Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

Toscanerinne geschmücket/ je weniger
sie vermaschquet ist/ desto schöner dün-
cket sie sich zu seyn: Derogleichen
Schreib Art würde vielleicht unleid-
lich seyn der vortrefflichsten Beredsam-
keit; Wo die Warheit oder Wesen-
heit schlechter Dinges soll angesehen
werden/ so muß sie nicht pralende/ son-
dern auffs einfältigste auffgestellet wer-
den/ wiedrigen Falls man sich würde
verdächtig machen/ daß man inner der
Schalen Vergoldung dem Leser den
Kern aus den Händen spielen/ oder selb-
sten leer Stroh dreschen wollen; Gleich
wie die Ratio Status aus dem Brunnen
der Geschichte Wasser schöpffet/ und
darinnen sich am besten besehen kan/ al-
so lässet sie sich nirgends lieber finden/
als wo die Warheit am reinesten quil-
let; Wann dieser nachgegangen wor-
den/ so hat man beyseit gesetzt aller
Worte Pracht mit der Sachen We-
senheit/ solches auff was Weise zuerken-

nen/

Toſcanerinne geſchmuͤcket/ je weniger
ſie vermaſchquet iſt/ deſto ſchoͤner duͤn-
cket ſie ſich zu ſeyn: Derogleichen
Schreib Art wuͤrde vielleicht unleid-
lich ſeyn der vortrefflichſten Beredſam-
keit; Wo die Warheit oder Weſen-
heit ſchlechter Dinges ſoll angeſehen
werden/ ſo muß ſie nicht pralende/ ſon-
dern auffs einfaͤltigſte auffgeſtellet wer-
den/ wiedrigen Falls man ſich wuͤrde
verdaͤchtig machen/ daß man inner der
Schalen Vergoldung dem Leſer den
Kern aus den Haͤnden ſpielen/ odeꝛ ſelb-
ſten leer Stroh dreſchen wollen; Gleich
wie die Ratio Status aus dem Brunnen
der Geſchichte Waſſer ſchoͤpffet/ und
darinnen ſich am beſten beſehen kan/ al-
ſo laͤſſet ſie ſich nirgends lieber finden/
als wo die Warheit am reineſten quil-
let; Wann dieſer nachgegangen wor-
den/ ſo hat man beyſeit geſetzt aller
Worte Pracht mit der Sachen We-
ſenheit/ ſolches auff was Weiſe zuerken-

nen/
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0054"/>
To&#x017F;canerinne ge&#x017F;chmu&#x0364;cket/ je weniger<lb/>
&#x017F;ie verma&#x017F;chquet i&#x017F;t/ de&#x017F;to &#x017F;cho&#x0364;ner du&#x0364;n-<lb/>
cket &#x017F;ie &#x017F;ich zu &#x017F;eyn: Derogleichen<lb/>
Schreib Art wu&#x0364;rde vielleicht unleid-<lb/>
lich &#x017F;eyn der vortrefflich&#x017F;ten Bered&#x017F;am-<lb/>
keit; Wo die Warheit oder We&#x017F;en-<lb/>
heit &#x017F;chlechter Dinges &#x017F;oll ange&#x017F;ehen<lb/>
werden/ &#x017F;o muß &#x017F;ie nicht pralende/ &#x017F;on-<lb/>
dern auffs einfa&#x0364;ltig&#x017F;te auffge&#x017F;tellet wer-<lb/>
den/ wiedrigen Falls man &#x017F;ich wu&#x0364;rde<lb/>
verda&#x0364;chtig machen/ daß man inner der<lb/>
Schalen Vergoldung dem Le&#x017F;er den<lb/>
Kern aus den Ha&#x0364;nden &#x017F;pielen/ ode&#xA75B; &#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;ten leer Stroh dre&#x017F;chen wollen; Gleich<lb/>
wie die <hi rendition="#aq">Ratio Status</hi> aus dem Brunnen<lb/>
der Ge&#x017F;chichte Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;cho&#x0364;pffet/ und<lb/>
darinnen &#x017F;ich am be&#x017F;ten be&#x017F;ehen kan/ al-<lb/>
&#x017F;o la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ie &#x017F;ich nirgends lieber finden/<lb/>
als wo die Warheit am reine&#x017F;ten quil-<lb/>
let; Wann die&#x017F;er nachgegangen wor-<lb/>
den/ &#x017F;o hat man bey&#x017F;eit ge&#x017F;etzt aller<lb/>
Worte Pracht mit der Sachen We-<lb/>
&#x017F;enheit/ &#x017F;olches auff was Wei&#x017F;e zuerken-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nen/</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0054] Toſcanerinne geſchmuͤcket/ je weniger ſie vermaſchquet iſt/ deſto ſchoͤner duͤn- cket ſie ſich zu ſeyn: Derogleichen Schreib Art wuͤrde vielleicht unleid- lich ſeyn der vortrefflichſten Beredſam- keit; Wo die Warheit oder Weſen- heit ſchlechter Dinges ſoll angeſehen werden/ ſo muß ſie nicht pralende/ ſon- dern auffs einfaͤltigſte auffgeſtellet wer- den/ wiedrigen Falls man ſich wuͤrde verdaͤchtig machen/ daß man inner der Schalen Vergoldung dem Leſer den Kern aus den Haͤnden ſpielen/ odeꝛ ſelb- ſten leer Stroh dreſchen wollen; Gleich wie die Ratio Status aus dem Brunnen der Geſchichte Waſſer ſchoͤpffet/ und darinnen ſich am beſten beſehen kan/ al- ſo laͤſſet ſie ſich nirgends lieber finden/ als wo die Warheit am reineſten quil- let; Wann dieſer nachgegangen wor- den/ ſo hat man beyſeit geſetzt aller Worte Pracht mit der Sachen We- ſenheit/ ſolches auff was Weiſe zuerken- nen/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/54
Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/54>, abgerufen am 22.11.2024.