Wedekind, Frank: Die Büchse der Pandora. Berlin, [1903].
der Kerl seine Familie in die Sommerfrische schicken kann. Rodrigo (aus der Portiere tretend). Wünschen der Herr Baron den Kaffee im Musikzimmer oder auf der Veranda serviert? Hugenberg. Wo kommt der Mensch her?! -- Aus derselben Thüre! -- Er sprang aus derselben Thüre heraus! Alwa. Ich habe ihn in Dienst genommen. Er ist zuverlässig. Hugenberg (sich an die Schläfen greifend). Ich Dumm- kopf! -- Ich Dummkopf! Rodrigo. Ja, ja, wir haben uns hier schon ge- sehen! Scheren Sie sich zu Ihrer Frau Vize-Mama! Ihr Brüderchen möchte seinen Geschwistern gerne Onkel werden. Machen Sie Ihren Herrn Papa zum Groß- vater seiner Kinder. Sie haben uns gefehlt! Wenn Sie mir in den nächsten vierzehn Tagen noch einmal unter die Augen kommen, dann schlage ich Ihnen den Kürbis zu Brei zusammen. Alwa. Seien Sie doch ruhig! Hugenberg. Ich Dummkopf! Rodrigo. Was wollen Sie mit Ihren Brenn- materialien! -- Wissen Sie denn nicht, daß die Frau seit drei Wochen tot ist? Hugenberg. Hat man ihr den Kopf abgeschlagen? Rodrigo. Nein, den hat sie noch. Sie ist an der Cholera krepiert. Hugenberg. Das ist nicht wahr. Rodrigo. Was wollen Sie denn wissen! -- Da, lesen Sie; hier! (Zieht ein Zeitungsblatt hervor und deutet auf eine Notiz darin) "Die Mörderin des Dr. Schön ..." (Gibt das Blatt an Hugenberg.)
der Kerl ſeine Familie in die Sommerfriſche ſchicken kann. Rodrigo (aus der Portière tretend). Wünſchen der Herr Baron den Kaffee im Muſikzimmer oder auf der Veranda ſerviert? Hugenberg. Wo kommt der Menſch her?! — Aus derſelben Thüre! — Er ſprang aus derſelben Thüre heraus! Alwa. Ich habe ihn in Dienſt genommen. Er iſt zuverläſſig. Hugenberg (ſich an die Schläfen greifend). Ich Dumm- kopf! — Ich Dummkopf! Rodrigo. Ja, ja, wir haben uns hier ſchon ge- ſehen! Scheren Sie ſich zu Ihrer Frau Vize-Mama! Ihr Brüderchen möchte ſeinen Geſchwiſtern gerne Onkel werden. Machen Sie Ihren Herrn Papa zum Groß- vater ſeiner Kinder. Sie haben uns gefehlt! Wenn Sie mir in den nächſten vierzehn Tagen noch einmal unter die Augen kommen, dann ſchlage ich Ihnen den Kürbis zu Brei zuſammen. Alwa. Seien Sie doch ruhig! Hugenberg. Ich Dummkopf! Rodrigo. Was wollen Sie mit Ihren Brenn- materialien! — Wiſſen Sie denn nicht, daß die Frau ſeit drei Wochen tot iſt? Hugenberg. Hat man ihr den Kopf abgeſchlagen? Rodrigo. Nein, den hat ſie noch. Sie iſt an der Cholera krepiert. Hugenberg. Das iſt nicht wahr. Rodrigo. Was wollen Sie denn wiſſen! — Da, leſen Sie; hier! (Zieht ein Zeitungsblatt hervor und deutet auf eine Notiz darin) „Die Mörderin des Dr. Schön …“ (Gibt das Blatt an Hugenberg.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#HUG"> <p><pb facs="#f0026" n="18"/> der Kerl ſeine Familie in die Sommerfriſche ſchicken<lb/> kann.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker> <hi rendition="#g">Rodrigo</hi> </speaker> <stage>(aus der Porti<hi rendition="#aq">è</hi>re tretend).</stage> <p>Wünſchen der<lb/> Herr Baron den Kaffee im Muſikzimmer oder auf der<lb/> Veranda ſerviert?</p> </sp><lb/> <sp who="#HUG"> <speaker><hi rendition="#g">Hugenberg</hi>.</speaker> <p>Wo kommt der Menſch her?! —<lb/> Aus derſelben Thüre! — Er ſprang aus derſelben Thüre<lb/> heraus!</p> </sp><lb/> <sp who="#ALW"> <speaker><hi rendition="#g">Alwa</hi>.</speaker> <p>Ich habe ihn in Dienſt genommen. Er iſt<lb/> zuverläſſig.</p> </sp><lb/> <sp who="#HUG"> <speaker> <hi rendition="#g">Hugenberg</hi> </speaker> <stage>(ſich an die Schläfen greifend).</stage> <p>Ich Dumm-<lb/> kopf! — Ich Dummkopf!</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker><hi rendition="#g">Rodrigo</hi>.</speaker> <p>Ja, ja, wir haben uns hier ſchon ge-<lb/> ſehen! Scheren Sie ſich zu Ihrer Frau Vize-Mama!<lb/> Ihr Brüderchen möchte ſeinen Geſchwiſtern gerne Onkel<lb/> werden. Machen Sie Ihren Herrn Papa zum Groß-<lb/> vater ſeiner Kinder. Sie haben uns gefehlt! Wenn<lb/> Sie mir in den nächſten vierzehn Tagen noch einmal<lb/> unter die Augen kommen, dann ſchlage ich Ihnen den<lb/> Kürbis zu Brei zuſammen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ALW"> <speaker><hi rendition="#g">Alwa</hi>.</speaker> <p>Seien Sie doch ruhig!</p> </sp><lb/> <sp who="#HUG"> <speaker><hi rendition="#g">Hugenberg</hi>.</speaker> <p>Ich Dummkopf!</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker><hi rendition="#g">Rodrigo</hi>.</speaker> <p>Was wollen Sie mit Ihren Brenn-<lb/> materialien! — Wiſſen Sie denn nicht, daß die Frau<lb/> ſeit drei Wochen tot iſt?</p> </sp><lb/> <sp who="#HUG"> <speaker><hi rendition="#g">Hugenberg</hi>.</speaker> <p>Hat man ihr den Kopf abgeſchlagen?</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker><hi rendition="#g">Rodrigo</hi>.</speaker> <p>Nein, den hat ſie noch. Sie iſt an<lb/> der Cholera krepiert.</p> </sp><lb/> <sp who="#HUG"> <speaker><hi rendition="#g">Hugenberg</hi>.</speaker> <p>Das iſt nicht wahr.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROD"> <speaker><hi rendition="#g">Rodrigo</hi>.</speaker> <p>Was wollen Sie denn wiſſen! — Da,<lb/> leſen Sie; hier!</p> <stage>(Zieht ein Zeitungsblatt hervor und deutet auf<lb/> eine Notiz darin)</stage> <p>„Die Mörderin des Dr. Schön …“</p><lb/> <stage>(Gibt das Blatt an Hugenberg.)</stage> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [18/0026]
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kann.
Rodrigo (aus der Portière tretend). Wünſchen der
Herr Baron den Kaffee im Muſikzimmer oder auf der
Veranda ſerviert?
Hugenberg. Wo kommt der Menſch her?! —
Aus derſelben Thüre! — Er ſprang aus derſelben Thüre
heraus!
Alwa. Ich habe ihn in Dienſt genommen. Er iſt
zuverläſſig.
Hugenberg (ſich an die Schläfen greifend). Ich Dumm-
kopf! — Ich Dummkopf!
Rodrigo. Ja, ja, wir haben uns hier ſchon ge-
ſehen! Scheren Sie ſich zu Ihrer Frau Vize-Mama!
Ihr Brüderchen möchte ſeinen Geſchwiſtern gerne Onkel
werden. Machen Sie Ihren Herrn Papa zum Groß-
vater ſeiner Kinder. Sie haben uns gefehlt! Wenn
Sie mir in den nächſten vierzehn Tagen noch einmal
unter die Augen kommen, dann ſchlage ich Ihnen den
Kürbis zu Brei zuſammen.
Alwa. Seien Sie doch ruhig!
Hugenberg. Ich Dummkopf!
Rodrigo. Was wollen Sie mit Ihren Brenn-
materialien! — Wiſſen Sie denn nicht, daß die Frau
ſeit drei Wochen tot iſt?
Hugenberg. Hat man ihr den Kopf abgeſchlagen?
Rodrigo. Nein, den hat ſie noch. Sie iſt an
der Cholera krepiert.
Hugenberg. Das iſt nicht wahr.
Rodrigo. Was wollen Sie denn wiſſen! — Da,
leſen Sie; hier! (Zieht ein Zeitungsblatt hervor und deutet auf
eine Notiz darin) „Die Mörderin des Dr. Schön …“
(Gibt das Blatt an Hugenberg.)
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Zitationshilfe: | Wedekind, Frank: Die Büchse der Pandora. Berlin, [1903], S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_pandora_1902/26>, abgerufen am 22.07.2024. |