebsten Söhne weidet/
Und mit Gnad und Wonne kleidet.
Wolte Gott/ es könten alle
Gleich so Tod und selig seyn/
Daß sie mit beliebtem Schalle
Hüpften in des Himmels Schein.
Nun wohlan es kömmt die Zeit/
Daß die süsse Seligkeit/
Uns ingleichem soll entbinden
Deine Wollust zu empfinden.

Nun dieses sey die Letze/ und damit lasset
uns hingehen/ biß des Himmels Gewalt sol-
ches auch bey uns gebieten will. Jmmittelst
haben sie sämmtlichen ein Lob und danckgezie-
mendes Mitleiden bey den jenigen vollkömmlich
abgestattet/ welche in das hohe Leidwesen ge-

setzet


diß/ als ſein beſtes Kleinod annehmen/ daß ſein
Leben nicht ewig in dem Angſtweſen ſtecken
muß. Und alſo will ich auch den kuͤhlen Sand/
die ſauffte Schlaffſtaͤtte mit dieſen Zeilen kent-
lich machen:

Lebe wol/ du liebe Seele/
Lebe nun und ewig wohl/
Biß des blaſſen Leibes Hoͤle
Deinem Sitze folgen ſoll.
Du biſt ſelig/ wo dein Gott
Ohne Seuffzen Angſt und Spott
Seine liebſten Soͤhne weidet/
Und mit Gnad und Wonne kleidet.
Wolte Gott/ es koͤnten alle
Gleich ſo Tod und ſelig ſeyn/
Daß ſie mit beliebtem Schalle
Huͤpften in des Himmels Schein.
Nun wohlan es koͤmmt die Zeit/
Daß die ſuͤſſe Seligkeit/
Uns ingleichem ſoll entbinden
Deine Wolluſt zu empfinden.

Nun dieſes ſey die Letze/ und damit laſſet
uns hingehen/ biß des Himmels Gewalt ſol-
ches auch bey uns gebieten will. Jmmittelſt
haben ſie ſaͤmmtlichen ein Lob und danckgezie-
mendes Mitleiden bey den jenigen vollkoͤm̃lich
abgeſtattet/ welche in das hohe Leidweſen ge-

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[239/0245] diß/ als ſein beſtes Kleinod annehmen/ daß ſein Leben nicht ewig in dem Angſtweſen ſtecken muß. Und alſo will ich auch den kuͤhlen Sand/ die ſauffte Schlaffſtaͤtte mit dieſen Zeilen kent- lich machen: Lebe wol/ du liebe Seele/ Lebe nun und ewig wohl/ Biß des blaſſen Leibes Hoͤle Deinem Sitze folgen ſoll. Du biſt ſelig/ wo dein Gott Ohne Seuffzen Angſt und Spott Seine liebſten Soͤhne weidet/ Und mit Gnad und Wonne kleidet. Wolte Gott/ es koͤnten alle Gleich ſo Tod und ſelig ſeyn/ Daß ſie mit beliebtem Schalle Huͤpften in des Himmels Schein. Nun wohlan es koͤmmt die Zeit/ Daß die ſuͤſſe Seligkeit/ Uns ingleichem ſoll entbinden Deine Wolluſt zu empfinden. Nun dieſes ſey die Letze/ und damit laſſet uns hingehen/ biß des Himmels Gewalt ſol- ches auch bey uns gebieten will. Jmmittelſt haben ſie ſaͤmmtlichen ein Lob und danckgezie- mendes Mitleiden bey den jenigen vollkoͤm̃lich abgeſtattet/ welche in das hohe Leidweſen ge- ſetzet

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/245>, abgerufen am 23.11.2024.