Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce teipsum. Erkenne dich selbst. Neustadt, 1615.Das Ander Büchlein. Das 21. Capittel. Daß der jrrdische alte Adam gevrsprunget sey auß dem Himmlischen newen Adam/ vnd nit ehe möge widerkommen in seinen vr- sprung zum Himmlischen/ er sterbe dann/ vnd werde an jm selber zu nichte/ wie in Christo wird erkläret. DEr jrrdische alte Adam/ vnd der fleischliche eusserliche Mensch fen/ Q ij
Das Ander Buͤchlein. Das 21. Capittel. Daß der jrꝛdiſche alte Adam gevrſprunget ſey auß dem Himmliſchen newen Adam/ vnd nit ehe moͤge widerkommen in ſeinen vr- ſprung zum Himmliſchen/ er ſterbe dann/ vnd werde an jm ſelber zu nichte/ wie in Chriſto wird erklaͤret. DEr jrꝛdiſche alte Adam/ vnd der fleiſchliche euſſerliche Menſch fen/ Q ij
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Das Ander Buͤchlein.
Das 21. Capittel.
Daß der jrꝛdiſche alte Adam gevrſprunget ſey auß dem
Himmliſchen newen Adam/ vnd nit ehe moͤge widerkommen in ſeinen vr-
ſprung zum Himmliſchen/ er ſterbe dann/ vnd werde an jm ſelber
zu nichte/ wie in Chriſto wird erklaͤret.
DEr jrꝛdiſche alte Adam/ vnd der fleiſchliche euſſerliche Menſch
iſt eben ein Ding/ Alſo der Himmliſche newe Adam/ vnnd in-
nerlich geiſtliche Menſch iſt auch eben eins/ Aber daß der
Handel deſto beſſer erkandt werde mit Chriſto/ wie wir in jm/ vnd mit
jhm auff Erden nothwendig leyden vnd ſterben muͤſſen/ wollen wir an-
ders im Himmel mit jhme auch eſſen vnd erben/ wird ein Ding mit an-
dern Worten offtmals fuͤrgehalten/ Der Himmliſche Adam oder der
newe Gottgebildete Menſch iſt ein Vꝛſprung vnd Begriff deß alten jrꝛ-
diſchen Menſchen: Denn were der Himmliſche newe nit/ ſo were auch
der jrꝛdiſche alte nit/ Daher iſt Chriſtus der erſtgeborne vnter allen: Laß
dich nicht wundern/ daß ich ſage/ der Himmliſche newe Menſch ſey ein
Vrſprung/ Begriff/ oder gleich ein Locus alſo zureden/ auß welchem
der jrꝛdiſche kommet/ vnd in welchem der euſſere Menſch begriffen wer-
de/ dann der Geiſt iſt weit groͤſſer/ vnd beſchleuſt nicht alleine Leib/ dar-
inne er wohnet ſondern auch noch andere Dinge/ als das leibliche Auge
iſt groß gegen dem Geiſte/ der im Auge/ vñ duꝛchs Auge ſthet: Vnd der
Geiſt/ oder das Geſichte/ iſt gantz klein/ gegen dem Auge/ vnd begreif-
fet doch das Auge: Alſo die Seele hat eine kleine Quantitet, oder groͤſ-
ſe gegen dem Leibe/ vnd der Leib iſt eine groſſe moles corporea, gegen
dem Geiſte/ dennoch iſt der Geiſt weit groͤſſer/ dieweil er nit alleine ſeinen
Leib begreiffet/ darinne er wohnet/ ſondern auch andere Dinge kan be-
ſchlieſſen/ wie ein jeder Geiſt kein Qualiteten hat/ er iſt weder groß
noch klein/ vnd kan doch groß vnd klein ſeyn durch wiꝛckung vnd krafft/
darumb iſt der jrꝛdiſche alte Menſch gevrſprunget auß dem innerlichen
Himmliſchen Adam/ Dann wie der euſſere Himmel beſchleuſſet alle
Leibliche Dinge/ alſo kan auch der Geiſt die leiblichen Dinge vmbfan-
gen/ Vielmehr ſein Hauß oder Leib/ darinne er wohnet/ Es wohnet
wol die Seele im Leibe/ aber doch wirdt ſie vom Leibe nicht begrief-
fen/
Q ij
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