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Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.

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Gedichte.
Euch Rosenmund/ vnd allein Euch
Gebühret in der Schönheit Reich
Auff der Lieb thron befelch zugeben:
Mir aber Euch/ die jhr gleichloß/
Vnd aller Rosen schönste Roß/
Dienstlich gehorsamend zu leben.

Wie in dem Himmel/ so auff erden
Kan nichts (dan deine herrlichkeit)
An schönheit vnd an süssigkeit
Der Rosen gleich gefunden werden:
Daher dan/ wan die Frülings zeit
Die welt zu der Lieb streit vnd beut
Behertzet/ vnd das erdreich zieret/
Erhebet sich die Roß mit wohn/
Allda/ weil Sie der blumen Cron/
Sie vnder allen triumfieret.
Die Morgenröhtin/ new-geboren/
Der Sonnen kind/ von thränen nasß/
Doch schmollend/ bald durch lieb vnd hasß
Von jhr verfolget vnd verloren/
Wan sie sich will mit höchstem pracht
Vnd in der newest schönsten tracht
Beklaiden/ muß sie alle morgen/
Sich zu beschönen/ zwar ohn scham/
Auß dem lieblichen Rosen-kram
All jhre anstreich-färblein borgen.

Dan
Q 4

Gedichte.
Euch Roſenmund/ vnd allein Euch
Gebuͤhret in der Schoͤnheit Reich
Auff der Lieb thron befelch zugeben:
Mir aber Euch/ die jhr gleichloß/
Vnd aller Roſen ſchoͤnſte Roß/
Dienſtlich gehorſamend zu leben.

Wie in dem Himmel/ ſo auff erden
Kan nichts (dan deine herꝛlichkeit)
An ſchoͤnheit vnd an ſuͤſſigkeit
Der Roſen gleich gefunden werden:
Daher dan/ wan die Fruͤlings zeit
Die welt zu der Lieb ſtreit vnd beut
Behertzet/ vnd das erdreich zieret/
Erhebet ſich die Roß mit wohn/
Allda/ weil Sie der blumen Cron/
Sie vnder allen triumfieret.
Die Morgenroͤhtin/ new-geboren/
Der Sonnen kind/ von thraͤnen naſſz/
Doch ſchmollend/ bald durch lieb vnd haſſz
Von jhr verfolget vnd verloren/
Wan ſie ſich will mit hoͤchſtem pracht
Vnd in der neweſt ſchoͤnſten tracht
Beklaiden/ muß ſie alle morgen/
Sich zu beſchoͤnen/ zwar ohn ſcham/
Auß dem lieblichen Roſen-kram
All jhre anſtreich-faͤrblein borgen.

Dan
Q 4
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[231/0249] Gedichte. Euch Roſenmund/ vnd allein Euch Gebuͤhret in der Schoͤnheit Reich Auff der Lieb thron befelch zugeben: Mir aber Euch/ die jhr gleichloß/ Vnd aller Roſen ſchoͤnſte Roß/ Dienſtlich gehorſamend zu leben. Wie in dem Himmel/ ſo auff erden Kan nichts (dan deine herꝛlichkeit) An ſchoͤnheit vnd an ſuͤſſigkeit Der Roſen gleich gefunden werden: Daher dan/ wan die Fruͤlings zeit Die welt zu der Lieb ſtreit vnd beut Behertzet/ vnd das erdreich zieret/ Erhebet ſich die Roß mit wohn/ Allda/ weil Sie der blumen Cron/ Sie vnder allen triumfieret. Die Morgenroͤhtin/ new-geboren/ Der Sonnen kind/ von thraͤnen naſſz/ Doch ſchmollend/ bald durch lieb vnd haſſz Von jhr verfolget vnd verloren/ Wan ſie ſich will mit hoͤchſtem pracht Vnd in der neweſt ſchoͤnſten tracht Beklaiden/ muß ſie alle morgen/ Sich zu beſchoͤnen/ zwar ohn ſcham/ Auß dem lieblichen Roſen-kram All jhre anſtreich-faͤrblein borgen. Dan Q 4

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Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/249>, abgerufen am 02.05.2024.