Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618.

Bild:
<< vorherige Seite
Erkenne dich selber/

Do sehen wir/ das der Glaube möge ablegen das gan-
tze Firmament/ die 12. Häuser des Himmels/ denn Alten
Menschen/ der sich führen vnd Regieren ließ durch das Ge-
stirne/ vnd könne anziehen/ als einen Rock/ Christum Je-
sum/ das Ewige Firmament/ die Ewige Himmelische
Sonne/ die da ist der Himmel oder Ascendent aller gleu-
bigen in der gantze Welt: Jn welchem sie alle Eins seind/
dürffen in keiner Stein Kirchen dem Pfaffen Beichten/
Den dasselbige Beichten vnd Absolviren in der Maur Kir-
che gehöret nur auff denn Alten Menschen/ das ist/ auff
die verdampten.

Sondern sie Beichten mit dem Propheten David dem
HErren/ der sie Regieret/ Christo Jesu/ der sie Absolvi-
ret/ Reiniget/ Heiliget/ Er ist jhr Himmel/ jhr führer/
jhr Leyter. Sie Beychten vnter dem Himmel in jhrem
Tabernaculo für seinem Heiligen Fußschemel. Dann
vnser Wandel ist im Himmel: Siehet was droben ist/ vnnd
nicht was auff Erden ist. Jm Himmel/ sagt der Apostel/
nicht im Zodiaco, in Planeten/ Ascendeten, in der Alten
Geburt/ in der Stein Kirchen/ Sondern im Newen Him-
mel/ in Christo/ in Ewren Hertzen/ etc. Das heist vnnd ist
Transplantatio, das sich der Mensche durch den Glauben
gantz leichtlich könne versetzen auß Adam in Christum. Nicht
das Adam hinweg komme/ sondern das Adam nicht herr-
sehe/ Sondern der Newe Mensche herrschet C Hristus.
Kan sich der Magus von einem bösen Planeten entsetzen/
vnd einen guten an sich nehmen/ So sol er auch die Alte Ge-
burt von sich thun/ vnd in die Newe Geburt tretten. Er sol
sich zum Newen Menschen machen/ zum Sohne Gottes/
vnd kan sein wie Christus/ (ein Kind des aller höchsten) den
gleich wie er gewandelt hat/ also wir auch in dieser Welt.

Auß
Erkenne dich ſelber/

Do ſehen wir/ das der Glaube moͤge ablegen das gan-
tze Firmament/ die 12. Haͤuſer des Himmels/ denn Alten
Menſchen/ der ſich fuͤhren vnd Regieren ließ durch das Ge-
ſtirne/ vnd koͤnne anziehen/ als einen Rock/ Chriſtum Je-
ſum/ das Ewige Firmament/ die Ewige Himmeliſche
Sonne/ die da iſt der Himmel oder Aſcendent aller gleu-
bigen in der gantze Welt: Jn welchem ſie alle Eins ſeind/
duͤrffen in keiner Stein Kirchen dem Pfaffen Beichten/
Den daſſelbige Beichten vnd Abſolviren in der Maur Kir-
che gehoͤret nur auff denn Alten Menſchen/ das iſt/ auff
die verdampten.

Sondern ſie Beichten mit dem Propheten David dem
HErren/ der ſie Regieret/ Chriſto Jeſu/ der ſie Abſolvi-
ret/ Reiniget/ Heiliget/ Er iſt jhr Himmel/ jhr fuͤhrer/
jhr Leyter. Sie Beychten vnter dem Himmel in jhrem
Tabernaculo fuͤr ſeinem Heiligen Fußſchemel. Dann
vnſer Wandel iſt im Himmel: Siehet was droben iſt/ vnnd
nicht was auff Erden iſt. Jm Himmel/ ſagt der Apoſtel/
nicht im Zodiaco, in Planeten/ Aſcendeten, in der Alten
Geburt/ in der Stein Kirchen/ Sondern im Newen Him-
mel/ in Chriſto/ in Ewren Hertzen/ etc. Das heiſt vnnd iſt
Tranſplantatio, das ſich der Menſche durch den Glauben
gantz leichtlich koͤnne verſetzen auß Adam in Chriſtum. Nicht
das Adam hinweg komme/ ſondern das Adam nicht herr-
ſehe/ Sondern der Newe Menſche herrſchet C Hriſtus.
Kan ſich der Magus von einem boͤſen Planeten entſetzen/
vnd einen guten an ſich nehmen/ So ſol er auch die Alte Ge-
burt von ſich thun/ vnd in die Newe Geburt tretten. Er ſol
ſich zum Newen Menſchen machen/ zum Sohne Gottes/
vnd kan ſein wie Chriſtus/ (ein Kind des aller hoͤchſten) den
gleich wie er gewandelt hat/ alſo wir auch in dieſer Welt.

Auß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0106" n="99"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Erkenne dich &#x017F;elber/</hi> </fw><lb/>
        <p>Do &#x017F;ehen wir/ das der Glaube mo&#x0364;ge ablegen das gan-<lb/>
tze Firmament/ die 12. Ha&#x0364;u&#x017F;er des Himmels/ denn Alten<lb/>
Men&#x017F;chen/ der &#x017F;ich fu&#x0364;hren vnd Regieren ließ durch das Ge-<lb/>
&#x017F;tirne/ vnd ko&#x0364;nne anziehen/ als einen Rock/ Chri&#x017F;tum Je-<lb/>
&#x017F;um/ das Ewige Firmament/ die Ewige Himmeli&#x017F;che<lb/>
Sonne/ die da i&#x017F;t der Himmel oder <hi rendition="#aq">A&#x017F;cendent</hi> aller gleu-<lb/>
bigen in der gantze Welt: Jn welchem &#x017F;ie alle Eins &#x017F;eind/<lb/>
du&#x0364;rffen in keiner Stein Kirchen dem Pfaffen Beichten/<lb/>
Den da&#x017F;&#x017F;elbige Beichten vnd Ab&#x017F;olviren in der Maur Kir-<lb/>
che geho&#x0364;ret nur auff denn Alten Men&#x017F;chen/ das i&#x017F;t/ auff<lb/>
die verdampten.</p><lb/>
        <p>Sondern &#x017F;ie Beichten mit dem Propheten David dem<lb/>
HErren/ der &#x017F;ie Regieret/ Chri&#x017F;to Je&#x017F;u/ der &#x017F;ie Ab&#x017F;olvi-<lb/>
ret/ Reiniget/ Heiliget/ Er i&#x017F;t jhr Himmel/ jhr fu&#x0364;hrer/<lb/>
jhr Leyter. Sie Beychten vnter dem Himmel in jhrem<lb/><hi rendition="#aq">Tabernaculo</hi> fu&#x0364;r &#x017F;einem Heiligen Fuß&#x017F;chemel. Dann<lb/>
vn&#x017F;er Wandel i&#x017F;t im Himmel: Siehet was droben i&#x017F;t/ vnnd<lb/>
nicht was auff Erden i&#x017F;t. Jm Himmel/ &#x017F;agt der Apo&#x017F;tel/<lb/>
nicht im <hi rendition="#aq">Zodiaco,</hi> in Planeten/ <hi rendition="#aq">A&#x017F;cendeten,</hi> in der Alten<lb/>
Geburt/ in der Stein Kirchen/ Sondern im Newen Him-<lb/>
mel/ in Chri&#x017F;to/ in Ewren Hertzen/ etc. Das hei&#x017F;t vnnd i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq">Tran&#x017F;plantatio,</hi> das &#x017F;ich der Men&#x017F;che durch den Glauben<lb/>
gantz leichtlich ko&#x0364;nne ver&#x017F;etzen auß Adam in Chri&#x017F;tum. Nicht<lb/>
das Adam hinweg komme/ &#x017F;ondern das Adam nicht herr-<lb/>
&#x017F;ehe/ Sondern der Newe Men&#x017F;che herr&#x017F;chet C Hri&#x017F;tus.<lb/>
Kan &#x017F;ich der <hi rendition="#aq">Magus</hi> von einem bo&#x0364;&#x017F;en Planeten ent&#x017F;etzen/<lb/>
vnd einen guten an &#x017F;ich nehmen/ So &#x017F;ol er auch die Alte Ge-<lb/>
burt von &#x017F;ich thun/ vnd in die Newe Geburt tretten. Er &#x017F;ol<lb/>
&#x017F;ich zum Newen Men&#x017F;chen machen/ zum Sohne Gottes/<lb/>
vnd kan &#x017F;ein wie Chri&#x017F;tus/ (ein Kind des aller ho&#x0364;ch&#x017F;ten) den<lb/>
gleich wie er gewandelt hat/ al&#x017F;o wir auch in die&#x017F;er Welt.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Auß</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0106] Erkenne dich ſelber/ Do ſehen wir/ das der Glaube moͤge ablegen das gan- tze Firmament/ die 12. Haͤuſer des Himmels/ denn Alten Menſchen/ der ſich fuͤhren vnd Regieren ließ durch das Ge- ſtirne/ vnd koͤnne anziehen/ als einen Rock/ Chriſtum Je- ſum/ das Ewige Firmament/ die Ewige Himmeliſche Sonne/ die da iſt der Himmel oder Aſcendent aller gleu- bigen in der gantze Welt: Jn welchem ſie alle Eins ſeind/ duͤrffen in keiner Stein Kirchen dem Pfaffen Beichten/ Den daſſelbige Beichten vnd Abſolviren in der Maur Kir- che gehoͤret nur auff denn Alten Menſchen/ das iſt/ auff die verdampten. Sondern ſie Beichten mit dem Propheten David dem HErren/ der ſie Regieret/ Chriſto Jeſu/ der ſie Abſolvi- ret/ Reiniget/ Heiliget/ Er iſt jhr Himmel/ jhr fuͤhrer/ jhr Leyter. Sie Beychten vnter dem Himmel in jhrem Tabernaculo fuͤr ſeinem Heiligen Fußſchemel. Dann vnſer Wandel iſt im Himmel: Siehet was droben iſt/ vnnd nicht was auff Erden iſt. Jm Himmel/ ſagt der Apoſtel/ nicht im Zodiaco, in Planeten/ Aſcendeten, in der Alten Geburt/ in der Stein Kirchen/ Sondern im Newen Him- mel/ in Chriſto/ in Ewren Hertzen/ etc. Das heiſt vnnd iſt Tranſplantatio, das ſich der Menſche durch den Glauben gantz leichtlich koͤnne verſetzen auß Adam in Chriſtum. Nicht das Adam hinweg komme/ ſondern das Adam nicht herr- ſehe/ Sondern der Newe Menſche herrſchet C Hriſtus. Kan ſich der Magus von einem boͤſen Planeten entſetzen/ vnd einen guten an ſich nehmen/ So ſol er auch die Alte Ge- burt von ſich thun/ vnd in die Newe Geburt tretten. Er ſol ſich zum Newen Menſchen machen/ zum Sohne Gottes/ vnd kan ſein wie Chriſtus/ (ein Kind des aller hoͤchſten) den gleich wie er gewandelt hat/ alſo wir auch in dieſer Welt. Auß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi02_1618
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi02_1618/106
Zitationshilfe: Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi02_1618/106>, abgerufen am 02.05.2024.