Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_138.001 Auch die Grundbegriffe einer solchen Historie sind nicht dieselben wie pwe_138.018 Daß damit, vom stilgeschichtlichen Blickpunkt aus, die Literaturgeschichte pwe_138.036 1 pwe_138.039 Friedrich Karl Schumann, Gestalt und Geschichte (Die Gestalt. Abhandlungen pwe_138.040 zu einer allgemeinen Morphologie, Heft 6). Leipzig 1941. 2 pwe_138.041
Peter Meyer, Europäische Kunstgeschichte. 2 Bände. Zürich 1942. pwe_138.001 Auch die Grundbegriffe einer solchen Historie sind nicht dieselben wie pwe_138.018 Daß damit, vom stilgeschichtlichen Blickpunkt aus, die Literaturgeschichte pwe_138.036 1 pwe_138.039 Friedrich Karl Schumann, Gestalt und Geschichte (Die Gestalt. Abhandlungen pwe_138.040 zu einer allgemeinen Morphologie, Heft 6). Leipzig 1941. 2 pwe_138.041
Peter Meyer, Europäische Kunstgeschichte. 2 Bände. Zürich 1942. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0144" n="138"/><lb n="pwe_138.001"/> Zusammenhang zu erfolgen. Darin liegt ja die methodisch nicht weiter <lb n="pwe_138.002"/> lehrbare und der Freiheit des Historikers anheimgegebene Kunst der <lb n="pwe_138.003"/> Darstellung, solche Ganzheiten verschiedener Ordnung zusammenspielen zu <lb n="pwe_138.004"/> lassen ohne sie aufzulösen, diachronische Darstellung ohne Zerstörung der <lb n="pwe_138.005"/> synchronischen Komplexe zu geben. Das ist eine Schwierigkeit, die schon in <lb n="pwe_138.006"/> der technischen Not besteht, am eindimensionalen Faden des historischen Berichts <lb n="pwe_138.007"/> ein Bündel von Verläufen, ein aus Dauer und Wechsel zugleich bestehendes <lb n="pwe_138.008"/> Gebilde umschreiben zu müssen. Dahinter aber liegt jenes von <lb n="pwe_138.009"/> <hi rendition="#k">Emrich</hi> berührte, von <hi rendition="#k">F. K. Schumann</hi><note xml:id="PWE_138_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_138.039"/> Friedrich Karl Schumann, <hi rendition="#i">Gestalt und Geschichte (Die Gestalt. Abhandlungen <lb n="pwe_138.040"/> zu einer allgemeinen Morphologie,</hi> Heft 6). Leipzig 1941.<p/> <p/></note> prinzipiell dargestellte Geheimnis <lb n="pwe_138.010"/> der Verschränkung von <hi rendition="#g">Gestalt und Geschichte,</hi> Individuum und <lb n="pwe_138.011"/> Gemeinschaft, Menschen und Mächten. Gestalt wird nur in der Geschichte <lb n="pwe_138.012"/> und Geschichte nur in der Gestalt erkennbar. Eine Stilgeschichte – das zeigt <lb n="pwe_138.013"/> gerade <hi rendition="#k">Böckmanns</hi> Werk – braucht daher durchaus keine Literaturgeschichte <lb n="pwe_138.014"/> ohne Namen zu sein. Und auch wenn es eine solche historische Stilkunde <lb n="pwe_138.015"/> gäbe wie sie die Kunstgeschichte neuerdings in dem ausgezeichneten Werk <lb n="pwe_138.016"/> <hi rendition="#k">Peter Meyers</hi><note xml:id="PWE_138_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_138.041"/> Peter Meyer, <hi rendition="#i">Europäische Kunstgeschichte.</hi> 2 Bände. Zürich 1942.<p/> <p/></note> besitzt, so hätte sie durchaus eine Aufgabe zu erfüllen.</p> <lb n="pwe_138.017"/> <p> Auch die Grundbegriffe einer solchen Historie sind nicht dieselben wie <lb n="pwe_138.018"/> bei der Poetik. Da ist <hi rendition="#k">Böckmanns</hi> Nachweis wichtig, daß von den Gattungstypen <lb n="pwe_138.019"/> aus primär keine Literaturgeschichte geschrieben werden kann (was <lb n="pwe_138.020"/> mit dem Problem einer Gattungs- oder besser Artgeschichte als solcher nichts <lb n="pwe_138.021"/> zu tun hat); <hi rendition="#k">Wölfflin</hi>sche oder <hi rendition="#k">Strich</hi>sche Typen müssen als zeitlose Weisen <lb n="pwe_138.022"/> des Sehens oder Gestaltens aufgefaßt werden, und ihre Zuweisung zu <lb n="pwe_138.023"/> bestimmten Epochen wie Renaissance und Barock, Klassik und Romantik <lb n="pwe_138.024"/> vermag die konkrete literarische Geschichtlichkeit, die in Frage steht, nicht <lb n="pwe_138.025"/> zu fassen. <hi rendition="#k">Böckmann</hi> sieht sich so zurückverwiesen auf die konkrete Textinterpretation, <lb n="pwe_138.026"/> um aus ihr die individuellen historischen Einheiten zu gewinnen <lb n="pwe_138.027"/> – eben die Epochen. Den ersten Band seines Werkes, der die deutsche <lb n="pwe_138.028"/> Literaturgeschichte von den Anfängen bis zum jungen Schiller enthält, <lb n="pwe_138.029"/> stellt er unter das Thema <hi rendition="#i">einer</hi> großen Wandlung: der Ausbildung eines <lb n="pwe_138.030"/> „sinnbildenden“ (figuralen) Sprechens im Mittelalter und dessen Auflösung <lb n="pwe_138.031"/> und Wandlung in eine „ausdrückende“ Sprache, in Ausdruckssprache. Dieser <lb n="pwe_138.032"/> Ablauf wird untergliedert in kleinere Epocheneinheiten wie „das Elegantia- <lb n="pwe_138.033"/> Ideal und das rhetorische Pathos des Barock“ oder das „Formprinzip des <lb n="pwe_138.034"/> Witzes in der Frühzeit der deutschen Aufklärung“.</p> <lb n="pwe_138.035"/> <p> Daß damit, vom stilgeschichtlichen Blickpunkt aus, die Literaturgeschichte <lb n="pwe_138.036"/> vielleicht gar nicht grundlegend umgeschrieben werden muß oder daß sie <lb n="pwe_138.037"/> sich jedenfalls im Lauf auch von <hi rendition="#k">Böckmanns</hi> Darstellung in oft vertrauten <lb n="pwe_138.038"/> Aspekten zeigt, kann uns nur recht sein. Methodologie bedeutet ja immer </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [138/0144]
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Zusammenhang zu erfolgen. Darin liegt ja die methodisch nicht weiter pwe_138.002
lehrbare und der Freiheit des Historikers anheimgegebene Kunst der pwe_138.003
Darstellung, solche Ganzheiten verschiedener Ordnung zusammenspielen zu pwe_138.004
lassen ohne sie aufzulösen, diachronische Darstellung ohne Zerstörung der pwe_138.005
synchronischen Komplexe zu geben. Das ist eine Schwierigkeit, die schon in pwe_138.006
der technischen Not besteht, am eindimensionalen Faden des historischen Berichts pwe_138.007
ein Bündel von Verläufen, ein aus Dauer und Wechsel zugleich bestehendes pwe_138.008
Gebilde umschreiben zu müssen. Dahinter aber liegt jenes von pwe_138.009
Emrich berührte, von F. K. Schumann 1 prinzipiell dargestellte Geheimnis pwe_138.010
der Verschränkung von Gestalt und Geschichte, Individuum und pwe_138.011
Gemeinschaft, Menschen und Mächten. Gestalt wird nur in der Geschichte pwe_138.012
und Geschichte nur in der Gestalt erkennbar. Eine Stilgeschichte – das zeigt pwe_138.013
gerade Böckmanns Werk – braucht daher durchaus keine Literaturgeschichte pwe_138.014
ohne Namen zu sein. Und auch wenn es eine solche historische Stilkunde pwe_138.015
gäbe wie sie die Kunstgeschichte neuerdings in dem ausgezeichneten Werk pwe_138.016
Peter Meyers 2 besitzt, so hätte sie durchaus eine Aufgabe zu erfüllen.
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Auch die Grundbegriffe einer solchen Historie sind nicht dieselben wie pwe_138.018
bei der Poetik. Da ist Böckmanns Nachweis wichtig, daß von den Gattungstypen pwe_138.019
aus primär keine Literaturgeschichte geschrieben werden kann (was pwe_138.020
mit dem Problem einer Gattungs- oder besser Artgeschichte als solcher nichts pwe_138.021
zu tun hat); Wölfflinsche oder Strichsche Typen müssen als zeitlose Weisen pwe_138.022
des Sehens oder Gestaltens aufgefaßt werden, und ihre Zuweisung zu pwe_138.023
bestimmten Epochen wie Renaissance und Barock, Klassik und Romantik pwe_138.024
vermag die konkrete literarische Geschichtlichkeit, die in Frage steht, nicht pwe_138.025
zu fassen. Böckmann sieht sich so zurückverwiesen auf die konkrete Textinterpretation, pwe_138.026
um aus ihr die individuellen historischen Einheiten zu gewinnen pwe_138.027
– eben die Epochen. Den ersten Band seines Werkes, der die deutsche pwe_138.028
Literaturgeschichte von den Anfängen bis zum jungen Schiller enthält, pwe_138.029
stellt er unter das Thema einer großen Wandlung: der Ausbildung eines pwe_138.030
„sinnbildenden“ (figuralen) Sprechens im Mittelalter und dessen Auflösung pwe_138.031
und Wandlung in eine „ausdrückende“ Sprache, in Ausdruckssprache. Dieser pwe_138.032
Ablauf wird untergliedert in kleinere Epocheneinheiten wie „das Elegantia- pwe_138.033
Ideal und das rhetorische Pathos des Barock“ oder das „Formprinzip des pwe_138.034
Witzes in der Frühzeit der deutschen Aufklärung“.
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Daß damit, vom stilgeschichtlichen Blickpunkt aus, die Literaturgeschichte pwe_138.036
vielleicht gar nicht grundlegend umgeschrieben werden muß oder daß sie pwe_138.037
sich jedenfalls im Lauf auch von Böckmanns Darstellung in oft vertrauten pwe_138.038
Aspekten zeigt, kann uns nur recht sein. Methodologie bedeutet ja immer
1 pwe_138.039
Friedrich Karl Schumann, Gestalt und Geschichte (Die Gestalt. Abhandlungen pwe_138.040
zu einer allgemeinen Morphologie, Heft 6). Leipzig 1941.
2 pwe_138.041
Peter Meyer, Europäische Kunstgeschichte. 2 Bände. Zürich 1942.
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