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Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.

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Capitel. im gemeinen Wesen.
ausserhalb/ als der gemeine Krieges-Stand/ vom eusserlichen
Feind.

§. 27. Zwischen beyderley Ständen/ nemlich zwischen den Zu-
und Ab- Stand/ tritt gleichsam mitten ein die Neutralität/ der Neu-
tral Stand/

entweder derer Personen/ als derer
1. die zwischen zweyen widerwertigen Partheyen neutral
sind/ und es mit keiner halten/ zugleich wider die andere
zu seyn.
2. die zwischen zweyen nur bloß von einander zielenden das
Mittel halten/ weder dieses noch jenes mit ihnen inten-
ti
ren/
oder die Neutralität/ der Neutral-Stand der Sachen/ als
3. da eine Person auff dasselbe/ das sie doch thut/ nicht zielet.
Als wann einer unwissend/ oder ungern/ dieses oder jenes
thut. Oder wann er sich also neutral hält/ daß er we-
der das gute noch das gegenüberstehende böse thun wil:
als wer einem nichts böses thut/ wil ihm aber auch nichts
gutes thun.
4. Da eine Sache keinen Herrn hat/ niemanden zustehet/ die
Nullietät/ davon die Juristen eine Regul: quod nul-
lius est, fit occupantis,
was niemanden zustehet/ das be-
komt der/ der es ergreifft und nimt.

§. 28. Bißher haben wir den Stand/ und sonderlich den Ge-
genstand mehrentheils als eine/ Qualität eusserlich betrachtet.
Nun wollen wir auch desselben Quantität ansehen/ wie nun bey der Zu-
sammengehörung und Zielung/ so fern beydes scharff zusammen fallen
soll/ an und vor sich keine Varietät und Ungleichheit/ sondern eine
blosse Gleichheit/ und Richtigkeit/ da eine Zusammenzielung eben soviel
als die andere außträget/ zufinden; also ist bey der Voneinanderste-
hung und Abweichung eine unendliche Varietät/ da immer eine Part
weiter als die andere von einander stehet/ welches dann insgesamt auch
die Distantz/ der Abstand/ das ist die genaue Ermessung und Quanti-
tät des Abstandes/ genennet wird.

Es kan aber die Quantität des Moralischen Abstandes nicht bes-

ser
Capitel. im gemeinen Weſen.
auſſerhalb/ als der gemeine Krieges-Stand/ vom euſſerlichen
Feind.

§. 27. Zwiſchen beyderley Staͤnden/ nemlich zwiſchen den Zu-
und Ab- Stand/ tritt gleichſam mitten ein die Neutralitaͤt/ der Neu-
tral Stand/

♈ entweder derer Perſonen/ als derer
1. die zwiſchen zweyen widerwertigen Partheyen neutral
ſind/ und es mit keiner halten/ zugleich wider die andere
zu ſeyn.
2. die zwiſchen zweyen nur bloß von einander zielenden das
Mittel halten/ weder dieſes noch jenes mit ihnen inten-
ti
ren/
♎ oder die Neutralitaͤt/ der Neutral-Stand der Sachen/ als
3. da eine Perſon auff daſſelbe/ das ſie doch thut/ nicht zielet.
Als wañ einer unwiſſend/ oder ungern/ dieſes oder jenes
thut. Oder wann er ſich alſo neutral haͤlt/ daß er we-
der das gute noch das gegenuͤberſtehende boͤſe thun wil:
als wer einem nichts boͤſes thut/ wil ihm aber auch nichts
gutes thun.
4. Da eine Sache keinen Herrn hat/ niemanden zuſtehet/ die
Nullietaͤt/ davon die Juriſten eine Regul: quod nul-
lius eſt, fit occupantis,
was niemanden zuſtehet/ das be-
komt der/ der es ergreifft und nimt.

§. 28. Bißher haben wir den Stand/ und ſonderlich den Ge-
genſtand mehrentheils als eine/ Qualitaͤt euſſerlich betrachtet.
Nun wollen wir auch deſſelben Quantitaͤt anſehen/ wie nun bey der Zu-
ſammengehoͤrung und Zielung/ ſo fern beydes ſcharff zuſammen fallen
ſoll/ an und vor ſich keine Varietaͤt und Ungleichheit/ ſondern eine
bloſſe Gleichheit/ und Richtigkeit/ da eine Zuſammenzielung eben ſoviel
als die andere außtraͤget/ zufinden; alſo iſt bey der Voneinanderſte-
hung und Abweichung eine unendliche Varietaͤt/ da immer eine Part
weiter als die andere von einander ſtehet/ welches dann insgeſamt auch
die Diſtantz/ der Abſtand/ das iſt die genaue Ermeſſung und Quanti-
taͤt des Abſtandes/ genennet wird.

Es kan aber die Quantitaͤt des Moraliſchen Abſtandes nicht beſ-

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[71/0081] Capitel. im gemeinen Weſen. auſſerhalb/ als der gemeine Krieges-Stand/ vom euſſerlichen Feind. §. 27. Zwiſchen beyderley Staͤnden/ nemlich zwiſchen den Zu- und Ab- Stand/ tritt gleichſam mitten ein die Neutralitaͤt/ der Neu- tral Stand/ ♈ entweder derer Perſonen/ als derer 1. die zwiſchen zweyen widerwertigen Partheyen neutral ſind/ und es mit keiner halten/ zugleich wider die andere zu ſeyn. 2. die zwiſchen zweyen nur bloß von einander zielenden das Mittel halten/ weder dieſes noch jenes mit ihnen inten- tiren/ ♎ oder die Neutralitaͤt/ der Neutral-Stand der Sachen/ als 3. da eine Perſon auff daſſelbe/ das ſie doch thut/ nicht zielet. Als wañ einer unwiſſend/ oder ungern/ dieſes oder jenes thut. Oder wann er ſich alſo neutral haͤlt/ daß er we- der das gute noch das gegenuͤberſtehende boͤſe thun wil: als wer einem nichts boͤſes thut/ wil ihm aber auch nichts gutes thun. 4. Da eine Sache keinen Herrn hat/ niemanden zuſtehet/ die Nullietaͤt/ davon die Juriſten eine Regul: quod nul- lius eſt, fit occupantis, was niemanden zuſtehet/ das be- komt der/ der es ergreifft und nimt. §. 28. Bißher haben wir den Stand/ und ſonderlich den Ge- genſtand mehrentheils als eine/ Qualitaͤt euſſerlich betrachtet. Nun wollen wir auch deſſelben Quantitaͤt anſehen/ wie nun bey der Zu- ſammengehoͤrung und Zielung/ ſo fern beydes ſcharff zuſammen fallen ſoll/ an und vor ſich keine Varietaͤt und Ungleichheit/ ſondern eine bloſſe Gleichheit/ und Richtigkeit/ da eine Zuſammenzielung eben ſoviel als die andere außtraͤget/ zufinden; alſo iſt bey der Voneinanderſte- hung und Abweichung eine unendliche Varietaͤt/ da immer eine Part weiter als die andere von einander ſtehet/ welches dann insgeſamt auch die Diſtantz/ der Abſtand/ das iſt die genaue Ermeſſung und Quanti- taͤt des Abſtandes/ genennet wird. Es kan aber die Quantitaͤt des Moraliſchen Abſtandes nicht beſ- ſer

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Zitationshilfe: Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/81>, abgerufen am 22.11.2024.