Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Unterscheid Das II.
machet/ in dem die erste Vielheit (zwey) nach ihrer selbst eigenen/ als
der ersten/ Vielheit oder Vielmahligkeit/ multiplicirt, das ist/ in dem
das wenigste Viel aufs wenigste vielmahl/ (nemlich zwey nur zweymal)
genommen eben auch viere darstellet/ welche beyderley Rechnung auch
bey keiner einigen Zahl mehr auff einerley Facit hinaus laufft.

§. 11. Ebener massen gleichwie der Mensch/ jeder vor sich/
der gantz untheilbare Grund und die schlechteste Wurtzel der Morali-
schen Versamlungen und Vielheit ist/ so sich selbst weder in sich in
mehr andere Menschen zertheilen läst; noch vor sich allein sich multi-
plici
ren kan; also gibt Mann und Weib den Ursprung nicht allein
aller Vergleichungen im gemeinen Wesen/ auch unter sonst frembden
Familien/ weil das Weib dem Manne gleich/ ja mit ihm gar Eines/
und dadurch eine Familie mit der andern vereinigt wird; sondern auch
den Brunquell aller Fortpflantzung und Multiplicirung des Menschli-
chen Geschlechtes: Mann/ Weib und Knecht aber hält in sich
den Anfang alles Uberschusses und der Ungleichheit/ weil der Knecht
ausser der Familie oder Geschlechts-Gesellschafft fält/ und geringer als
Herr oder Frau zuachten. Wann aber zu dem Mann/ Weib und
Knecht/ auch das Kind von Gott bescheret wird/ so gibt es eine voll-
kommene häußliche Gesellschafft.

§. 12. Diese Viere nun entspringet gleicher Gestalt/ nicht
von Mann/ Weib und Knecht oder Magd/ als von ungleichen Dreyen/
sondern von Mann und Weib/ als von dem Ursprung der Gleichheit
und Multiplicirung. Welchs kein schlechtes Merckmahl ist der Un-
geschiekligkeit des verhasseten Polygamie- und Concubinen-Wesens.
Und zwar so entspringet die vollkommene häußliche Gesellschafft/ oder
vielmehr das vierdte Stück/ als die Vollkommenheit desselben/ ebener
massen auch von zweyen/ als von Mann und Weib/ so wohl durch ad-
dition,
in dem Mann und Weib mit sich selbst/ als Vater und
Mutter zusammenhaltende sich beyderseits in ihrem Kinde/ als in ei-
ner Summa/ dargestellt erkennen; als auch durch multiplication, in
dem der Mann/ als das Haupt/ nach der Vielmahligkeit seines Wei-
bes/ als des Mahles oder Ehe Gemahles (so vielmal nemlich zugebäh-
ren ihr von Gott gegeben/) sich und sein Weib/ als einen Leib/ in ihren
Kindern multiplicirt befindet. Welches eben das kräfftigste Liebes-
band zwischen den verehlichten Personen giebet.

§. 13.

Vom Unterſcheid Das II.
machet/ in dem die erſte Vielheit (zwey) nach ihrer ſelbſt eigenen/ als
der erſten/ Vielheit oder Vielmahligkeit/ multiplicirt, das iſt/ in dem
das wenigſte Viel aufs wenigſte vielmahl/ (nemlich zwey nur zweymal)
genommen eben auch viere darſtellet/ welche beyderley Rechnung auch
bey keiner einigen Zahl mehr auff einerley Facit hinaus laufft.

§. 11. Ebener maſſen gleichwie der Menſch/ jeder vor ſich/
der gantz untheilbare Grund und die ſchlechteſte Wurtzel der Morali-
ſchen Verſamlungen und Vielheit iſt/ ſo ſich ſelbſt weder in ſich in
mehr andere Menſchen zertheilen laͤſt; noch vor ſich allein ſich multi-
plici
ren kan; alſo gibt Mann und Weib den Urſprung nicht allein
aller Vergleichungen im gemeinen Weſen/ auch unter ſonſt frembden
Familien/ weil das Weib dem Manne gleich/ ja mit ihm gar Eines/
und dadurch eine Familie mit der andern vereinigt wird; ſondern auch
den Brunquell aller Fortpflantzung und Multiplicirung des Menſchli-
chen Geſchlechtes: Mann/ Weib und Knecht aber haͤlt in ſich
den Anfang alles Uberſchuſſes und der Ungleichheit/ weil der Knecht
auſſer der Familie oder Geſchlechts-Geſellſchafft faͤlt/ und geringer als
Herr oder Frau zuachten. Wann aber zu dem Mann/ Weib und
Knecht/ auch das Kind von Gott beſcheret wird/ ſo gibt es eine voll-
kommene haͤußliche Geſellſchafft.

§. 12. Dieſe Viere nun entſpringet gleicher Geſtalt/ nicht
von Mann/ Weib und Knecht oder Magd/ als von ungleichen Dreyen/
ſondern von Mann und Weib/ als von dem Urſprung der Gleichheit
und Multiplicirung. Welchs kein ſchlechtes Merckmahl iſt der Un-
geſchiekligkeit des verhaſſeten Polygamie- und Concubinen-Weſens.
Und zwar ſo entſpringet die vollkommene haͤußliche Geſellſchafft/ oder
vielmehr das vierdte Stuͤck/ als die Vollkommenheit deſſelben/ ebener
maſſen auch von zweyen/ als von Mann und Weib/ ſo wohl durch ad-
dition,
in dem Mann und Weib mit ſich ſelbſt/ als Vater und
Mutter zuſammenhaltende ſich beyderſeits in ihrem Kinde/ als in ei-
ner Summa/ dargeſtellt erkennen; als auch durch multiplication, in
dem der Mann/ als das Haupt/ nach der Vielmahligkeit ſeines Wei-
bes/ als des Mahles oder Ehe Gemahles (ſo vielmal nemlich zugebaͤh-
ren ihr von Gott gegeben/) ſich und ſein Weib/ als einen Leib/ in ihren
Kindern multiplicirt befindet. Welches eben das kraͤfftigſte Liebes-
band zwiſchen den verehlichten Perſonen giebet.

§. 13.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0024" n="14"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Unter&#x017F;cheid Das <hi rendition="#aq">II.</hi></hi></fw><lb/>
machet/ in dem die er&#x017F;te Vielheit (zwey) nach ihrer &#x017F;elb&#x017F;t eigenen/ als<lb/>
der er&#x017F;ten/ Vielheit oder Vielmahligkeit/ <hi rendition="#aq">multiplicirt,</hi> das i&#x017F;t/ in dem<lb/>
das wenig&#x017F;te Viel aufs wenig&#x017F;te vielmahl/ (nemlich zwey nur zweymal)<lb/>
genommen eben auch viere dar&#x017F;tellet/ welche beyderley Rechnung auch<lb/>
bey keiner einigen Zahl mehr auff einerley <hi rendition="#aq">Facit</hi> hinaus laufft.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 11. Ebener ma&#x017F;&#x017F;en gleichwie der <hi rendition="#fr">Men&#x017F;ch/</hi> jeder vor &#x017F;ich/<lb/>
der gantz untheilbare Grund und die &#x017F;chlechte&#x017F;te Wurtzel der Morali-<lb/>
&#x017F;chen Ver&#x017F;amlungen und Vielheit i&#x017F;t/ &#x017F;o &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t weder in &#x017F;ich in<lb/>
mehr andere Men&#x017F;chen zertheilen la&#x0364;&#x017F;t; noch vor &#x017F;ich allein &#x017F;ich <hi rendition="#aq">multi-<lb/>
plici</hi>ren kan; al&#x017F;o gibt <hi rendition="#fr">Mann</hi> und <hi rendition="#fr">Weib</hi> den Ur&#x017F;prung nicht allein<lb/>
aller Vergleichungen im gemeinen We&#x017F;en/ auch unter &#x017F;on&#x017F;t frembden<lb/>
Familien/ weil das Weib dem Manne gleich/ ja mit ihm gar Eines/<lb/>
und dadurch eine Familie mit der andern vereinigt wird; &#x017F;ondern auch<lb/>
den Brunquell aller Fortpflantzung und Multiplicirung des Men&#x017F;chli-<lb/>
chen Ge&#x017F;chlechtes: <hi rendition="#fr">Mann/ Weib</hi> und <hi rendition="#fr">Knecht</hi> aber ha&#x0364;lt in &#x017F;ich<lb/>
den Anfang alles Uber&#x017F;chu&#x017F;&#x017F;es und der Ungleichheit/ weil der Knecht<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er der Familie oder Ge&#x017F;chlechts-Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft fa&#x0364;lt/ und geringer als<lb/>
Herr oder Frau zuachten. Wann aber zu dem <hi rendition="#fr">Mann/ Weib</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Knecht/</hi> auch das <hi rendition="#fr">Kind</hi> von Gott be&#x017F;cheret wird/ &#x017F;o gibt es eine voll-<lb/>
kommene ha&#x0364;ußliche Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 12. Die&#x017F;e <hi rendition="#fr">Viere</hi> nun ent&#x017F;pringet gleicher Ge&#x017F;talt/ nicht<lb/>
von Mann/ Weib und Knecht oder Magd/ als von ungleichen Dreyen/<lb/>
&#x017F;ondern von Mann und Weib/ als von dem Ur&#x017F;prung der Gleichheit<lb/>
und Multiplicirung. Welchs kein &#x017F;chlechtes Merckmahl i&#x017F;t der Un-<lb/>
ge&#x017F;chiekligkeit des verha&#x017F;&#x017F;eten <hi rendition="#aq">Polygamie-</hi> und Concubinen-We&#x017F;ens.<lb/>
Und zwar &#x017F;o ent&#x017F;pringet die vollkommene ha&#x0364;ußliche Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft/ oder<lb/>
vielmehr das vierdte Stu&#x0364;ck/ als die Vollkommenheit de&#x017F;&#x017F;elben/ ebener<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en auch von zweyen/ als von Mann und Weib/ &#x017F;o wohl durch <hi rendition="#aq">ad-<lb/>
dition,</hi> in dem <hi rendition="#fr">Mann</hi> und <hi rendition="#fr">Weib</hi> mit &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ als Vater und<lb/>
Mutter zu&#x017F;ammenhaltende &#x017F;ich beyder&#x017F;eits in ihrem Kinde/ als in ei-<lb/>
ner Summa/ darge&#x017F;tellt erkennen; als auch durch <hi rendition="#aq">multiplication,</hi> in<lb/>
dem der <hi rendition="#fr">Mann/</hi> als das Haupt/ nach der Vielmahligkeit &#x017F;eines Wei-<lb/>
bes/ als des <hi rendition="#fr">Mahles</hi> oder Ehe Gemahles (&#x017F;o vielmal nemlich zugeba&#x0364;h-<lb/>
ren ihr von Gott gegeben/) &#x017F;ich und &#x017F;ein Weib/ als einen Leib/ in ihren<lb/>
Kindern <hi rendition="#aq">multiplic</hi>irt befindet. Welches eben das kra&#x0364;fftig&#x017F;te Liebes-<lb/>
band zwi&#x017F;chen den verehlichten Per&#x017F;onen giebet.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#i">§.</hi> 13.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0024] Vom Unterſcheid Das II. machet/ in dem die erſte Vielheit (zwey) nach ihrer ſelbſt eigenen/ als der erſten/ Vielheit oder Vielmahligkeit/ multiplicirt, das iſt/ in dem das wenigſte Viel aufs wenigſte vielmahl/ (nemlich zwey nur zweymal) genommen eben auch viere darſtellet/ welche beyderley Rechnung auch bey keiner einigen Zahl mehr auff einerley Facit hinaus laufft. §. 11. Ebener maſſen gleichwie der Menſch/ jeder vor ſich/ der gantz untheilbare Grund und die ſchlechteſte Wurtzel der Morali- ſchen Verſamlungen und Vielheit iſt/ ſo ſich ſelbſt weder in ſich in mehr andere Menſchen zertheilen laͤſt; noch vor ſich allein ſich multi- pliciren kan; alſo gibt Mann und Weib den Urſprung nicht allein aller Vergleichungen im gemeinen Weſen/ auch unter ſonſt frembden Familien/ weil das Weib dem Manne gleich/ ja mit ihm gar Eines/ und dadurch eine Familie mit der andern vereinigt wird; ſondern auch den Brunquell aller Fortpflantzung und Multiplicirung des Menſchli- chen Geſchlechtes: Mann/ Weib und Knecht aber haͤlt in ſich den Anfang alles Uberſchuſſes und der Ungleichheit/ weil der Knecht auſſer der Familie oder Geſchlechts-Geſellſchafft faͤlt/ und geringer als Herr oder Frau zuachten. Wann aber zu dem Mann/ Weib und Knecht/ auch das Kind von Gott beſcheret wird/ ſo gibt es eine voll- kommene haͤußliche Geſellſchafft. §. 12. Dieſe Viere nun entſpringet gleicher Geſtalt/ nicht von Mann/ Weib und Knecht oder Magd/ als von ungleichen Dreyen/ ſondern von Mann und Weib/ als von dem Urſprung der Gleichheit und Multiplicirung. Welchs kein ſchlechtes Merckmahl iſt der Un- geſchiekligkeit des verhaſſeten Polygamie- und Concubinen-Weſens. Und zwar ſo entſpringet die vollkommene haͤußliche Geſellſchafft/ oder vielmehr das vierdte Stuͤck/ als die Vollkommenheit deſſelben/ ebener maſſen auch von zweyen/ als von Mann und Weib/ ſo wohl durch ad- dition, in dem Mann und Weib mit ſich ſelbſt/ als Vater und Mutter zuſammenhaltende ſich beyderſeits in ihrem Kinde/ als in ei- ner Summa/ dargeſtellt erkennen; als auch durch multiplication, in dem der Mann/ als das Haupt/ nach der Vielmahligkeit ſeines Wei- bes/ als des Mahles oder Ehe Gemahles (ſo vielmal nemlich zugebaͤh- ren ihr von Gott gegeben/) ſich und ſein Weib/ als einen Leib/ in ihren Kindern multiplicirt befindet. Welches eben das kraͤfftigſte Liebes- band zwiſchen den verehlichten Perſonen giebet. §. 13.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/24
Zitationshilfe: Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/24>, abgerufen am 22.11.2024.