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Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.

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Die Herzogin war zu sehr an den Umgang mit weltgeschichtlichen Persönlichkeiten gewöhnt, als daß sie nicht in unserm Ritter, außer dem bel homme auch noch den Politiker, den Staatsmann, den Redner zu umfangen gewünscht hätte. Ihre in diesem Sinne gemachten Andeutungen waren denn auch unserm Helden nicht entgangen, und wenn ihn schon seine eigne Eitelkeit zu einer politischen Karriere trieb, so sah er schließlich nur einen doppelten Nutzen, wenn er daran dachte, daß ihn auch der geringste Erfolg immer vortheilhafter mit der Herzogin verbinden würde.

Du willst als Staatsmann auftreten - - sagte Schnapphahnski daher eines Morgens zu sich selbst, indem er den Kopf auf die Hand stützte - Eh bien! und er besann sich auf Alles, was er je von berühmten Rednern gehört, gesehen und gelesen hatte. Die Alten lagen unserm Helden zu fern. Ein Römer und Schnapphahnski - - der Ritter fühlte, daß er nie ein Römer werden würde.

Ohne Weiteres wandte er sich daher der neuen Zeit zu und gewiß würde er sich der Heroen der Constituante und des Konvents erinnert haben, wenn er nicht bei dem Gedanken an diese "blutdürstigen Ungeheuer" ein solches Herzklopfen bekommen hätte, daß er sich schleunigst der allerneuesten Zeit zuwandte

Die Herzogin war zu sehr an den Umgang mit weltgeschichtlichen Persönlichkeiten gewöhnt, als daß sie nicht in unserm Ritter, außer dem bel homme auch noch den Politiker, den Staatsmann, den Redner zu umfangen gewünscht hätte. Ihre in diesem Sinne gemachten Andeutungen waren denn auch unserm Helden nicht entgangen, und wenn ihn schon seine eigne Eitelkeit zu einer politischen Karriére trieb, so sah er schließlich nur einen doppelten Nutzen, wenn er daran dachte, daß ihn auch der geringste Erfolg immer vortheilhafter mit der Herzogin verbinden würde.

Du willst als Staatsmann auftreten – – sagte Schnapphahnski daher eines Morgens zu sich selbst, indem er den Kopf auf die Hand stützte – Eh bien! und er besann sich auf Alles, was er je von berühmten Rednern gehört, gesehen und gelesen hatte. Die Alten lagen unserm Helden zu fern. Ein Römer und Schnapphahnski – – der Ritter fühlte, daß er nie ein Römer werden würde.

Ohne Weiteres wandte er sich daher der neuen Zeit zu und gewiß würde er sich der Heroen der Constituante und des Konvents erinnert haben, wenn er nicht bei dem Gedanken an diese „blutdürstigen Ungeheuer“ ein solches Herzklopfen bekommen hätte, daß er sich schleunigst der allerneuesten Zeit zuwandte

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[225/0231] Die Herzogin war zu sehr an den Umgang mit weltgeschichtlichen Persönlichkeiten gewöhnt, als daß sie nicht in unserm Ritter, außer dem bel homme auch noch den Politiker, den Staatsmann, den Redner zu umfangen gewünscht hätte. Ihre in diesem Sinne gemachten Andeutungen waren denn auch unserm Helden nicht entgangen, und wenn ihn schon seine eigne Eitelkeit zu einer politischen Karriére trieb, so sah er schließlich nur einen doppelten Nutzen, wenn er daran dachte, daß ihn auch der geringste Erfolg immer vortheilhafter mit der Herzogin verbinden würde. Du willst als Staatsmann auftreten – – sagte Schnapphahnski daher eines Morgens zu sich selbst, indem er den Kopf auf die Hand stützte – Eh bien! und er besann sich auf Alles, was er je von berühmten Rednern gehört, gesehen und gelesen hatte. Die Alten lagen unserm Helden zu fern. Ein Römer und Schnapphahnski – – der Ritter fühlte, daß er nie ein Römer werden würde. Ohne Weiteres wandte er sich daher der neuen Zeit zu und gewiß würde er sich der Heroen der Constituante und des Konvents erinnert haben, wenn er nicht bei dem Gedanken an diese „blutdürstigen Ungeheuer“ ein solches Herzklopfen bekommen hätte, daß er sich schleunigst der allerneuesten Zeit zuwandte

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Zitationshilfe: Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/231>, abgerufen am 19.05.2024.