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Wedekind, Frank: Die Büchse der Pandora. Berlin, [1903].

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Lulu. Von wem sprichst Du denn?
Die Geschwitz. Ich spreche von Casti Piani, dem
die verworfenste Niederträchtigkeit in lebenden Buchstaben
auf der Stirne geschrieben steht.
Lulu. Schweig! Ich gebe Dir Tritte in den Leib,
wenn Du schlecht von dem Jungen sprichst. Er liebt
mich mit einer Aufrichtigkeit, gegen die Deine abenteuer-
lichsten Aufopferungen die reine Bettelei sind. Er giebt
mir Beweise von Selbstverleugnung, die mir Deine Zu-
mutungen erst in ihrer ganzen Abscheulichkeit zeigen. Was
gibt man nicht hin, wenn man Gelüste hat wie Du!
Du bist im Leib Deiner Mutter nicht ganz fertig ge-
worden, weder als Weib noch als Mann. Du bist kein
Mensch wie wir anderen. Für einen Mann war der
vorhandene Stoff nicht ausreichend und zum Weib hast
Du zu viel Hirn in den Schädel bekommen. Deshalb
bist Du verrückt! Wende Dich mit Deinen Gefühlen
an Fräulein Bianetta Gazil. Die ist gegen Bezahlung
zu allem zu haben. Drück' ihr zwanzig Francs in die
Hand, dann gehört sie Dir.

(Bianetta Gazil, Madelaine de Marelle, Ludmilla Steinherz,
Rodrigo, Casti Piani, Puntschu, Heilmann und Alwa kommen aus dem
Spielzimmer in den Salon.)
Lulu. Um Gottes willen, was ist passiert?
Puntschu. Mais rien du tout, ma chere. On va
se rafraeichir.
Madelaine de Marelle. Tout le monde a gagne,
c'est epatant!
Bianetta. Moi, j'ai gagne au moins quarant
louis
...
Ludmilla Steinherz. Il ne faut pas s'en vanter,
mon amie!
Madeleine de Marelle. C'est vrai; ca ne porte
pas bonheur.
Lulu. Von wem ſprichſt Du denn?
Die Geſchwitz. Ich ſpreche von Caſti Piani, dem
die verworfenſte Niederträchtigkeit in lebenden Buchſtaben
auf der Stirne geſchrieben ſteht.
Lulu. Schweig! Ich gebe Dir Tritte in den Leib,
wenn Du ſchlecht von dem Jungen ſprichſt. Er liebt
mich mit einer Aufrichtigkeit, gegen die Deine abenteuer-
lichſten Aufopferungen die reine Bettelei ſind. Er giebt
mir Beweiſe von Selbſtverleugnung, die mir Deine Zu-
mutungen erſt in ihrer ganzen Abſcheulichkeit zeigen. Was
gibt man nicht hin, wenn man Gelüſte hat wie Du!
Du biſt im Leib Deiner Mutter nicht ganz fertig ge-
worden, weder als Weib noch als Mann. Du biſt kein
Menſch wie wir anderen. Für einen Mann war der
vorhandene Stoff nicht ausreichend und zum Weib haſt
Du zu viel Hirn in den Schädel bekommen. Deshalb
biſt Du verrückt! Wende Dich mit Deinen Gefühlen
an Fräulein Bianetta Gazil. Die iſt gegen Bezahlung
zu allem zu haben. Drück’ ihr zwanzig Francs in die
Hand, dann gehört ſie Dir.

(Bianetta Gazil, Madelaine de Marelle, Ludmilla Steinherz,
Rodrigo, Caſti Piani, Puntſchu, Heilmann und Alwa kommen aus dem
Spielzimmer in den Salon.)
Lulu. Um Gottes willen, was iſt paſſiert?
Puntſchu. Mais rien du tout, ma chère. On va
se rafraîchir.
Madelaine de Marelle. Tout le monde a gagné,
c’est épatant!
Bianetta. Moi, j’ai gagné au moins quarant
louis
Ludmilla Steinherz. Il ne faut pas ſ’en vanter,
mon amie!
Madeleine de Marelle. C’est vrai; ça ne porte
pas bonheur.
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[43/0051] Lulu. Von wem ſprichſt Du denn? Die Geſchwitz. Ich ſpreche von Caſti Piani, dem die verworfenſte Niederträchtigkeit in lebenden Buchſtaben auf der Stirne geſchrieben ſteht. Lulu. Schweig! Ich gebe Dir Tritte in den Leib, wenn Du ſchlecht von dem Jungen ſprichſt. Er liebt mich mit einer Aufrichtigkeit, gegen die Deine abenteuer- lichſten Aufopferungen die reine Bettelei ſind. Er giebt mir Beweiſe von Selbſtverleugnung, die mir Deine Zu- mutungen erſt in ihrer ganzen Abſcheulichkeit zeigen. Was gibt man nicht hin, wenn man Gelüſte hat wie Du! Du biſt im Leib Deiner Mutter nicht ganz fertig ge- worden, weder als Weib noch als Mann. Du biſt kein Menſch wie wir anderen. Für einen Mann war der vorhandene Stoff nicht ausreichend und zum Weib haſt Du zu viel Hirn in den Schädel bekommen. Deshalb biſt Du verrückt! Wende Dich mit Deinen Gefühlen an Fräulein Bianetta Gazil. Die iſt gegen Bezahlung zu allem zu haben. Drück’ ihr zwanzig Francs in die Hand, dann gehört ſie Dir. (Bianetta Gazil, Madelaine de Marelle, Ludmilla Steinherz, Rodrigo, Caſti Piani, Puntſchu, Heilmann und Alwa kommen aus dem Spielzimmer in den Salon.) Lulu. Um Gottes willen, was iſt paſſiert? Puntſchu. Mais rien du tout, ma chère. On va se rafraîchir. Madelaine de Marelle. Tout le monde a gagné, c’est épatant! Bianetta. Moi, j’ai gagné au moins quarant louis … Ludmilla Steinherz. Il ne faut pas ſ’en vanter, mon amie! Madeleine de Marelle. C’est vrai; ça ne porte pas bonheur.

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Zitationshilfe: Wedekind, Frank: Die Büchse der Pandora. Berlin, [1903], S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_pandora_1902/51>, abgerufen am 28.11.2024.