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Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

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etwas einen andern Gang hielte/ als bey
gemeinen Leuten/ sie hätten einen etwas
freyern und weitern Schrit wegen des
grossen wichtigen und gefährlichen Am-
ptes/ das ein Fürst auff seinen Schul-
tern träget/ dahero ihnen auch ein Schrit
oder Tritt zukomme/ der andern zwar
etwas lahm und unordentlich zu seyn
scheinet/ ihnen aber höchst nöthig/ recht
und anständig ist/ ein Fürst muß/ spricht
er/ bißweilen lincks umbkehren/ Klug-
heit mit Frömmigkeit vermischen/ und
cum vulpe vulpinarier. Ach! Fürsten
lassen sich ja nicht zu einem verächtlichen
Fuchs-balge machen! Wie auff lahmen
Füssen stehen Regimenter/ derer Obere
einer hinckenden Frömmigkeit ergeben
sind! Wie bald ists geschehen/ daß der
jenige welcher allzu weite Schritte ma-
chet/ oder böse Tritt/ zu Boden fället!
Mit eben derogleichen Behuff wolte
schon der gelehrte Heyde Plutarchus den
grossen Liebkosen/ wenn er die Laster/
quae ex aliquo animi motu, aut ex
temporibus Reipubl. actionibusque
intercurrunt, pro claudicationibus

poti-

etwas einen andern Gang hielte/ als bey
gemeinen Leuten/ ſie haͤtten einen etwas
freyern und weitern Schrit wegen des
groſſen wichtigen und gefaͤhrlichen Am-
ptes/ das ein Fuͤrſt auff ſeinen Schul-
tern traͤget/ dahero ihnẽ auch ein Schrit
oder Tritt zukomme/ der andern zwar
etwas lahm und unordentlich zu ſeyn
ſcheinet/ ihnen aber hoͤchſt noͤthig/ recht
und anſtaͤndig iſt/ ein Fuͤrſt muß/ ſpricht
er/ bißweilen lincks umbkehren/ Klug-
heit mit Froͤmmigkeit vermiſchen/ und
cum vulpe vulpinarier. Ach! Fuͤrſten
laſſen ſich ja nicht zu einem veraͤchtlichen
Fuchs-balge machen! Wie auff lahmen
Fuͤſſen ſtehen Regimenter/ derer Obere
einer hinckenden Froͤmmigkeit ergeben
ſind! Wie bald iſts geſchehen/ daß der
jenige welcher allzu weite Schritte ma-
chet/ oder boͤſe Tritt/ zu Boden faͤllet!
Mit eben derogleichen Behuff wolte
ſchon der gelehrte Heyde Plutarchus den
groſſen Liebkoſen/ wenn er die Laſter/
quæ ex aliquo animi motu, aut ex
temporibus Reipubl. actionibusque
intercurrunt, pro claudicationibus

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[0209] etwas einen andern Gang hielte/ als bey gemeinen Leuten/ ſie haͤtten einen etwas freyern und weitern Schrit wegen des groſſen wichtigen und gefaͤhrlichen Am- ptes/ das ein Fuͤrſt auff ſeinen Schul- tern traͤget/ dahero ihnẽ auch ein Schrit oder Tritt zukomme/ der andern zwar etwas lahm und unordentlich zu ſeyn ſcheinet/ ihnen aber hoͤchſt noͤthig/ recht und anſtaͤndig iſt/ ein Fuͤrſt muß/ ſpricht er/ bißweilen lincks umbkehren/ Klug- heit mit Froͤmmigkeit vermiſchen/ und cum vulpe vulpinarier. Ach! Fuͤrſten laſſen ſich ja nicht zu einem veraͤchtlichen Fuchs-balge machen! Wie auff lahmen Fuͤſſen ſtehen Regimenter/ derer Obere einer hinckenden Froͤmmigkeit ergeben ſind! Wie bald iſts geſchehen/ daß der jenige welcher allzu weite Schritte ma- chet/ oder boͤſe Tritt/ zu Boden faͤllet! Mit eben derogleichen Behuff wolte ſchon der gelehrte Heyde Plutarchus den groſſen Liebkoſen/ wenn er die Laſter/ quæ ex aliquo animi motu, aut ex temporibus Reipubl. actionibusque intercurrunt, pro claudicationibus poti-

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Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/209>, abgerufen am 22.11.2024.