Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

ben/ und wie vielmahlen muste diese an lau-
ter Triumfe gewohnte Seele den Kelch der
Gefährligkeiten kosten? Wie bald ihren
Durst von den hellischen Pech und Schwe-
fel Wassern leschen? Und in die Oerter ge-
langen/ von welchen der Jtalienische Poet
Dantes singrt:

Quivi si piangono gli spietati dan-
ni,
Quivie Alessandro.

Da werden die grausamsten Schmertzen
und Straffen gewehklaget/ da ist Alexan-
der:
Selbst der vornehme Persianische
Poet Schich Saadi preiset ihn in diesen
verdolmetschten Worten unglückseelig/
An ignoras Alexandrum Magnum
magno cum labore tenebras perme-
asse, nec tamen e fonte vitae hausisse?

Weissestu nicht/ daß der Grosse Alexander
mit grosser Mühe die Finsternüsse durch-
wandelt/ und dennoch nicht auß dem Brun-
nen des Lebens geschöpffet?

Tiberius, welchen die heutigen Welt-
linge offt unbedachtsamer Weise vor ein
Exemplar eines Fürsten anziehen/ und in
den Tiberianischen Künsten etne Wun-

der-

ben/ und wie vielmahlen muſte dieſe an lau-
ter Triumfe gewohnte Seele den Kelch der
Gefaͤhrligkeiten koſten? Wie bald ihren
Durſt von den helliſchen Pech und Schwe-
fel Waſſern leſchen? Und in die Oerter ge-
langen/ von welchen der Jtalieniſche Poet
Dantes ſingrt:

Quivi ſi piangono gli ſpietati dan-
ni,
Quiviè Aleſſandro.

Da werden die grauſamſten Schmertzen
und Straffen gewehklaget/ da iſt Alexan-
der:
Selbſt der vornehme Perſianiſche
Poet Schich Saadi preiſet ihn in dieſen
verdolmetſchten Worten ungluͤckſeelig/
An ignoras Alexandrum Magnum
magno cum labore tenebras perme-
aſſe, nec tamen è fonte vitæ hauſiſſe?

Weiſſeſtu nicht/ daß der Groſſe Alexander
mit groſſer Muͤhe die Finſternuͤſſe durch-
wandelt/ und dennoch nicht auß dem Brun-
nen des Lebens geſchoͤpffet?

Tiberius, welchen die heutigen Welt-
linge offt unbedachtſamer Weiſe vor ein
Exemplar eines Fuͤrſten anziehen/ und in
den Tiberianiſchen Kuͤnſten etne Wun-

der-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0501"/>
ben/ und wie vielmahlen mu&#x017F;te die&#x017F;e an lau-<lb/>
ter Triumfe gewohnte Seele den Kelch der<lb/>
Gefa&#x0364;hrligkeiten ko&#x017F;ten? Wie bald ihren<lb/>
Dur&#x017F;t von den helli&#x017F;chen Pech und Schwe-<lb/>
fel Wa&#x017F;&#x017F;ern le&#x017F;chen? Und in die Oerter ge-<lb/>
langen/ von welchen der Jtalieni&#x017F;che Poet<lb/><hi rendition="#aq">Dantes</hi> &#x017F;ingrt:</p><lb/>
        <quote> <hi rendition="#aq">Quivi &#x017F;i piangono gli &#x017F;pietati dan-<lb/><hi rendition="#et">ni,</hi><lb/>
Quiviè Ale&#x017F;&#x017F;andro.</hi> </quote><lb/>
        <p>Da werden die grau&#x017F;am&#x017F;ten Schmertzen<lb/>
und Straffen gewehklaget/ da i&#x017F;t <hi rendition="#aq">Alexan-<lb/>
der:</hi> Selb&#x017F;t der vornehme Per&#x017F;iani&#x017F;che<lb/>
Poet <hi rendition="#aq">Schich Saadi</hi> prei&#x017F;et ihn in die&#x017F;en<lb/>
verdolmet&#x017F;chten Worten unglu&#x0364;ck&#x017F;eelig/<lb/><hi rendition="#aq">An ignoras Alexandrum Magnum<lb/>
magno cum labore tenebras perme-<lb/>
a&#x017F;&#x017F;e, nec tamen è fonte vitæ hau&#x017F;i&#x017F;&#x017F;e?</hi><lb/>
Wei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;tu nicht/ daß der Gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Alexander</hi><lb/>
mit gro&#x017F;&#x017F;er Mu&#x0364;he die Fin&#x017F;ternu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e durch-<lb/>
wandelt/ und dennoch nicht auß dem Brun-<lb/>
nen des Lebens ge&#x017F;cho&#x0364;pffet?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Tiberius,</hi> welchen die heutigen Welt-<lb/>
linge offt unbedacht&#x017F;amer Wei&#x017F;e vor ein<lb/><hi rendition="#aq">Exemplar</hi> eines Fu&#x0364;r&#x017F;ten anziehen/ und in<lb/>
den <hi rendition="#aq">Tiberiani</hi>&#x017F;chen Ku&#x0364;n&#x017F;ten etne Wun-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0501] ben/ und wie vielmahlen muſte dieſe an lau- ter Triumfe gewohnte Seele den Kelch der Gefaͤhrligkeiten koſten? Wie bald ihren Durſt von den helliſchen Pech und Schwe- fel Waſſern leſchen? Und in die Oerter ge- langen/ von welchen der Jtalieniſche Poet Dantes ſingrt: Quivi ſi piangono gli ſpietati dan- ni, Quiviè Aleſſandro. Da werden die grauſamſten Schmertzen und Straffen gewehklaget/ da iſt Alexan- der: Selbſt der vornehme Perſianiſche Poet Schich Saadi preiſet ihn in dieſen verdolmetſchten Worten ungluͤckſeelig/ An ignoras Alexandrum Magnum magno cum labore tenebras perme- aſſe, nec tamen è fonte vitæ hauſiſſe? Weiſſeſtu nicht/ daß der Groſſe Alexander mit groſſer Muͤhe die Finſternuͤſſe durch- wandelt/ und dennoch nicht auß dem Brun- nen des Lebens geſchoͤpffet? Tiberius, welchen die heutigen Welt- linge offt unbedachtſamer Weiſe vor ein Exemplar eines Fuͤrſten anziehen/ und in den Tiberianiſchen Kuͤnſten etne Wun- der-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/501
Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/501>, abgerufen am 22.11.2024.