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Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.

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Gaistliche
Da deiner augen blödigkeit
Durch seinen schein nicht zu erschröcken/
Er seiner allmacht herrlichkeit
Mit deines leibs beschwerd vnd ellend wolt bedöcken!

7.
O haisser Liebe werck/ das sich zu trost vns hayden
Das ewig klare liecht mit finsternuß wolt klaiden!
Vnd daß Got würd des menschen sohn/
Mit menschen lebend hie auff erden/
Damit Sie in des himmels thron
Möchten leben mit Got/ vnd Gottes kinder werden.
8.
Du/ mensch/ entsetz dich nicht/ in zehern/ klagen/ flehen/
Jn armut/ kält vnd noht der welt Hayland zu sehen:
Er ist noch Got/ vnd ewig zwar/
Der deine menscheit gern empfangen;
Allein was er zuvor nicht wahr/
Das hat Er (dir zu trost) zu sein jetz angefangen.
9.
Mensch fieng er an zu sein (doch thut er Got stehts
bleiben)
Mit seiner allmacht krafft dein fleisch ein-zu verleiben;
Vnd schwach hat Er sich gern gemacht
Daß er für dich leyd des Tods nöhten/
Behaltend gleichwol seine macht/
Daß/ als ein starcker Got/ Er den tod selbs möcht
tödten.
10. Wel-

Gaiſtliche
Da deiner augen bloͤdigkeit
Durch ſeinen ſchein nicht zu erſchroͤcken/
Er ſeiner allmacht herꝛlichkeit
Mit deines leibs beſchwerd vnd ellend wolt bedoͤcken!

7.
O haiſſer Liebe werck/ das ſich zu troſt vns hayden
Das ewig klare liecht mit finſternuß wolt klaiden!
Vnd daß Got wuͤrd des menſchen ſohn/
Mit menſchen lebend hie auff erden/
Damit Sie in des himmels thron
Moͤchten leben mit Got/ vnd Gottes kinder werden.
8.
Du/ menſch/ entſetz dich nicht/ in zehern/ klagen/ flehē/
Jn armut/ kaͤlt vnd noht der welt Hayland zu ſehen:
Er iſt noch Got/ vnd ewig zwar/
Der deine menſcheit gern empfangen;
Allein was er zuvor nicht wahr/
Das hat Er (dir zu troſt) zu ſein jetz angefangen.
9.
Menſch fieng er an zu ſein (doch thut er Got ſtehts
bleiben)
Mit ſeiner allmacht krafft dein fleiſch ein-zu verleibē;
Vnd ſchwach hat Er ſich gern gemacht
Daß er fuͤr dich leyd des Tods noͤhten/
Behaltend gleichwol ſeine macht/
Daß/ als ein ſtarcker Got/ Er den tod ſelbs moͤcht
toͤdten.
10. Wel-
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[136/0154] Gaiſtliche Da deiner augen bloͤdigkeit Durch ſeinen ſchein nicht zu erſchroͤcken/ Er ſeiner allmacht herꝛlichkeit Mit deines leibs beſchwerd vnd ellend wolt bedoͤcken! 7. O haiſſer Liebe werck/ das ſich zu troſt vns hayden Das ewig klare liecht mit finſternuß wolt klaiden! Vnd daß Got wuͤrd des menſchen ſohn/ Mit menſchen lebend hie auff erden/ Damit Sie in des himmels thron Moͤchten leben mit Got/ vnd Gottes kinder werden. 8. Du/ menſch/ entſetz dich nicht/ in zehern/ klagen/ flehē/ Jn armut/ kaͤlt vnd noht der welt Hayland zu ſehen: Er iſt noch Got/ vnd ewig zwar/ Der deine menſcheit gern empfangen; Allein was er zuvor nicht wahr/ Das hat Er (dir zu troſt) zu ſein jetz angefangen. 9. Menſch fieng er an zu ſein (doch thut er Got ſtehts bleiben) Mit ſeiner allmacht krafft dein fleiſch ein-zu verleibē; Vnd ſchwach hat Er ſich gern gemacht Daß er fuͤr dich leyd des Tods noͤhten/ Behaltend gleichwol ſeine macht/ Daß/ als ein ſtarcker Got/ Er den tod ſelbs moͤcht toͤdten. 10. Wel-

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Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/154>, abgerufen am 06.05.2024.