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Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.

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Schauspiel, in gleichem Range bestehen kann, oder ob es als Mischform pwe_086.002
oder abgesunkene oder im Theatralischen steckengebliebene Form aufzufassen pwe_086.003
ist, die den "geringeren dramatischen Bedürfnissen weiter Menschheitskreise" pwe_086.004
entgegenkommt (Petsch), diese Frage betrifft mehr die historische pwe_086.005
und systematische Deutung als das zahlenmäßig herrschende Vorkommen pwe_086.006
dieser Form.

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Wir stehen damit bereits bei den Diskussionen um die "Arten des Dramas", pwe_086.008
die in der deutschen Germanistik vor allem durch einen Aufsatz pwe_086.009
Kluckhohns1 ausgelöst und durch eine Reihe anderer Aufsätze in der pwe_086.010
"Deutschen Vierteljahrsschrift" fortgeführt worden sind. Es läuft hier pwe_086.011
schließlich auf ein ingeniöses Zusammenspiel von Typen in einem möglichst pwe_086.012
symmetrischen System hinaus, bei welchem übliche Bezeichnungen wie pwe_086.013
Tragödie, Komödie, Lustspiel, Spiel usw. teils verwendet, teils umgebogen pwe_086.014
und durch neue Namen (Gnadendrama, Humorspiel usw.) ergänzt werden pwe_086.015
müssen. Dabei kommen zweifellos Unterschiede zwischen einzelnen Dramen pwe_086.016
und Dramen-Typen zutage, aber im ganzen wird doch eher ein abstraktes pwe_086.017
Systembedürfnis als eine Wesenserkenntnis befriedigt. Es ist gegen pwe_086.018
solche Gattungssysteme dasselbe zu sagen wie gegen die Schemata Pe- pwe_086.019
tersens.
Auch sie rufen nach einer Entfaltung auf historischem Weg.

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Neben dieser, von den herkömmlichen, letztlich aristotelischen Scheidungen pwe_086.021
ausgehenden Systematik, ist - wie bei der Epik - auch eine andere pwe_086.022
Organisation denkbar und praktiziert worden, die sich nicht an zum vornherein pwe_086.023
getrennten Dramentypen, sondern am Vorwiegen der einzelnen Aufbau-Elemente pwe_086.024
orientiert und dann nachträglich einzelne bekannte Arten pwe_086.025
einbauen kann. So findet sich in der Dramaturgie von Petsch keine systematische pwe_086.026
Behandlung des "Komischen" oder des "Tragischen"; das Drama pwe_086.027
wird als Ganzes besprochen nach seinen Elementen des Geschehens, der Umwelt, pwe_086.028
der Figuren und ihrer Reden. Nach diesem strukturellen Gesichtspunkt pwe_086.029
unterscheidet Kayser parallel zur Epik Geschehnis-Drama, Figuren- pwe_086.030
Drama und Raum-Drama; "das Tragische und das Komische sind Phänomene, pwe_086.031
die quer durch die Literatur hindurchgehen", also nicht nur auf das pwe_086.032
Drama bezogen werden. Das Geschehnis-Drama findet immerhin seine dichteste pwe_086.033
Form im Handlungs-Drama und hat hier eine besondere Neigung pwe_086.034
zur Tragödie; das Raum-Drama dagegen verwirklicht sich besonders im pwe_086.035
"Spiel". Umgekehrt aber und nicht gerade logisch widmet Kayser der pwe_086.036
Komödie einen eigenen Abschnitt und teilt sie wiederum in Geschehnis-, pwe_086.037
Charakter- und Raum-Komödie (Lustspiel). Diese Distinktionen sind wohl pwe_086.038
weder praktisch noch schlüssig. Daß Tragik und Komik quer durch die pwe_086.039
Literatur hindurchgehen, hindert nicht, sie als die beiden Möglichkeiten des

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Paul Kluckhohn, Die Arten des Dramas. DV 19 (1941), 241 ff.

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Schauspiel, in gleichem Range bestehen kann, oder ob es als Mischform pwe_086.002
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ist, die den „geringeren dramatischen Bedürfnissen weiter Menschheitskreise“ pwe_086.004
entgegenkommt (Petsch), diese Frage betrifft mehr die historische pwe_086.005
und systematische Deutung als das zahlenmäßig herrschende Vorkommen pwe_086.006
dieser Form.

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  Wir stehen damit bereits bei den Diskussionen um die „Arten des Dramas“, pwe_086.008
die in der deutschen Germanistik vor allem durch einen Aufsatz pwe_086.009
Kluckhohns1 ausgelöst und durch eine Reihe anderer Aufsätze in der pwe_086.010
„Deutschen Vierteljahrsschrift“ fortgeführt worden sind. Es läuft hier pwe_086.011
schließlich auf ein ingeniöses Zusammenspiel von Typen in einem möglichst pwe_086.012
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solche Gattungssysteme dasselbe zu sagen wie gegen die Schemata Pe- pwe_086.019
tersens.
Auch sie rufen nach einer Entfaltung auf historischem Weg.

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  Neben dieser, von den herkömmlichen, letztlich aristotelischen Scheidungen pwe_086.021
ausgehenden Systematik, ist – wie bei der Epik – auch eine andere pwe_086.022
Organisation denkbar und praktiziert worden, die sich nicht an zum vornherein pwe_086.023
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orientiert und dann nachträglich einzelne bekannte Arten pwe_086.025
einbauen kann. So findet sich in der Dramaturgie von Petsch keine systematische pwe_086.026
Behandlung des „Komischen“ oder des „Tragischen“; das Drama pwe_086.027
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der Figuren und ihrer Reden. Nach diesem strukturellen Gesichtspunkt pwe_086.029
unterscheidet Kayser parallel zur Epik Geschehnis-Drama, Figuren- pwe_086.030
Drama und Raum-Drama; „das Tragische und das Komische sind Phänomene, pwe_086.031
die quer durch die Literatur hindurchgehen“, also nicht nur auf das pwe_086.032
Drama bezogen werden. Das Geschehnis-Drama findet immerhin seine dichteste pwe_086.033
Form im Handlungs-Drama und hat hier eine besondere Neigung pwe_086.034
zur Tragödie; das Raum-Drama dagegen verwirklicht sich besonders im pwe_086.035
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Charakter- und Raum-Komödie (Lustspiel). Diese Distinktionen sind wohl pwe_086.038
weder praktisch noch schlüssig. Daß Tragik und Komik quer durch die pwe_086.039
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Zitationshilfe: Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951/92>, abgerufen am 22.11.2024.