Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_101.001 Die Vorstellungswelt pwe_101.018Jedes Stück Rede ist nicht nur Schallform, sondern entwirft das Bild einer pwe_101.019 1 pwe_101.033
Käthe Harnisch, Deutsche Malererzählungen. Die Art des Sehens bei Heinse, pwe_101.034 Tieck, Hoffmann, Stifter und Keller. Berlin 1938. - Rene Wehrli, Eichendorffs pwe_101.035 Erlebnis und Gestaltung der Sinnenwelt (Wege zur Dichtung 32, Frauenfeld- pwe_101.036 Leipzig 1938). - Synaesthesie, vor allem in Barock und Romantik: vgl. die Literatur pwe_101.037 bei Wellek-Warren 310 f. pwe_101.001 Die Vorstellungswelt pwe_101.018Jedes Stück Rede ist nicht nur Schallform, sondern entwirft das Bild einer pwe_101.019 1 pwe_101.033
Käthe Harnisch, Deutsche Malererzählungen. Die Art des Sehens bei Heinse, pwe_101.034 Tieck, Hoffmann, Stifter und Keller. Berlin 1938. – René Wehrli, Eichendorffs pwe_101.035 Erlebnis und Gestaltung der Sinnenwelt (Wege zur Dichtung 32, Frauenfeld- pwe_101.036 Leipzig 1938). – Synaesthesie, vor allem in Barock und Romantik: vgl. die Literatur pwe_101.037 bei Wellek-Warren 310 f. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0107" n="101"/><lb n="pwe_101.001"/> unterschiedenen Stimmtypen (nach Tonlage, Tonführung, Intervallen) <lb n="pwe_101.002"/> und wohl auch <hi rendition="#k">Petsch</hi>ens Registerführung bedeuten schließlich doch <lb n="pwe_101.003"/> eine Reduktion auf Physiologisches und führen damit mindestens vorläufig <lb n="pwe_101.004"/> vom Künstlerisch-Stilistischen ab. Allerdings ist festzuhalten, daß auch sonst <lb n="pwe_101.005"/> kaum der Rhythmus eines Werks, sondern der eines personalen oder gar <lb n="pwe_101.006"/> epochalen Stiles herausgearbeitet wird. <hi rendition="#k">Kayser</hi> hebt rein empirisch an <lb n="pwe_101.007"/> Versdichtungen vier verschiedene rhythmische Typen heraus, die er als <lb n="pwe_101.008"/> fließenden, bauenden, gestauten, strömenden Rhythmus bezeichnet. Ähnlich <lb n="pwe_101.009"/> hat <hi rendition="#k">Seckel</hi> an Hölderlins Versen und Prosa je eine Reihe verschiedener, <lb n="pwe_101.010"/> sich eventuell ablösender rhythmischer Typen unterschieden und mit Bezeichnungen <lb n="pwe_101.011"/> wie „starr“, „schwingend“, „stoßhaft gehemmt“ usw. versehen. <lb n="pwe_101.012"/> Man wird dagegen nichts einwenden als den Wunsch, solche zufällig <lb n="pwe_101.013"/> wirkenden Bestimmungen aus größerem Zusammenhang begründet zu sehen. <lb n="pwe_101.014"/> Dieser größere Zusammenhang kann aber nur der Stil überhaupt sein; es <lb n="pwe_101.015"/> käme also auf eine rhythmische Fassung der allgemein-poetischen Typologien <lb n="pwe_101.016"/> hinaus.</p> <lb n="pwe_101.017"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#i">Die Vorstellungswelt</hi> </hi> </p> <lb n="pwe_101.018"/> <p>Jedes Stück Rede ist nicht nur Schallform, sondern entwirft das Bild einer <lb n="pwe_101.019"/> bestimmten in Raum und Zeit vorgestellten Wirklichkeit „äußerer“ oder <lb n="pwe_101.020"/> „innerer“ Art. Diese „Wirklichkeit“ ist schon in jeder Wortprägung, wie <lb n="pwe_101.021"/> man seit Herder weiß, immer eine bestimmte Konzeption der Wirklichkeit, <lb n="pwe_101.022"/> ein „Wort der Seele“ und insofern Stil, vorgezeichnet in der jeweiligen <lb n="pwe_101.023"/> Sprache, individuell überprägt von der Individualität des Dichters. Speziell <lb n="pwe_101.024"/> wird die spezifische Art der <hi rendition="#g">Sinnlichkeit,</hi> mit der nicht nur eine <lb n="pwe_101.025"/> Sprache, sondern ein Dichter in seinen Werken die Wirklichkeit perzipiert <lb n="pwe_101.026"/> und konzipiert, für seinen Stil charakteristisch sein; sie wird sich fast <lb n="pwe_101.027"/> exakt am Vorherrschen gewisser Sinnesbereiche (Gehör, Gesicht, Geruch. <lb n="pwe_101.028"/> Motorik, Synaesthesie) in seinem Wortschatz und seiner Bildwelt nachweisen <lb n="pwe_101.029"/> lassen<note xml:id="PWE_101_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_101.033"/> Käthe Harnisch, <hi rendition="#i">Deutsche Malererzählungen. Die Art des Sehens bei Heinse, <lb n="pwe_101.034"/> Tieck, Hoffmann, Stifter und Keller.</hi> Berlin 1938. – René Wehrli, <hi rendition="#i">Eichendorffs <lb n="pwe_101.035"/> Erlebnis und Gestaltung der Sinnenwelt (Wege zur Dichtung 32,</hi> Frauenfeld- <lb n="pwe_101.036"/> Leipzig 1938). – Synaesthesie, vor allem in Barock und Romantik: vgl. die Literatur <lb n="pwe_101.037"/> bei Wellek-Warren 310 f.</note>. Das führt hinein in eine Stilistik der Sprache nach Wortschatz, <lb n="pwe_101.030"/> Wortarten, Formen der Verknüpfung, wie sie bereits beschrieben wurde, <lb n="pwe_101.031"/> anderseits aber zur Untersuchung der dichterischen <hi rendition="#g">Einbildungskraft</hi> <lb n="pwe_101.032"/> als Bildkraft; in diesem Sinne hat <hi rendition="#k">Gaston Bachelard</hi> seine „Imagination </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0107]
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unterschiedenen Stimmtypen (nach Tonlage, Tonführung, Intervallen) pwe_101.002
und wohl auch Petschens Registerführung bedeuten schließlich doch pwe_101.003
eine Reduktion auf Physiologisches und führen damit mindestens vorläufig pwe_101.004
vom Künstlerisch-Stilistischen ab. Allerdings ist festzuhalten, daß auch sonst pwe_101.005
kaum der Rhythmus eines Werks, sondern der eines personalen oder gar pwe_101.006
epochalen Stiles herausgearbeitet wird. Kayser hebt rein empirisch an pwe_101.007
Versdichtungen vier verschiedene rhythmische Typen heraus, die er als pwe_101.008
fließenden, bauenden, gestauten, strömenden Rhythmus bezeichnet. Ähnlich pwe_101.009
hat Seckel an Hölderlins Versen und Prosa je eine Reihe verschiedener, pwe_101.010
sich eventuell ablösender rhythmischer Typen unterschieden und mit Bezeichnungen pwe_101.011
wie „starr“, „schwingend“, „stoßhaft gehemmt“ usw. versehen. pwe_101.012
Man wird dagegen nichts einwenden als den Wunsch, solche zufällig pwe_101.013
wirkenden Bestimmungen aus größerem Zusammenhang begründet zu sehen. pwe_101.014
Dieser größere Zusammenhang kann aber nur der Stil überhaupt sein; es pwe_101.015
käme also auf eine rhythmische Fassung der allgemein-poetischen Typologien pwe_101.016
hinaus.
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Jedes Stück Rede ist nicht nur Schallform, sondern entwirft das Bild einer pwe_101.019
bestimmten in Raum und Zeit vorgestellten Wirklichkeit „äußerer“ oder pwe_101.020
„innerer“ Art. Diese „Wirklichkeit“ ist schon in jeder Wortprägung, wie pwe_101.021
man seit Herder weiß, immer eine bestimmte Konzeption der Wirklichkeit, pwe_101.022
ein „Wort der Seele“ und insofern Stil, vorgezeichnet in der jeweiligen pwe_101.023
Sprache, individuell überprägt von der Individualität des Dichters. Speziell pwe_101.024
wird die spezifische Art der Sinnlichkeit, mit der nicht nur eine pwe_101.025
Sprache, sondern ein Dichter in seinen Werken die Wirklichkeit perzipiert pwe_101.026
und konzipiert, für seinen Stil charakteristisch sein; sie wird sich fast pwe_101.027
exakt am Vorherrschen gewisser Sinnesbereiche (Gehör, Gesicht, Geruch. pwe_101.028
Motorik, Synaesthesie) in seinem Wortschatz und seiner Bildwelt nachweisen pwe_101.029
lassen 1. Das führt hinein in eine Stilistik der Sprache nach Wortschatz, pwe_101.030
Wortarten, Formen der Verknüpfung, wie sie bereits beschrieben wurde, pwe_101.031
anderseits aber zur Untersuchung der dichterischen Einbildungskraft pwe_101.032
als Bildkraft; in diesem Sinne hat Gaston Bachelard seine „Imagination
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Käthe Harnisch, Deutsche Malererzählungen. Die Art des Sehens bei Heinse, pwe_101.034
Tieck, Hoffmann, Stifter und Keller. Berlin 1938. – René Wehrli, Eichendorffs pwe_101.035
Erlebnis und Gestaltung der Sinnenwelt (Wege zur Dichtung 32, Frauenfeld- pwe_101.036
Leipzig 1938). – Synaesthesie, vor allem in Barock und Romantik: vgl. die Literatur pwe_101.037
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